"Kirche-at-Campus": Lucia Feuerstein (links) und Märit Kaasch sind für die katholische und die evangelische Kirche an der Hochschule im Einsatz. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Kirche präsent auf dem Campus

Begegnungen, Überraschungen, Herausforderungen: Sie prägen die Arbeit der beiden Hochschulseelsorgerinnen in Schwenningen. Dennoch oder gerade deshalb ist ihre Arbeit eine Bereicherung.

VS-Schwenningen. Eine Hochschule ist keine leichte Arbeitsstelle für Seelsorger. Das wissen Lucia Feuerstein und Märit Kaasch gut. Vor allem viele deutsche Studenten seien irritiert, wenn bei der Erstsemesterbegrüßung auch noch die Damen von der Kirche zu Wort kommen. Dies allerdings zeigt Feuerstein, katholische Gemeindereferentin, und Kaasch, Pfarrerin, dass sie genau richtig sind.

Arbeit schafft Basis für Völkerverständigung

"Es ist gesellschaftlich wichtig, dass die Kirche an der Hochschule präsent ist", erklärt die evangelische Theologin. Gegenüber den Mitarbeitern, so sitzt sie in der Ethikkommission der Einrichtung, und gegenüber den Studenten. Denn die stecken nach der Erfahrung von Lucia Feuerstein in einer Phase, wo sie sich neu orientieren. Das ist die richtige Zeit, zu zeigen, dass es im Leben mehr gibt als Lernen und Erfolg. Zumal aus den Studenten von heute die Führungskräfte von morgen werden.

Die beiden Hochschulseelsorgerinnen wollen Ansprechpartner für alle sein. Besonders oft finden aber ausländische Studenten den Weg zu ihnen. In jedem Semester gibt es ein Veranstaltungsprogramm. Dazu gehören ein Gottesdienst zum Auftakt, der auf Englisch übersetzt wird, gemeinsame Anbetung in der St.-Franziskus-Kirche oder ein Gesprächskreis für Studierende und junge Berufstätige. Auch ein Billard- und Spieleabend, internationaler Frauentreff und Eltern-Café standen im Wintersemester im Kalender.

Sie verdeutlichen das Ziel der Hochschulseelsorge: Den Studenten als Kirche zu begegnen. Das ermöglicht natürlich auch eine Begegnung mit dem Christentum, sagt Feuerstein. Das oberste Ziel sei aber nicht die Mission; die Hochschulseelsorge soll vor allem ein diakonisches Angebot sein.

Jedes Semester setzen sich die Gruppen, die bei den Veranstaltungen zusammenkommen, neu zusammen. Auch die zwei Seelsorgerinnen werden so immer wieder aufs Neue überrascht. Manche der Studenten verbringen sechs Semester in Schwenningen, wenn sie den Bachelor machen, andere nur eines.

Teilnehmer aus Pakistan, Indien, dem Iran, Jordanien, Deutschland oder Ruanda sitzen bei den Treffen plötzlich nebeneinander. Hindus genauso wie Muslime, Christen oder Atheisten. In der Heimat vieler internationaler Studenten wäre das unmöglich, zu groß sind dort die Konflikte. Da klingt es nicht übertrieben, wenn die beiden Kirchen-Frauen davon reden, dass ihre Arbeit eine Basis für die Völkerverständigung schafft.

Gleichzeitig lernen alle Beteiligten, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Ganz wörtlich wird das bei Terminen wie der "Dinner Church", wo nicht nur Gottesdienst gefeiert, sondern auch gemeinsam gekocht und gegessen wird. Ende November gab’s zudem einen Spätzleabend, im Januar noch "Grillen im Schnee". Begegnungen gehen eben auch über den Magen – zumal sie beim gemeinsamen Essen ein Stück Heimat in der Fremde erleben lässt.

Eine wichtige Rolle nimmt in der Hochschulseelsorge außerdem die praktische Hilfe und Beratung in schwierigen Lebenssituationen ein. Sie bietet finanzielle Unterstützung in Notlagen oder vermittelt Stipendien. Dabei erlebt Märit Kaasch auch viel Not. Wenn in der Heimat beispielsweise der Vater stirbt, dann steht der Student hier plötzlich ohne Unterstützung da. Es gibt Leute, die leben von 20 Euro im Monat, erzählt sie. Trotz auch dieser schweren Erfahrungen und nach zehn Jahren in der Hochschulseelsorge sagt die Pfarrerin: "Ich mach das immer noch gern."

"Was mir immer mehr aufgeht: Dass wir nicht nur hier vor Ort in unseren Gemeinden, sondern weltweit eine Ausstrahlung haben darin, wie wir Menschen begegnen", ergänzt ihre katholische Kollegin. Denn die ausländischen Studenten, die in Schwenningen gute Erfahrungen mit hilfsbereiten Menschen und Christen gemacht haben, die nehmen diese Erfahrungen mit in ihre Heimat. Zum andern hat die Arbeit Auswirkungen auf die Christen vor Ort. "Es gibt auch eine Chance, den Horizont unserer Gemeinde zu erweitern", findet Feuerstein. Die Hochschulseelsorge wirkt fort – nach innen und außen.

Im Sommersemester finden die folgende Veranstaltungen statt:

Sonntag, 24. März, 18 Uhr: Internationaler Gottesdienst mit englischer Übersetzung in der Pauluskirche.

Freitag, 10. Mai, 19 Uhr: Dinner church – gemeinsam kochen und Gottesdienst feiern. Von Mai bis Juli findet jeweils einmal im Monat ein Taizé-Gebet statt.

Ein internationaler Gesprächskreis für Studierende und junge Berufstätige findet am 28. März, 2. Mai, 6. Juni und 4. Juli statt. Ein "Interntional Barbecue" findet am Sonntag, 2. Juni, ab 17 Uhr statt. Der Internationale Frauentag wird am 28. März ab 15 Uhr gefeiert.

Das Elterncafé – Informationen und Austausch rund um das Thema Studieren mit Kind(ern), in Kooperation mit dem Referat für Gleichstellung und familiengerechte Hochschule der HFU, ist am 16. Mai um 13 Uhr.

Am Mittwoch, 10. April, ist ab 18 Uhr ein Gastfamilienprogramm im Gemeindehaus Sankt Franziskus in Kooperation mit dem International Center der HFU geplant.

Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.kirche-at-campus.de.