Der Schwenninger Hansel macht eine gute Figur neben Günther Oettinger und Guido Wolf im Brüsseler Hauptsitz der Europäischen Union. Foto: Bernal Revert/BR&U

Markus Diebold Teil einer närrischen Delegation der VSAN. Einer von 60 Hästrägern.

Villingen-Schwenningen - Er verfolgte mit seinem Erscheinen in Brüssel ein hehres Ziel, der Schwenninger Hansel. Zum ersten Mal in seinem (Narren-)Leben war er am Hauptsitz der Europäischen Union, um für die schwäbisch-alemannische Fastnacht zu werben.

Seit 2014 ist die schwäbisch-alemannische Fastnacht nationales immaterielles Kulturerbe. Ziel der Narren ist es allerdings, als Weltkulturerbe anerkannt zu werden. Da kam die Einladung des baden-württembergischen Ministers für Justiz und Europa, Guido Wolf, nach Brüssel für die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gerade recht. Die Fastnacht ist seiner Ansicht nach ein europäisches Kulturgut und deshalb im Herzen Europas genau richtig, meinte er bei der Begrüßung der Narrenschar aus dem Südwesten. Und mitten drin der Hansel vom Neckarursprung.

90 Narrenzunftvertreter, 60 Hästräger und eine Abordnung der Stadtkapelle Furtwangen zur musikalischen Unterstützung boten einen bunten und lautstarken Auftritt in der Landesvertretung. "Das war ein gigantisches Erlebnis", ist Markus Diebold begeistert. Der Schwenninger Fastnachtsfreund schlüpft nicht nur jedes Jahr ins Hanselhäs und ist im Narrenrat der Schwenninger Zunft aktiv, sondern übt auch seit drei Jahren das Amt des Schriftführers bei der VSAN aus. Zünfte aus der Baar, Oberschwaben-Allgäu, Schwarzwald, Neckar-Alb, Hochrhein, Donau und Hegau hätten ein farbenfrohes Bild geliefert, erzählt er. Einer der Höhepunkte sei der Einmarsch auf dem Place du Luxembourg gewesen. Gleich hunderte von Passanten hätten sich versammelt, so Diebold. "Die haben so was noch nie gesehen. Das war ein absoluter Hingucker."

So ähnlich sei das auch einen Tag später beim Auftritt im Ausschuss der Regionen gewesen. Weniger lustig war zuvor die Überwindung der Sicherheitsschranke. Als er im kompletten Hanselhäs durch den Korridor schritt, habe es wie wild gepiepst, was ihm und den Sicherheitskräften die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Doch war die Situation schnell geklärt und es konnte zur Landesvertretung Baden-Württemberg gehen, wo EU-Kommissar Günther Oettinger schon wartete. Zur Unterstützung des Anliegens, dass die schwäbisch-alemannische Fastnacht Weltkulturerbe wird, waren auch Vertreter des rheinischen Karnevals aus Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen nach Brüssel gekommen getreu dem Motto: Nur gemeinsam sind wir stark. Dies sei damit eindrucksvoll demonstriert worden, so Diebold. Immer wieder sei es beeindruckend gewesen, wie die Narrenschar bei ihren Aufmärschen in der Stadt oder von Station zu Station die Blicke der Menschen auf sich gezogen hätten. Wenn das nicht mal ein gutes Zeichen ist, um zum Weltkulturerbe aufzusteigen.

Ungeachtet des großen Ziels war die weite Reise in die Europapolitik für den Schwenninger Hansel schon so etwas wie Weltkultur und das auch noch in Begleitung einer Altvillingerin.