Harry Grüneis (links) spielt in "Pinocchio" unter anderem einen Puppentheaterdirektor, der den Holzjungen (Antonio Laser) erst verbrennen will, dann aber doch ins Herz schließt. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Gelungene Inszenierung eines Klassikers: Pinocchio

VS-Villingen (bn). Nein, es lohnt sich nicht, die Schule für ein vorübergehendes Vergnügen zu schwänzen. Und wer lügt, bekommt eine lange Nase. Das Kinderstück "Pinocchio" feierte im Theater am Turm (TaT) am Samstagnachmittag Premiere. Zehn weitere Vorstellungen folgen.

Regisseurin Evelina Valla und ein achtköpfiges Ensemble inszenierten Carlo Collodis 1881 in einer italienischen Wochenzeitung erstmals veröffentlichtes Märchen. Nichts hat es nach fast 140 Jahren von seiner Aktualität verloren, auch wenn manche Stellen heute sicher anders erzählt würden.

Dass ein In-den-Tag-Hineinleben nicht dauerhaft zum Glück führt und eine allzu große Gutgläubigkeit Gefahr läuft, von anderen ausgenutzt zu werden, das gilt auch heute noch. Henry Greif spielt den gutmütigen Tischler Geppetto – eine Rolle, die man dem 70-jährigen Vollblut-Mimen sofort abnimmt –, der eines Tages ein Stück Pinienholz erhält, aus dem er eine Jungenfigur schnitzt – Pinocchio. Der 13-jährige Antonio Laser gibt den zum Leben erwachten Holzjungen, der sich urplötzlich in eine ihm unbekannte Welt versetzt sieht, die so viele Verlockungen bietet, dass auf dem rechten Weg zu bleiben, nachvollziehbar schwer fällt. Obwohl sein "Vater" sogar seine einzige wärmende Jacke verkauft, um seinem hölzernen Sohn für die Schule ein Lesebuch kaufen zu können. Es geschieht, was die pessimistische weise Grille kommen sieht: Pinocchio lässt sich vom Schulbesuch abbringen, verkauft die Fibel sogar wieder und geht nicht nur seinen Vergnügungen nach, sondern auch noch dem Fuchs und dem Kater auf den Leim, die beide hinterhältig und bösartig sind.

Patrick Wehrstein und Jonathan Krien verkörpern raffiniert und auf den Punkt nicht nur das diebische Duo, die Kinder erkennen die beiden Nachwuchschauspieler an anderer Stelle vielleicht auch als Grille, Esel, Tintenfisch oder Raben wieder. Etwas verwirrend für das junge Publikum erscheinen die schnell wechselnden Spielorte. Mal befindet sich Pinocchio im Puppentheater, mal beim Geldvergraben auf dem "Wunderfeld", mal im "Land der 1000 Spiele" oder schließlich im Bauch eines Pottwales.

Dort trifft er auf seinen Vater Geppetto, der auf der Suche nach seinem Sohn über die Meere fuhr und von dem Riesentier verschluckt wurde. Pinocchio, inzwischen geläutert und von der "Fee mit den nachtblauen Haaren" immer wieder vor dem Schlimmsten bewahrt, hat die rettende Idee, wie man aus dem Walbauch wieder herauskommt und wird am Ende zur Belohnung für seinen Reumut ein Junge aus Fleisch und Blut.

Die beiden jungen TaT-Neulinge Levin Rüppell (12) und Mirkelam Özmen (11) überzeugen in ihren kurzen, aber intensiven Bühneneinsätzen und es bleibt zu hoffen, dass man bald mehr von ihnen sieht.

Weitere Informationen: Weitere Vorstellungen des Kinderstücks "Pinocchio" sind am 19., 20., 26. und 27. Januar sowie am 2., 3., 9., 10., 15. und 16. Februar im Theater am Turm ab 15 Uhr. Karten im Vorverkauf (Kinder 4, Erwachsene 6 Euro) gibt es bei Morys Hofbuchhandlung.