Hermine bringt Maria und Harry zusammen von links: Hermine, Maria und Harry. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Badische Landesbühne gelingt mit "Steppenwolf" ein echtes Wagnis

VS-Villingen. Eine Bühnenfassung von Hermann Hesses Kultroman der 60er, dem "Steppenwolf", wurde im Villinger Theater am Ring präsentiert.

Hermann Hesses berühmten Roman in eine Bühnenfassung zu bringen, die dem Inhalt und der komplexen Erzählkomposition des Romans gerecht wird, ist eine große Herausforderung. Die Badische Landesbühne in Kooperation mit dem Societaet Theater Leipzig hat es gewagt.

Der Protagonist Harry Haller leidet unter der Zerrissenheit einer geistlosen Zeit, die von Krieg, Umbruch und Orientierungslosigkeit geprägt ist. Harry Haller bekommt bei seinen einsamen Streifzügen durch die Stadt ein Traktat geschenkt. Die Erzählung vom Steppenwolf. Ein beziehungsloser Mensch mit zwei Naturen. Vereinsamt, zeigt er die Verachtung von bürgerlichen Normen und doch hat er den Wunsch nach Zugehörigkeit.

In einer tiefen Depression begegnet Harry Hermine. Sie sieht in ihm den Jungen, der das Leben nicht genießen kann. Sie lehrt ihn zu tanzen und bringt ihn mit der Prostituierten Maria zusammen. Der geheimnisvolle Pablo verschafft Harry und Hermine den Zugang zum "Magischen Theater". Dort soll Harry das Leben kennenlernen. Dort trifft er auf sich selbst. Er erkennt, dass der Mensch aus vielen Seelenteilen besteht und er das Leben mit Humor oder Galgenhumor nehmen muss. Doch er fällt in sein alte Zerrissenheit zurück.

Die Bühnenfassung zeigt das immer aktuelle Thema, die Sinnsuche und Orientierungslosigkeit des modernen Menschen, zwischen Technikgläubigkeit, Ablehnung und der Versuchung sich zu betäuben und abzulenken.

Die schauspielerische Leistung war überragend. Vor allem die Hauptfigur Harry Haller mit Thomas Quaas, zeigt die ganze Zeit eine umwerfende Präsenz. Er startet, indem er eine bürgerliche Norm verletzt. Er quält sich unerkannt, deutlich sichtbar, als allerletzter Besucher durch die vollbesetzte vierte Reihe komplett von links nach rechts, durch. Auch alle anderen Rollen, der kleinbürgerliche Vermieter mit Martin Doering, Hermine, (Anna Tarhanova), Maria (Sarah Bonitz) ebenso der Professor, Mario Grünewald) sind auch in ihren verschiedenen Rollen stimmige Besetzungen.

Die Bühne bestand aus einfachen stoffbespannten beweglichen Rahmen, die kreativ eingesetzt wurden. Nicht immer entsprach die Bühnenfassung des schwierigen Stoffes der Vorlage. Es war aber durchgehend spannend und wurde sehr gut angenommen. Die Schauspieler wurden von dem begeisterten Publikum, vor allem von den zahlreichen jungen Leuten, mit Beifall geradezu überschüttet.