Faust (Andreas Guglielmetti) verführt im gleichnamigen ­Theaterstück Margarete (Steffi Baur). Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Hauptsächlich Schüler sehen Goethes "Faust"

VS-Villingen. Faust, der Tragödie erster Teil, wurde im Theater am Ring in Villingen dargeboten. Im Publikum des voll besetzten Theaters waren geschätzt zu 98 Prozent Schüler, denn Faust ist Abiturthema.

Das Werk ist 1806 erschienen und das bekannteste Stück von Goethe. Der Regisseur Christoph Roos vom Landestheater Württemberg-Hohenzollern hat die Inszenierung modernisiert, und herausgekommen ist ein aktuelles Bühnenstück. Die Wände bestehen aus einem V und sind drehbar – eine Drehbühne. Sehr einfach eingerichtet mit Tisch, Stühlen und einer Jukebox. Der Tisch wackelt, trotz des Austarierens mit einem Bierfilz.

Das symbolisiert schon die Konflikte der Hauptperson. Faust (Andreas Guglielmetti) kann alles, er weiß alles, doch das ist nicht genug. Faust ist ein unzufriedener intellektueller Säufer, ein Mensch, der innerlich zerrissen ist und sich selbst im Wege steht. Einerseits will er mit seinem Wissen die Welt beherrschen, doch gleichzeitig ist er auf der Suche nach dem Rausch, den er sich bereits antrinkt, doch das genügt nicht. Trotz seines Gelehrtenverstandes lässt er sich auf die Versprechungen Mephistos (Jürgen Herold) ein. Nachdem er den Zaubertrank eines modernen Drogenherstellers (Jens Lamprecht) zu sich genommen hat, verjüngt er sich, und Faust wird zu Mephisto und umgekehrt. Eine elegante Lösung, aus zweien wird eine Person mit zwei Seiten.

Margarete ist beeindruckend

Beeindruckend Margarete, (Steffi Baur) als Gegenentwurf zu Faust. Sie übernimmt im Kerker die Verantwortung für ihr Tun und entscheidet sich gegen Faust. Damit wird auch Faust für sein Tun nicht entlastet.

Was ist die Moral von der Geschichte? Die Unzufriedenheit, die Verneinung der Gegenwart kombiniert mit der Gier nach immer mehr, birgt in sich Gewalt, Zerstörung und den Verlust der zwischenmenschlichen Bindungen. Durchaus ein immer modernes Thema, ein Klassiker im neuen Gewand.

Die Schauspieler nutzten gekonnt Goethes wunderbare Sprache und zeigten, vor allem Mephisto, auch manchmal zynischen Witz. Das Publikum spendete, nach dem tragischen Ende mit dem berühmten Schlusssatz von Margarete, "Heinrich! Mir graut’s vor Dir", reichlichen Applaus.