Saftige Mehrkosten und Schlampereien in der Vergangenheit lassen Emotionen hochkochen. Foto: Archiv

Im Gemeinderat liegen Nerven blank. Im Bereich Eisbär und Kufenstüble muss brandschutztechnisch aufgerüstet werden.

Villingen-Schwenningen - Denkbar heiße Diskussionen über die Kunsteisbahn gab es am Mittwoch im Gemeinderat. Mit den Mehrkosten in Höhe von über 900.000 Euro bei der Sanierung der Bahn II mussten die Räte schließlich eine bittere Pille schlucken.

Auch Oberbürgermeister Rupert Kubon schlug es auf den Magen: "Das ist äußerst unerfreulich." Und das lag nicht nur in der immensen zusätzlichen Summe des ursprünglich ohnehin schon vier Millionen Euro teuren Vorhabens begründet, sondern auch in der Art und Weise, wie diese zustande gekommen sind: Im Jahre 1993 sollen Brandschutzauflagen einfach ignoriert worden sein.

Im Bereich Eisbär und Kufenstüble muss brandschutztechnisch aufgerüstet werden

Wunderte das den Grünen-Sprecher Joachim von Mirbach mit Blick auf die 90-er Jahre und einen damaligen Überziehungskredit auch gar nicht – "man hat gespart" – war das Gros des Gremiums doch richtiggehend entsetzt. Nicht nur, dass die statische Ertüchtigung des Stahltragwerks der Dachkonstruktion nötig wird, auch im Bereich Eisbär und Kufenstüble muss brandschutztechnisch aufgerüstet werden – etwa bezüglich der Brandmeldeanlage, der Rettungswege und der Alarmierung.

Wie sehr die Gemeinderäte mit der nun nötig gewordenen Zustimmung zu den Mehrkosten haderten, wurde auch in den Redebeiträgen deutlich. Keiner der heute in der Verantwortung Stehenden trage daran eine Mitschuld, stellte Kubon deshalb unmissverständlich klar. Mehrere Gemeinderäte jedoch meldeten zumindest Zweifel an, ob das Architekturbüro Schneller nicht im Zuge der Machbarkeitsstudie auf die Missstände und nicht erfüllten Brandschutzauflagen hätte stoßen müssen. So hat sich beispielsweise Frank Bonath (FDP) "schwer" mit der Aussage, man habe die Missstände jetzt erst bemerkt. "Als Planer hätten die Brandschutzthemen vorher festgestellt werden müssen", so Bonath in Richtung des planenden Architekten Uwe Schlenker. Das rieche ein bisschen nach "Salami-Taktik", so Bonath. Er regte deshalb sogar an, zu prüfen, ob es "Regressansprüche gegenüber dem Planer geben könnte" – gegebenenfalls müssten Planer in solchen Fällen künftig gesperrt werden. Anhand dieser Aussagen kochte auch auf der Gegenseite die Stimmung hoch: "Wenn Sie so unsachliche Kommentare in öffentlicher Sitzung machen, dann müssen wir überprüfen, ob wir Sie in Regress nehmen", konterte Uwe Schlenker daher. Für die betreffenden Teilbereiche habe er im Rahmen der Machbarkeitsstudie nicht einmal den Auftrag erhalten, diese zu untersuchen. Hier werde lediglich berichtet, was im Zuge der Sichtung der Akten aufgefallen sei.

"Projekt wird teurer und die Krokodilstränen fließen"

"Es ist wie immer, wir in VS haben ein Projekt, das Projekt wird teurer und die Krokodilstränen fließen", bewertete Gemeinderat Friedrich Bettecken die Sache nüchtern. Vielleicht sei es in diesem Fall sinnvoller, "das Ding abzureißen?", stellte er eine gewagte Frage in den Raum. Doch da die Kosten für den Neubau einer einfachen Trainingshalle ohne weitere Besonderheiten wie Curlinghalle oder Kufenstüble laut Schlenker bei sieben Millionen Euro liegen, war diese Frage schnell beantwortet.

Während die Mehrheit der Gemeinderäte sich der Situation beugte und zähneknirschend die Mehrkosten annahm, stimmte der Grünen-Fraktionssprecher Joachim von Mirbach entschieden dagegen: Regelmäßig tauchten Einrichtungen wie das "Brot- und-Spiele-Kolosseum" auf den Tagesordnungen auf, während "man seinen Aufgaben als Schulträger einfach nicht nachkommt" – etwa im Falle des Hoptbühlgymnasiums, wo 800 Schüler ohne Außensportgelände seien. Auch Ernst Reiser von den Freien Wählern protestierte vehement: "Da steige ich aus, das mache ich nicht mit!"