Die Narren trauern bei der traditionellen Geldbeutelwäsche der Fasnet 2020 hinterher. Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder Bote

Fazit: Letzter Akt: Geldbeutelwäsche / Zunftmeister Lutz Melzer sieht Nachrüstungsbedarf bei Organisation

Für die traditionelle Geldbeutelwäsche im Narrenbrunnen am Hockenplatz gingen die Narren an Aschermittwoch ein letztes Mal auf die Straße. Zunftmeister Lutz Melzer resümiert derweil eine schöne, aber anstrengende Fasnet.

VS-Schwenningen. "O jerum, o jerum" jammerten die Narren, als sie unter den Moll-Klängen des Narrenmarschs in Frack und Zylinder die Muslen hochzogen und anschließend ihre leeren Geldbeutel im Wasser des Brunnens wuschen.

Anekdoten der Hohen Tage

"Wir armen Narren haben kein Geld mehr, aber dafür starkes Kopfweh", klagten Jörg Schlenker und Bärbel Noel am Mikrofon. Anschließend ließen sie die Fasnet noch einmal Revue passieren und berichteten von dem ein oder anderen Geschehnis der vergangenen Tage.

So erzählten sie von Peter Hellstern, der in diesem Jahr die Vertretung als Hölzlekönig übernommen und statt der obligatorischen schwarzen Stiefel weiße Turnschuhe zu seinem Häs getragen hatte. Oder von Uwe Hackenjos, der die Müllabfuhr für die Trommler gehalten und in Panik seine Wohnung aufgeräumt hatte.

Sie berichteten auch von der Umzugsübertragung des SWR in Villingen, bei der eine Anruferin aus Schwenningen den Butzesel und anschließend das "Mäschgerli" als Hauptfigur der Villinger Fasnet bezeichnete, oder von Stefan Richt, der sein "Hiddelisgeld" in einen Umschlag getan hatte, den seine Frau anschließend versehentlich in den Kamin warf.

Anschließend ging es weiter ins Hermann-Etter-Haus, wo Zunftmeister Lutz Melzer die Narren zum Heringsessen eingeladen hatte.

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zeigt er sich mit dem Verlauf der diesjährigen Fasnet grundsätzlich zufrieden. Sie sei vor allem friedlich gewesen, es habe keine Vorkommnisse gegeben. Und das Wetter habe super mitgemacht.

Mehr Einsatz gefragt

Trotzdem habe es in diesem Jahr vermehrt organisatorische Probleme gegeben, "Dinge, mit denen vorher nicht zu rechnen war". Daher sei es für die Verantwortlichen an vorderster Front anstrengend gewesen. "Wir hatten mehr zu tun als sonst", berichtet der Zunftmeister.

Allen voran nennt er die Lautsprecheranlage rund um Muslen- und Marktplatz, die, obwohl neu, nicht einwandfrei funktioniert habe. So hatte der Verstärker auf dem Muslenplatz während des Umzugs eine Störung, sodass Umzugssprecher Volker Müller in regelmäßigen Abständen sie kurz ausschalten musste.

Kurzerhand hätten die Verantwortlichen am Montag noch eine neue, allerdings kleinere Anlage besorgt und gerichtet, die bei der Hexenverbrennung am Dienstagabend zum Einsatz kam. "Wir sind jetzt mit der Stadt in Gesprächen, da muss nachgerüstet werden", so Melzer.

Enge Streckenführung

Die neue, leicht veränderte Strecke beim Sonntagsumzug sei gut, an einigen Stellen jedoch zu eng. Melzer nennt als Beispiel die Einmündung in den Kreisverkehr an der Spittelstraße oder die Muslen, wo es "ganz schön kritisch" herging und die Zuschauer zum Teil vor den Absperrungen standen. Auch deswegen müsse mit der Stadt Rücksprache gehalten werden.

Marktplatz als Plus

Lutz Melzer zeigt sich hingegen erfreut, dass der frisch sanierte Marktplatz dieses Jahr wieder ins Fasnetsgeschehen miteinbezogen werden konnte – sowohl beim Umzug, als auch durch das Narrendorf, das von der Zunft und mehreren anderen Schwenninger Fasnetsvereinen betrieben wurde. Vor allem am Donnerstag bei und nach der Schlüsselübergabe sei der Platz voll gewesen. "Dafür, dass das Narrendorf zum ersten Mal aufgestellt wurde, war es wirklich super", findet der Zunftmeister.

Persönlicher Höhepunkt

Sein persönlicher Höhepunkt seien das Baumstellen sowie der Narrensprung am Fasnetssamstag gewesen. "Es war beeindruckend, so unglaublich viele Hästräger auf der Straße zu sehen." Denn viele, denen der Umzug am Sonntag zu stressig sei, würden stattdessen am Samstag laufen. "Wenn der Baum steht und nichts passiert, dann ist’s auch für mich ein Genuss", resümiert Melzer das Pensum während der Hohen Tage.

Neben dem Narrentreiben vor der eigenen Haustür in Schwenningen hat die Zunft zudem am Fasnetsmontag am Umzug in Bad Dürrheim teilgenommen, am Dienstag dann traditionell am Umzug in Villingen. Jetzt ist bis zum 6. Januar 2021 erst einmal Schluss. Im nächsten Jahr müssen sich die Narren mit ihrem Programm vor den Hohen Tagen wieder mehr beeilen: Der Schmotzige ist neun Tage eher als in diesem Jahr, also am 11. Februar.