Eine Kugel Eis schlecken, wenn draußen Schnee liegt? Zumindest für viele Schwenninger ist das undenkbar. Foto: Roth

Betreiber ergreifen entsprechende Maßnahmen. Vermietung der Räumlichkeiten an Zwischenpächter.

VS-Schwenningen - Eine leckere Kugel Schokoladeneis oder einen erfrischenden Frozen Joghurt schlecken - geht das im Winter? In Schwenningen zumindest nicht: Die kalten Tage sind besonders für Eiscafés aufgrund von ausbleibender Kundschaft sehr problematisch.

In kurzer Hose oder Sommerkleid gemütlich einen Kaffee trinken gehen und dazu einen großen Eisbecher genießen: An den heißen Sommertagen eine beliebte Beschäftigung für viele Leute, mit der die Betreiber von Eiscafés ihre Brötchen verdienen. Jedoch sinkt die Lust gerade auf die italienische gefrorene Süßspeise in der kalten Jahreszeit logischerweise stark, was den Cafébesitzern in den Wintermonaten oft zum Verhängnis wird. Nicht selten legen diese Lokale eine Winterpause ein und vermieten ihre Räumlichkeiten für Zwischenpächter, um der Kundenflaute zu entgehen.

Gewohnter Betrieb statt Winterurlaub

Für Guiseppe Tarantiono kommt eine lange Winterpause jedoch nicht infrage. Er hat das Eiscafé Cortina am Mühlweg gemeinsam mit seiner Frau übernommen. Zum 16. Januar hat er den Betrieb der Kult–Eisdiele wieder aufleben lassen, nachdem er sie von dem Vorbesitzer Mario Spadoni übernommen hat (Wir berichteten). "Man merkt den Unterschied zum Sommer schon. Es ist kein Vergleich. Mein Ziel ist es trotzdem, den Laden in den Wintermonaten durchgehend geöffnet zu lassen. Wir wollen die Gäste mit Kuchen und Kaffee locken", erzählt Tarantino, der zuvor 25 Jahre im Café Dolomiti tätig war. Außerdem setzt der erfahrene Gastronom eine Auswahl von warmen Snacks, wie zum Beispiel herzhafte Panini oder Crêpes.

Jedoch gibt es auch andere Eisdielen, welche das Geschäft trotz mangelndem Besuch gewöhnlich weiterführen, wie etwa das Eiscafé Dolomiti am Muslenplatz. Auch Besitzer Massimiliano Gianotti weiß um die Problematik: "Im Sommer wissen wir oft gar nicht wo wir die Gäste unterbringen sollen. Im Winter ist es das komplette Gegenteil. Vom Dreikönigstag bis jetzt war es wie ein Friedhof. Man merkt es massiv, wie viel weniger Gäste kommen", erzählt er.

Zuvor gibt es um die Weihnachtszeit einen kleinen Aufschwung. "Ab November wird es sehr ruhig. Aber ab dem 18. Dezember bis zum 6. Januar kommen trotzdem einige Gäste", berichtet Gianotti. Die schlimmste Zeit im Jahr sei trotzdem wenn der Weihnachtsmarkt beginnt. "Zu keiner Zeit im Jahr sind weniger Leute hier", fährt er fort. Gianotti und sein Team müssen daher laut eigener Aussage im Winter gerade beim Eissortiment einige Abstriche machen. "In der Hochzeit im Sommer haben wir 40 Eissorten zur Auswahl. Ab September machen wir dann nur noch die Hälfte, und ab November haben wir nur noch eine Theke gefüllt mit acht Sorten", erklärt er.

Schlechte Erfahrung bei Zwischenvermietung

Die Differenz der Verkaufsmengen könnte dabei wohl kaum größer sein. "Den kompletten Winter verkaufen wir in etwa so viel Eis wie an einem gut besuchten Sommertag. Ohne große Übertreibung", sagt der Gastronom lachend.

Eine Zwischenvermietung seines Ladens während der schwachen Monate, wie es etwa das Café Zampoli in Villingen macht, kommt für ihn aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit nicht mehr in Frage. "Wir machen das seit 18 Jahren nicht mehr. Es hat sich nicht gerechet und es sind auch oft Sachen im Gastraum kaputt gemacht worden", berichtet Gianottis Ehefrau. Dennoch ist sie mit dem Schwenninger Kundenstamm zufrieden: "Schwenninger sind treue Seelen. Ich mag diese Mentalität. Aber wenn schlechtes Wetter ist, habe ich oft das Gefühl, dass sie nicht so ausgehfreudig sind", fährt sie schmunzelnd fort.

Es leiden nicht nur die bekannten italienischen Cafés unter der Winterflaute, sondern auch andere Läden, diemit ihrem Angebot ebenfalls besonders an heißeren Tagen locken. So bekommt auch Nguyen Thi Phuong, Inhaberin von Thi’s Bubble Tea in der Marktstraße, die Kälte des Winters zu spüren. Sie kann ihre Kunden besonders mit ihrem hausgemachten Frozen Joghurt und den asiatischen Bubble Tea’s begeistern.

Allerdings sinkt auch hier bei kalten Temperaturen die Nachfrage. "Man merkt es enorm. Im Sommer habe ich viel mehr Kunden, gerade wegen des Frozen Joghurts", erklärt Phuong. Bedauerlicherweise hat sie keine Möglichkeit, ihr Angebot entsprechend anzupassen, da sich der Verkauf auf diese beiden Produkte konzentriert. "Im Sommer wenn es wieder wärmer wird, wird es dann wieder besser", sagt Phuong zuversichtlich.