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Porträt / Dirk Sautter ist als Leiter der Integrierten Leitstelle mit den Auswirkungen der Corona-Krise beschäftigt / Für die CDU im Gemeinderat / Kurz vor einem runden Geburtstag

"Es kommt nicht darauf an, wo du die Aufgabe anpackst, es kommt darauf an, dass du es tust" – dieses Wort von dem deutschen Verlagsbuchhändler Eugen Diederichs (1867 bis 1930) hat sich Dirk Sautter zum Lebensmotto gemacht. Der 49-Jährige packt in der Tat an, wo es geht.

VS-Schwenningen. Zurzeit ist Dirk Sautter als Leiter der Integrierten Leitstelle vor allem mit den Auswirkungen der Corona-Krise beschäftigt – und das von zu Hause aus. Im Homeoffice koordiniert er die Schichtdienste von 14 Mitarbeitern und zehn Springern in der Notfallrettung und anderen Leitstellen.

Schutzmaßnahmen extrem verstärkt

Die Herausforderung sei es gerade, sagt Sautter, die Kollegen so einzuteilen, dass jeder so gering wie möglich einer Ansteckungsgefahr ausgesetzt sei und im Falle einer Infizierung der Betrieb dennoch aufrechterhalten werden könne. Die Schutzmaßnahmen für jeden einzelnen Mitarbeiter wurden extrem verstärkt und auch das Vorgehen bei der Notrufabfrage verändert: Wenn ein Mann im Garten von der Leiter gefallen ist, wird beim Notruf jetzt auch nach Corona-Symptomen und Kontakten gefragt. "Die Rettungskräfte müssen die Chance haben, sich schützen zu können, bevor sie eintreffen", erklärt Dirk Sautter.

Außerdem wurden in den EDV-basierten Einsatzleitsystem neue relevante Adressen wie die Fieberambulanz hinter dem Messegelände und die Praxen, die nun zusätzlich Patienten versorgen, eingepflegt.

Ein gebürtiger Schwenninger

Dirk Sautter ist gebürtiger Schwenninger. Schon als 14-Jähriger durfte er mit der Jugendfeuerwehr erstmals in die Leitstelle hineinschnuppern und war fasziniert. Nach der Grundschulzeit an der Gartenschule und mit der Mittleren Reife am Gymnasium am Deutenberg hatte er an der Feintechnikschule zunächst den Beruf des Elektromechanikers gelernt und mit der Fachhochschulreife abgeschlossen.

Doch dann verließ Dirk Sautter den eingeschlagenen Weg. Am Ende seines Zivildienstes in der Schwenninger Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ließ er sich zum Rettungssanitäter ausbilden. 1992 übernahm ihn das DRK. Er wurde in der Leitstelle eingesetzt, absolvierte 1996 die staatliche Prüfung zum Rettungsassistenten und wurde 2007 Leiter der Leitstelle. Den Umzug in den Neubau gegenüber des Schwarzwald-Baar-Klinikums 2017 gestaltete er wesentlich mit.

Dirk Sautter hat sich schon früh politisch engagiert. "Ich war und bin ein eifriger Zeitungsleser und mir liegt Villingen-Schwenningen schon immer am Herzen", sagt er. Deshalb musste er 2009 nicht lange überlegen, als er von den Christdemokraten der Stadt darum gebeten wurde, für die Gemeinderatswahl zu kandidieren.

Nur knapp verpasste der Schwenninger beim ersten Anlauf den Sprung ins Gremium. Seine Stimmenzahl reichte 2013 aber für ein Nachrücken – Dirk Sautter folgte auf Mona Berberich. 2014 und 2019 wurde er jeweils wiedergewählt, im vergangenen Jahr zog er zudem in den Kreistag ein. An der Seite von Klaus Martin leitete er zudem einige Jahre den CDU-Stadtverband, bis man vor kurzem gemeinsam Platz für einen Neuanfang machte, sich aber weiterhin engagiert.

2018 nutzte Dirk Sautter seinen kompletten Jahres- und Resturlaub sowie angesammelte Überstunden, um den Wahlkampf des OB-Kandidaten Jürgen Roth vor Ort zu organisieren. "Eine unglaublich spannende, aber auch harte Zeit", resümiert er, die ich aber nicht missen möchte und die mit der Wahl des CDU-Kandidaten "ja ein Happyend hatte".

"Zu viele tolle neue Dinge" umgesetzt

Als Gemeinderat steht Dirk Sautter dafür ein, dass die Stadt vorangebracht werden kann, ohne dabei nur auf Neues zu setzen, sondern auch der Bestand im Blick behalten wird. In der Vergangenheit habe man versäumt, die Infrastruktur zu erhalten, unter anderem Schulen und Straßen vernachlässigt und "zu viele tolle neue Dinge" umgesetzt, findet er.

Dass er bei seinen Betrachtungen stets beide großen Stadtbezirke im Auge hat, versteht sich für Dirk Sautter von selbst und das wiederum liegt in seiner Familie begründet: der Vater ist ein Schwenninger, die Mutter eine Villingerin.

Ein Mitglied der Feuerwehr ist er immer noch, mit dem Status "aktiv" habe er derzeit allerdings zeitliche Probleme, gibt er zu. "Man ist dabei oder nicht dabei, dazwischen gibt es nichts", weiß er und überlegt derzeit, ob er sich alternativ nicht schon in die Altersmannschaft eingliedern soll. Denn schließlich ist da auch noch sein Engagement bei der Mitgliederwerbung für die Hagelabwehr Südwest und die für die Schwenninger Lumpenmusik, die er als begeisterter Trompeter 2010 ins Leben rief und die aus der Kneipenfasnet nicht mehr wegzudenken ist.

Momentan steht die Welt aber auch für Dirk Sautter fast still. "Eine kluge Strategie, um den Spagat zwischen Kontaktsperre und dem Erhalt der Wirtschaftskraft zu schaffen", wünscht sich der Mann, der sich selbst als "Single" bezeichnet, aber offen lässt, ob er seinen runden Geburtstag demnächst wirklich alleine begehen muss.