Hanna Marquardt (links) freut sich zusammen mit Enkelin Johanna und Urenkelin Lillie auf das Bürgerfest in Berlin. Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Königsfelderin als Dank für Engagement bei Bürgerfest des Bundespräsidenten

Ein Leben geprägt von Füßen – das gilt für die Königsfelderin Hanne Marquardt. Sie hat nicht nur die Fußeflexzonentherapie entwickelt, sondern auch viele Ausbildungsstätten gegründet. Am Freitag ist sie als Anerkennung für ihr Engagement zu Gast bei Bundespräsident Steinmeier in Berlin.

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Ich habe im Leben nicht damit gerechnet, dass ich zu solch einem Fest eingeladen werde", sagt die rüstige 84-Jährige. Natürlich freue sie sich sehr, beim Bürgerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue Gast sein zu dürfen. Aber um ihre Person gehe es eigentlich nicht. "Mir ist vielmehr wichtig, dass diese Therapie solch eine besondere Wertschätzung erfährt."

Seit Ende der Fünfzigerjahre befasst sich die gelernte Krankenschwester, Masseurin und Heilpraktikerin fast ausschließlich mit dieser Behandlungsform. Zunächst habe sie die in den USA als Laien-Anwendung bekannte Fuß-Arbeit kennengelernt und in den folgenden Jahren in der eigenen Praxis gründlich auf ihre Brauchbarkeit geprüft: "Für mich war es aber von vornherein selbstverständlich, dass ich die sogenannte "Reflexology" nicht nur zur als Prävention, sondern auch zur Behandlung von Kranken anwende", erklärt die gebürtige Allgäuerin, die seit 1970 in Königsfeld-Burgberg wohnt. Dort begann sie auch mit Kursen und Weiterbildungen für therapeutische Fachpersonen. Das Interesse in diesen Kreisen wuchs schnell.

"Im Laufe der Zeit habe ich neben der Praxisarbeit etwa 20 Lehrtherapeuten ausgebildet, die die stetig weiter entwickelte Methode im In- und Ausland bis heute auf diesem Niveau weitertragen", berichtet Marquardt.

Doch was ist das Besondere an der Fußreflextherapie? "Das Ganzheitliche", meint sie. "Wir können von dort über bestimmte Zonen den ganzen Menschen erreichen. Die Füße sind vergleichbar mit einer Fotografie, auf der im kleinen Bild das Große ›reflektiert‹ wird. Wir heilen nicht die Kranken, sondern unterstützen die in jedem Menschen vorhandenen Selbstheilungskräfte." Das wirke sich nicht nur auf der körperlichen, sondern auch auf der emotional-seelischen Ebene aus.

Doch der Grund für die Einladung zum Bürgerfest geht wohl über das rein Therapeutische hinaus: In den Achtzigerjahren bietet sie in der ehemaligen DDR bis zum Mauerfall Kurse für Ärzte und Physiotherapeuten an und gründet dort weitere Lehrstätten. 1993, ein paar Jahre nach dem Erdbeben und der Loslösung Armeniens von der Sowjetunion, kommt ihr Engagement dort wie gerufen.

"Damals gab es für die Ärzte und Pflegende in den etwa 70 Kliniken Erivans so gut wie keine Medikamente oder andere medizinische Hilfen, keinen Strom, nur selten Wasser und kaum Lebensmittel. Dort habe ich erfahren, wie nützlich die Fußreflex in Notzeiten ist", erklärt sie. "Man hat immer alles dabei, was zum Behandeln nötig ist: Empathie, gutes Fachwissen und zwei Hände, die wissen, an welche Stellen am Fuß sie hin fassen müssen." Als "Hilfe zur Selbsthilfe" schult Marquardt über längere Zeit eine Ärztin, die dort schon bald mit unterrichtet. Bis 2016 reist sie 30 Mal nach Armenien.

Auch wenn sie mittlerweile etwas kürzer tritt, ist die 84-Jährige auch heute noch im In- und Ausland unterwegs, um ihre Arbeit in Vorträgen und Kursen weiterzugeben. "Was gibt es Wichtigeres, als den Menschen wieder ›auf die Füße zu helfen‹?", meint sie.

So geht es mit "geballter Frauen-Power" am kommenden Freitagmorgen Richtung Berlin – mit Johanna, dem ältesten ihrer neun Enkelkinder, und mit dessen vier Monate altem Töchterchen. "Wir haben eine ganz spezielle Verbindung", sagt die Enkelin aus Schwenningen. Sie sei sogar im Haus ihrer Großmutter geboren worden und habe viele Therapie-Reisen begleitet.

"Ich habe extra den Kinderwagen mit bunten Ornamenten bemalt", erzählt die Enkelin in Bezug aufs Bürgerfest. "Und vielleicht kann der Bundespräsident oder seine Frau ja zwischendurch mal eine kleine Fußbehandlung brauchen", fügt die "Fuß-Frau" aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis schmunzelnd hinzu.