SozialesNeuauflage des Weihnachtsprojekts in St. Lioba denkbar
Von Wolfgang Trenkle
VS-Villingen. Weihnachten nicht alleine feiern ist ein urchristlicher Gedanke und doch heute alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Deshalb war das Projekt "Weihnachten mal anders", organisiert von sozialen Einrichtungen der Stadt, vielen Ehrenamtlichen und weiteren Unterstützern, durchaus ein Experiment besonderer Art.
Nach monatelanger Vorbereitung und dem eigentlichen Fest ziehen die Veranstalter nun Bilanz. Einsamen Menschen die Möglichkeit geben, an Heiligen Abend nicht alleine zu sein, sondern mit anderen Gemeinschaft erleben, war die Absicht. Viele Male traf sich das Vorbereitungsteam, um zu planen, wie eine solche, selbstverständlich kostenlose Feier im hierfür ausgewählten Ort, dem Tagesstüble von St. Lioba in Villingen, aussehen könnte. Wie viele Essen, wie die Menschen animieren, aus der Einsamkeit zu kommen, wie ihnen eine Fahrtmöglichkeit bieten? Alkohol oder nicht? Fragen über Fragen wurden im Verlauf der Planungsmonate aufgeworfen und abgearbeitet, und doch war bis zuletzt unklar, ob das Projekt mit Beteiligung des Roten Kreuz, der Caritas, der Diakonie, der katholischen Seelsorgeeinheit Villingen, des Treffpunkts Menschen ohne Arbeit, dem Erzbischöflichen Seelsorgeamt der Erzdiözese und weiteren Einrichtungen gelingen kann. Es gelang.
Fast eins zu eins konnten die Ideen am Heiligen Abend umgesetzt werden. Rund 60 Gäste fanden sich angemeldet oder unangemeldet ein. "Für mich war es an diesem Abend das größte Geschenk, zuschauen zu dürfen, wie die Atmosphäre im Tagesstüble sich veränderte", erzählt Projektleiterin Antonia Berberich. "Am Anfang war es so leise, dass ich kein Mikrofon brauchte und zum Schluss war die Stimmung so gut, dass ich trotz Mikrofon Mühe hatte, mir Gehör zu verschaffen."
In Gesellschaft fühle man sich mitunter einsamer als alleine Zuhause. "Auf was habe ich mich da eingelassen? Hätte ich nicht lieber doch alleine feiern sollen?" Solche unausgesprochenen Fragen hätten sich die zunächst unsicheren Gäste zu Beginn sicherlich gestellt. Paradox: Die individuelle Unsicherheit stelle jedoch eine wichtige Gemeinsamkeit dar. Abgebaut hätten sich die Hemmschwellen beispielsweise auch über das leckere Essen und weitere gemeinsame Aktivitäten wie Singen, Geschichten erzählen, miteinander ins Gespräch kommen.
"Einer der Höhepunkte war die Bescherung, die sich Dank der Sponsoren sehen lassen konnte", so Berberich. Ob es angesichts des großen Aufwandes ein weiteres Mal geben wird, können die Organisatoren noch nicht sagen. Von Gästen wurde mehrfach der Wunsch danach geäußert. Falls sich genügend Helfer finden, könnte am 24. Dezember vielleicht eine künftig neue Tradition in Villingen geboren worden sein.
Ohne Sponsoren hätte das für die Gäste kostenlose Fest nicht stattfinden können. Die Organisatoren von "Weihnachten mal anders" danken zahlreichen Sponsoren für ihren Einsatz.