Thomas Müller ist seit Jahresbeginn zusammen mit Roland Wehrle Geschäftsführer der Nachsorgeklinik in Tannheim. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträts: Thomas Müller ist seit 20 Jahren Finanzchef der Nachsorgeklinik Tannheim

Seine Arbeit hat ihn gelehrt, auf was es wirklich ankommt im Leben. Thomas Müller ist seit 20 Jahren Finanzchef der Tannheimer Nachsorgeklinik für krebs-, herz- und mukoviszidosekranke Kinder und Jugendliche und seit Jahresbeginn einer der beiden Geschäftsführer.

 

VS-Tannheim/Mönchweiler. Der heute 53-jährige Diplom-Volkswirt stand damals vor einer spannenden Aufgabe. Es hieß, das gesamte Finanz- und Personalwesen der gerade neu am Rande des VS-Stadtbezirks Tannheim erbauten Klinik aufzubauen. 60 Mitarbeiter, monatlich 20 Patienten und ein Schuldenberg von 13 Millionen Euro erwarteten Thomas Müller. "Diese Herausforderung hat mich gereizt", erzählt der damals 33-Jährige.

Heute 178 Mitarbeiter

Heute zählt die Klinik 178 Mitarbeiter, rund 160 Patienten pro vierwöchiger Reha und nur noch knapp zwei Millionen Euro Schulden. Am Erfolg der Klinik ist Thomas Müller nicht unschuldig. Mit viel Kreativität ging er ans Werk. Sein oberstes, wertschätzendes Ziel lautete von Anfang an: Spätestens am Monatsletzten werden die Mitarbeiter entlohnt. Sein Blick auf die Zahlen habe ihn zu Beginn seiner Tätigkeit in Tannheim nur wenig vom Geschehen um ihn herum wahrnehmen lassen, gibt er zu. Erst allmählich habe er realisiert, mit wem er es – wenngleich hauptsächlich auf dem Papier – hier zu tun hat: mit Kindern und Heranwachsenden, die an lebensverkürzenden Krankheiten leiden und mit Menschen, die es gelernt haben, sie in ihrem Leid zu therapieren, zu pflegen und zu begleiten. "Eine enorme Belastung, die über geleistete Arbeitsstunden hinausgeht", das weiß er längst und zieht vor seinen Mitarbeitern den Hut.

Er stammt aus Mönchweiler

Thomas Müller stammt aus Mönchweiler, ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein Enkelkind. Er ist leidenschaftlicher Tennisspieler und bei den Herren 50 des TC Obereschach aktiv.

Nach dem Studium arbeitete er zunächst vier Jahre lang in einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen, dann im Autohaus Görlacher in Villingen, das heute zu Südstern Bölle gehört.

Mit Eröffnung der Klinik 1997 übernahm er deren Finanzresort. Im April 2017 berief ihn der Aufsichtsrat der Klinik in die Geschäftsführung, die er jetzt gemeinsam mit dem Klinikgründer Roland Wehrle ausübt.

Von Patient beeinruckt

In 20 Jahren habe er bewusst den Kontakt zu den Patienten gesucht und vor allem bei den häufiger nach Tannheim wiederkehrenden Mukoviszidosekranken auch vertieft, berichtet er. Ein Patient habe ihm einmal erzählt, dass er seine Krankheit sogar als etwas Positives sehen könne. "Wenn ich über eine Wiese gehe, nehme ich deren Geruch, das Grün und das Gefühl unter den Füßen viel bewusster wahr als ein Gesunder". Das habe ihn beeindruckt und seinem eigenen Leben mehr Inhalt verliehen, sagt Müller.

Der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Mitmenschlichkeit ist eine tägliche Herausforderung. "Mit Geld zu begründen, warum man etwas tut oder lässt, ist nicht immer die glücklichste Lösung", sagt er, wohl wissend, dass die Nachsorgeklinik rund 600 000 Euro an Spenden pro Jahr benötigt, um den Betrieb aufrechterhalten zu können und der "finanzielle Spielraum" minimal ist. Die daher existenzielle Spendenakquise betreibt er mit Wehrle gemeinsam.

Stark sei er als Finanzchef involviert, wenn es um die Abwicklung von Nachlässen an die Klinik geht. Sein sensibler Umgang mit den Angehörigen des Verstorbenen haben der Klinik schon so manches Erbe beschert.

Rückzug als Gemeinderat

Thomas Müller ist seit 13 Jahren auch CDU-Gemeinderat in Mönchweiler. Mit Übernahme der Klinik-Geschäftsleitung sei damit nach der dritten Legislaturperiode in 2019 indes Schluss, das habe er seiner Fraktion bereits mitgeteilt, sagt er.

Viele Projekte hat er mit angestoßen und realisiert: die Schul- und Hallensanierung, der Bau des Kinderhauses und des betreuten Wohnens, die Ausweisung zweier kleiner Neubaugebiete.

Momentan beschäftige ihn besonders die bedrohte ärztliche Versorgung auf dem Land. Und da schließt sich der Kreis vom Gemeinderat zum Klinikchef: Auch die Nachsorgeklinik sucht händeringend Ärzte, zurzeit besonders einen Lungenfacharzt, der sich mit Mukoviszidose bei Kindern auskennt, die aufgrund des medizinischen und therapeutischen Fortschrittes älter geworden sind als noch vor Jahren prognostiziert. "Solche Ärzte gibt es leider nicht viele".