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Reisebüro Bühler mit mehr als 30 Standorten meldet Insolvenz an

Das Reisebüro Bühler mit Sitz in Schramberg hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen beim Insolvenzgericht am Amtsgericht Rottweil gestellt.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das 51. Jahr des Bestehens des Reisebüros Bühler ist nicht das glücklichste: Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche heftig durchgeschüttelt. Nachdem es im Sommer zunächst noch eine Erholung gegeben hatte, ist jetzt aber (wieder) die Luft raus. Es würden zwar weiterhin Reisen verkauft, man könne ja auch reisen, so der Sprecher der Kanzlei Schultze und Braun aus Achern, Ingo Schorlemmer – dessen Anwaltskollege Dirk Pehl (Rottweil) als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde –, aber es könne nur noch ein Bruchteil des bisherigen Umsatzes erzielt werden. Hinzu kämen fehlende Geschäftsreisen, aber auch Rückerstattungen, die bearbeitet werden müssten – vor allem dann, wenn erneut für ein Land wieder eine Reisewarnung ausgesprochen werde. Auf mittlerweile 31 Filialen war das Reisebüro Bühler aus Schramberg seit Gründung angewachsen, 220 Mitarbeiter werden beschäftigt. Sie erhalten auf jeden Fall bis Ende Januar durch die Insolvenzsicherung auch ihr Gehalt.

1969 war das Unternehmen im damaligen kleinen Glaspavillon der Volksbank mit anfangs zwei Mitarbeitern als Touristik Agentur und Vermittlung von Fahrkarten der Deutschen Bahn und Flugscheinen gegründet worden. Bald danach waren aber alle Lizenzen eines Vollreisebüros erworben worden.

Erweiterung ab 1970

Die erste Erweiterung erfolgte im Schwarzwald-Baar-Kreis. Dort wurde bereits 1970 das Reisebüro der Stadt Triberg übernommen, 1972 eine Filiale in St. Georgen eröffnet. 1976 folgten die Übernahme von Reisebüros Villingen und Bad Dürrheim sowie die Eröffnung der Filiale in Schwenningen. Seit 1977 ist das Reisebüro auch in Rottweil und Oberndorf präsent. 1990 begann die Ausdehnung auf den Zollernalbkreis mit einer ersten Niederlassung in Albstadt-Ebingen, 1993 in Balingen und 1994 in Hechingen.

Ein weiterer Meilenstein war die Eröffnung der Filiale in Freiburg, ebenfalls im Jahr 1994. Dort wurde das ehemalige Stadtbüro der Lufthansa als "Lufthansa City Center" an das Reisebüro Bühler als Betreiber übergeben. Weitere Niederlassungen an verschiedensten Standorten folgten, zuletzt 2019 in Göttingen.

Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens, so der Insolvenzverwalter, laufe normal weiter. Kunden bräuchten sich keine Sorgen zu machen: Bereits gebuchte Reisen werden von den jeweiligen Veranstaltern durchgeführt und finden unverändert statt.

Warum das Reisebüro trotz der Hilfsprogramme des Bundes jetzt diesen Schritt gehen musste, erklären die Geschäftsführer Peter Finke, der seit 1973 das Unternehmen führt, sowie Markus Finke, der seit dem 40-jährigen Bestehen 2009 in der Geschäftsführung tätig ist, so: "Trotz harter Sparmaßnahmen und Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter konnten wir unser großes Tourismusunternehmen nicht neun Monate ohne nennenswerte Umsätze wirtschaftlich weiterführen." Die Hilfen des Staats reichten für Unternehmen ihrer Größenordnung nicht aus. "Die Mitarbeiter haben außerordentliche Arbeit geleistet, hatten dafür aber leider keine nennenswerten Einnahmen."

Wie genau es für die Zukunft weitergehen kann, wagt der Insolvenzverwalter noch keine Prognose wagen. Pehl kündigt aber an, "in den kommenden Wochen viele Gespräche mit Geschäftspartnern und Kunden zu führen, um die Reisebüros zu sichern und ihnen eine Zukunftsperspektive zu verschaffen".