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Umbau des Stellwerks am Bahnhof noch nicht abgeschlossen. Corona-Pandemie bringt Zeitplan ins Wanken.

Villingen-Schwenningen - Die Umbauarbeiten im alten Stellwerk am Schwenninger Bahnhof sind längst nicht abgeschlossen. Demnach gibt es in dem historischen Gemäuer auch noch kein Eis zu kaufen. Denn das war eigentlich der Plan von zwei St. Georgener Eiscafé-Betreibern.

Von leckerem Vanille- oder Schokoladen-Eis ist am Schwenninger Bahnhof nichts zu sehen. Das alte Stellwerk gegenüber des Bahnhofgebäudes steht – zumindest von außen – so da wie eh und je. Eigentlich, so war der Plan, wollten Jorge Gomes und Luis Pinto ab März dort ihre Eisdiele eröffnen. Die Corona-Pandemie brachte den Zeitplan aber mächtig ins Wanken.

Die beiden Eiscafé-Betreiber aus St. Georgen hatten im vergangenen Oktober gegenüber dem Schwarzwälder Boten berichtet, dass sie den Pachtvertrag mit der Stadt Villingen-Schwenningen geschlossen haben. Doch die Umbauphase über die Wintermonate lief offenbar nicht so flüssig wie erhofft, und dann kam auch noch die Corona-Krise. "Das führte zu einem Stopp und zu Lieferschwierigkeiten", erklärt Jorge Gomes diese Woche. Denn das Material stamme zum Teil aus Italien.

Mobiler Verkaufswagen am Festplatz

"Wir wollen diese Woche den Boden machen. Wie lange wir noch brauchen, kann ich nicht sagen", berichtet Gomes. Er hoffe aber, dass sie in spätestens einem Monat öffnen können.

Solange der Eisverkauf im Neckarpark noch nicht möglich ist, bleibt der mobile Verkaufswagen am Festplatz auf der Möglingshöhe stehen. Diesen hatten Pinto und Gomes bereits vergangenen Sommer aufgestellt, um erste Erfahrungen in Sachen Kundenfrequenz zu sammeln. "Es läuft ganz okay", sagt Gomes am Telefon und scheint nicht wirklich begeistert von den bisherigen Verkaufszahlen in diesem Jahr.

Vor Ort auf der Möglingshöhe sind die beiden Verkäuferinnen deutlicher: "Letztes Jahr war es total super. Wenn hier Feste stattgefunden haben, war auch bei uns total viel los." Doch bisher sei es sehr durchwachsen. "Am Wochenende ist meist viel los, aber man merkt die Corona-Krise. Letztes Jahr haben die Kinder von ihren Eltern zwei oder drei Kugeln Eis bekommen – jetzt maximal eine", berichtet eine der beiden Damen. Und natürlich spiegeln sich in den Zahlen auch die ausfallenden Sommerfeste und Veranstaltungen auf der Möglingshöhe wider. "Es ist einfach deutlich weniger los."

Hoffnung auf dem neuen Standort am Bahnhof

Auch deshalb liegt die Hoffnung auf dem neuen Standort am Bahnhof. In der Nähe zur Innenstadt, dem Bahnhofe, der Neckarhalle, den Wohngebäuden im Neckarpark und natürlich dem Freizeitgelände selbst, rechnen sich die Betreiber bessere Verhältnisse aus. Denn, auch wenn das Stellwerk für die Inhaber des Eiscafés Cristallo in St. Georgen ein Zusatzgeschäft ist, wollen sie dieses natürlich nicht nur zum Zeitvertreib beleben, sondern auch Eis verkaufen.

Kommentar: Start mit Risiko

Die Idee, das alte Stellwerk am Schwenninger Bahnhof durch einen Eisverkauf zu beleben, ist super. Das Vorhaben der zukünftigen Betreiber ist jedoch kein leichtes Unterfangen. Denn sie wollen nicht nur in einer schwierigen Zeit starten, auch die Vorbereitung auf das Projekt lief alles andere als ideal. Eine Geschäftseröffnung an einem neuen Standort erfordert im Idealfall eine Markt- und Potenzialanalyse. Diese gestaltete sich allerdings überhaupt nicht aufschlussreich. Denn bekanntlich steht der "Testverkaufsstand" am Festplatz auf der Möglingshöhe und damit an einem vollkommen anderen Ort als das Stellwerk. Eine Garantie, dass der Eisverkauf in Bahnhofsnähe funktioniert, dass sich die Investitionen in das alte Gemäuer lohnen und dass den Betreibern tatsächlich ein Geniestreich gelungen ist, gibt es nicht. Es wird also ein Start mit Risiko.