Abschied nach 38 Jahren im Mühlweg: Mitarbeiter Nicola Stampone (von links), Tochter Samanta Mini, Laura Spadoni, Enkel Luis Mini, Mario Spadoni und Mitarbeiter Valerio Cerella verabschieden sich am 10. November von ihren Kunden. Foto: Pohl

Eiscafé im Mühlweg wechselt nach 38 Jahren den Inhaber. Abschied fällt schwer.

VS-Schwenningen - Das Eiscafé Cortina ist seit 1981 im Mühlweg und über fast vier Jahrzehnte zu einer Institution geworden. Nun ist für Laura und Mario Spadoni Ende kommender Woche Schluss. Sie übergeben die Eisdiele an Giuseppe Tarantino.

Es wird kein leichter Abschied, das ist Laura und Mario Spadoni anzumerken. Nach 38 Jahren werden sie sich von ihrem "Wohnzimmer", wie es ihre Tochter Samanta Mini nennt, trennen. Das Eiscafé Cortina haben sie Anfang der 80er-Jahre übernommen und bis heute geführt. Am Sonntag, 10. November, werden Spadonis die Türen ihrer Eisdiele ein letztes Mal öffnen und auch schließen. Denn anders als in all den Jahren zuvor, kehren sie nach ihrem Winterurlaub bei Rimini in Italien nicht zurück hinter die Theke. Wenngleich sie Schwenningen – auch wegen ihrer Tochter, ihres Schwiegersohns und ihres Enkels Luis – erhalten bleiben.

Nach der Winterpause übernimmt neuer Betreiber

"Es hat sich plötzlich die Gelegenheit ergeben, die Eisdiele abzugeben", sagt Laura Spadoni. Es wirkt, als wäre dieser Satz für sie noch immer surreal. Doch es ist Tatsache, denn nach der Winterpause – "wohl ab Januar", sagt Samanta Mini – wird Giuseppe Tarantino mit seiner Frau übernehmen. "Sie lieben diese Arbeit genauso wie wir", versichert die Noch-Inhaberin, dass die Kunden auch weiterhin in guten Händen sein werden.

Ein Verwandtschaftsverhältnis bestehe zwischen ihnen und dem Nachfolger nicht, dennoch kenne man sich schon lange. "Und Giuseppe hat immer wieder gesagt, ›irgendwann komme ich zu euch‹", erzählt Laura Spadoni. Erst vergangenes Jahr sei das wieder der Fall gewesen. "Ich habe nur geantwortet, ›oh Giuseppe, das sagst Du schon seit so vielen Jahren‹", berichtet sie lachend. "Und im Frühjahr kam er tatsächlich auf uns zu."

Für den 74-jährigen Mario und die 69-jährige Laura Spadoni ist es "schön, dass es weitergeht". Denn natürlich haben sie in 38 Jahren viele Menschen kennengelernt, tolle Begegnungen gehabt, und die Stammkunden sind ihnen auch ans Herz gewachsen. "Früher sind die Kinder zu uns gekommen, dann waren sie plötzlich groß, und heute kommen sie mit Partnern und ihren eigenen Kindern." Darauf seien sie sehr stolz. Und auch darauf, dass die Kunden stets wegen ihnen gekommen seien. Schließlich sei es durch die etwas abgelegene Lage im Mühlweg nicht so, dass viel Laufkundschaft komme.

Richtiger Zeitpunkt für Übergabe gekommen

Auch wenn sich die Übergabe der Eisdiele recht schnell in den vergangenen Monaten ergeben habe, so sei es doch der richtige Zeitpunkt, glaubt Samanta Mini. "Ich denke, meine Eltern hätten vielleicht noch ein Jahr gemacht." Nun kann das Ehepaar Spadoni das kommende Jahr anders planen. Ein Abschied aus Deutschland ist aber nicht geplant, wie Tochter Samanta verrät. "Sie werden, so lange es gesundheitlich geht, zwischen Deutschland und Italien pendeln. Schließlich ist ihr Enkel ja hier." Und Italien werden sie, scherzt ihre Tochter, nun von einer neuen Seite kennenlernen. "Den italienischen Sommer haben sie ja seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt."

Die Reaktionen der Kunden in den vergangenen Tagen zeigten der Familie, welche Wertschätzung sie hier im Mühlweg erfahren. "Viele finden es sehr schade, dass wir aufhören. Und eine Kundin hat sogar geweint", berichtet Laura Spadoni. Solche Reaktionen machen es für die Inhaberin natürlich nicht leichter. "Ich glaube, es wird noch einmal richtig schwer, wenn wir den Schlüssel abgeben müssen", blickt sie in die nahe Zukunft.

Doch bevor es soweit ist, wollen sich Spadonis noch bei möglichst vielen Kunden bedanken und sich von ihnen verabschieden. Und wie ginge das besser, als mit Eis. "Am Samstag (9. November) werden wir jedem Kunden zwischen 15 und 17 Uhr zwei Kugeln Eis spendieren", verspricht Laura Spadoni. "Solange der Vorrat eben reicht", ergänzt Samanta Mini. Und am Sonntag kommen – wie immer am letzten Tag vor der Winterpause – die Ministranten von Mariä Himmelfahrt "zum Leeressen".