Die Hebamme Barbette (Barbara Bouyer) zeigt den Teilnehmern der Stadtführung Bilder vom alten Villingen.Foto: Teubert Foto: Schwarzwälder Bote

Themenführung: Stadtführerin Barbara Bouyer erzählte Besuchern von Krankheiten im früheren Villingen

Eine Zeitreise durch das alte Villingen gab es für die Besucher der Themenführung "Lepra, Pest und Cholera im alten Villingen". Alles rnd um Seuchen, Katastrophen und Krankheiten erzählte die Hebamme Barbette – Stadtführerin Barbara Bouyer.

 

VS-Villingen. In einer weißen Bluse, einer Schürze, einer Haube und einem Korb mit verschiedenen Utensilien begrüßte die Hebamme Barbette die zahlreichen Besucher der Themenführung "Lepra, Pest und Cholera im alten Villingen". Sie und die Besucher begaben sich auf eine Reise durch das alte Villingen in verschiedenen Jahrhunderten. "Es heißt Lepra, Pest und Cholera und heute auch Corona", startet die Stadtführerin den Rundgang und wies darauf hin, den Abstand einzuhalten.

Die Besucher bekamen einen Einblick in die Seuchen, Katastrophen und Krankheiten im alten Villingen. Menschen lebten mit Tieren in einem Haus – was schnell zu Krankheiten führte – , es stank und jegliche Ungeziefer stolzierten durch die Stadt. Außerdem hatte man früher noch kein großes Verständnis für den menschlichen Körper, erklärte die Hebamme.

Deshalb wurden Leprosenschauen veranstaltet. Bei Leprakrankheitsanzeichen wurden die Bürger auf einen Stuhl gesetzt und von Leprakranken begutachtet. Danach ging es für sie ins Villinger Münster, in dem sie eine Schale zum Betteln bekamen und eine Klapper, damit sich die anderen von ihnen fernhalten.

Mehrmals Pest in Villingen

1349 ist die Pest in Villingen angekommen, doch es war kein Einzelfall. Bis Ende des 17. Jahrhunderts gab es mehrmals die Pest in Villingen. Der klassische Infektionsweg für die sogenannte Beulenpest sei der Übertragungsweg durch Tiere wie Ratten – davon gab es im alten Villingen genügend, erzählte Barbara Bouyer. An dieser Art von Pest sind die meisten innerhalb von zwei bis drei Tagen gestorben.

Das ist hingegen zu der Lungenpest ein langer Sterbeweg, denn an der Lungenpest stirbt man innerhalb von wenigsten Stunden. Ein Drittel der Villinger Bevölkerung starb an der Epidemie.

Auch durch Cholera sind unzählige Menschen verstorben. Die Krankheit trat vermehrt ab dem 19. Jahrhundert auf. Verursacht wurde diese durch Verunreinigungen der Leitung, die das Trinkwasser in die Stadt leitete. Ausgelaufene Misthaufen verursachten die Verunreinigung.

Zwischen 1284 und 1286 gab es das erste Spital in Villingen. Dieses wurde von der Gräfin Agnes von Fürstenberg gestiftet. In dieses Spital durfte aber nicht jeder Bürger, sondern beispielsweise Waisen – erst ab dem Alter von drei Jahren – , Schnittgesellen und Bürger ohne Angehörige, denn normalerweise wurden Erkrankte von Zuhause aus behandelt.

Bouyer führte die Besucher ins Rietviertel, denn dort war früher eine von drei Badstuben "und nicht die Kleinste", beschrieb die Stadtführerin. Bader versorgten die Menschen auf verschiedenste Weise beispielsweise bei Knochenbrüchen. Die Stuben wurden von einer schwefelhaltigen Quelle, die zur Heilung diente, beim Hubenloch über Deuchelleitungen versorgt.

Am Ende des Rundgangs applaudierten die 22 Besucher und machten sich auf den Heimweg oder in Bars, um den Abend ausklingen zu lassen – natürlich alles mit Abstand.