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Martin Schuhbauer wartet in Corona-Zeiten auf die konstituierende Sitzung des Kirchengemeinderats

Gerade ist er in den Pfarrgemeinderat der Katholischen Seelsorgeeinheit Villingen wiedergewählt worden und wird auch – sobald es das Coronavirus zulässt – erneut für die Wahl zu dessen Vorsitzendem kandidieren. Martin Schuhbauer ist auch in unruhigen Zeiten ein überzeugter Katholik.

VS-Villingen. Ostern ist für ihn das höchste Fest des Kirchenjahres. Ohne die Feierlichkeiten anlässlich der Wiederauferstehung Christi hätte sich Martin Schuhbauer die Osterfeiertage bisher nicht denken können. Doch es gab Alternativen – so auch für ihn und seine Familie. Statt Josef Fischers Osterpredigt wie sonst im Kreise vieler anderer Menschen beim Fest-Gottesdienst im Münster hören zu können, hielt am Ostersonntag im Hause Schuhbauer der Laptop her. Dekan Fischer hatte, wie schon alle Tage davor und danach, seine erbaulichen Gedanken online mitgeteilt und seine Gemeinde getröstet.

Auch die österliche Ansprache von Papst Franziskus hatte sich Martin Schuhbauer nicht entgehen lassen. Dabei stand er in der Küche seines Hauses in der Alban-Dold-Straße und bereitete Rinderbraten und Schweinefilet in Champignonrahm zu. Nicht nur für sich, seine Frau Karin und seine beiden Töchter, sondern auch für die Eltern und Schwiegereltern. Die Kontaktsperre verbot ein gemeinsames Festessen, daher wurde die ältere Generation mit den selbst gemachten Köstlichkeiten beliefert.

Mit der Fürsorge um andere ist Martin Schuhbauer gemeinsam mit drei Geschwistern in Villingen aufgewachsen. Sein Vater war nicht nur Hausmeister des Münsterzentrums, sondern auch Pfarrgemeinderat. Schuhbauer durchlief als Ministrant und Jugendleiter in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) die Schule kirchlichen Engagements für den Nächsten.

Termin für konstituierende Sitzung weiter offen

Bis heute wirkt er aktiv in der Münsterpfarrei mit und ist Mitglied der Kolpingfamilie. Bei diesem von Adolph Kolping zum Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Verein, der zunächst Anlaufstelle nur für Junggesellen war, leitete er einige Jahre die Jugendgruppe. Als 1985 die Wahlen für den Pfarrgemeinderat anstanden, wünschte sich der damalige Dekan Kurt Müller zwei Vertreter der KJG im Gremium. Martin Schuhbauer und Jürgen Kern nahmen die Aufgabe wahr.

Seither vertritt Schuhbauer die Gläubigen, war in den vergangenen fünf Jahren ihr Vorsitzender und ist inzwischen trotz seiner erst 57 Lebensjahre der dienstälteste Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit Villingen. Deren Entwicklung beschäftigt ihn und den ganzen Rat seit Jahren. Priestermangel und gehäufte Kirchenaustritte machen es der katholischen Kirche immer schwerer, ihre seelsorgerische Aufgaben zu erfüllen. Inzwischen sind alle fünf Villinger Pfarreien und die Filialgemeinde St. Konrad-Rietheim zu einer Einheit zusammengelegt. Trotz deren Größe einen kirchlichen Betrieb nicht nur aufrechtzuerhalten und die Bedürfnisse der Menschen nach Nähe, Fürsorge und Beistand zu befriedigen, sondern die Gemeinden auch weiterzubringen, daran arbeiten Martin Schuhbauer und sein Pfarrgemeinderat nach Kräften mit.

Die Wahlen für das neue Gremium sind gerade gelaufen – durch die Mitte März begonnene Corona-Krise zwei Wochen später als geplant und nur online oder per Briefwahl. Aus diesem Grund, so sieht es Martin Schuhbauer, sank die Wahlbeteiligung von 12,8 vor fünf Jahren auf diesmal 7,2 Prozent aller Wahlberechtigten. Die erste konstituierende Sitzung der neuen Räte, bei der Schuhbauer wieder als Vorsitzender kandidieren wird, steht wegen des derzeitigen Versammlungsverbotes noch aus, nicht einmal ein Termin konnte bislang festgelegt werden.

"Seltsam" findet Martin Schuhbauer das Leben zurzeit, doch er ringt ihm auch Positives ab. Die aufgezwungene Entschleunigung tue den meisten Menschen gut, findet er und er hofft, dass die innere Einkehr den ein oder anderen nach überstandener Krise wieder öfter in die Kirchen führt. Sein eigener Alltag hat sich in Corona-Zeiten nicht sehr geändert.

Als Handwerker viel zu tun, als Fastnachter momentan Pause

Nach seinem Hauptschulabschluss in der Klosterringschule lernte er als 15-Jähriger den Beruf des Kachelofen- und Luftheizungsbauers – einfacher: Ofensetzer – bei der einstigen Firma Käfer in der Bertholdstraße. Seit 1988 ist er beim Kachelofenbauer Albiker in Schwenningen beschäftigt und hat als Handwerker derzeit viel zu tun.

Und da seine weitere große Leidenschaft, die Fastnacht, gerade keine Saison hat, ist Zeit genug für die Familie. In seinem Garten hat sich Martin Schuhbauer einen Holzbackofen gebaut, aus dem er Brot und Pizza, aber auch leckere Fleischgerichte holt.

Bis zur nächsten Fastnacht, die er von klein auf im Häs, als ehemaliger Obertrieber und Butzeselvater bis 2010 sowie als amtierender zweiter Kammerverwalter der Historischen Narrozunft mitgestaltet, wird die Corona-Krise hoffentlich nur noch eine ungute Erinnerung sein.