Dorothea Schwarz leistet ein Jahr Freiwilligendienst / Betreuung von Menschen mit Behinderung

Von Larissa Disch

u Anderen helfen und dabei zu sich selbst finden: Die Villingerin Dorothea Schwarz erfüllt sich ihren großen Traum und verbringt ein Jahr als Freiwillige in Israel.

Den eigenen Horizont erweitern, neue Herausforderungen meistern, die Wartezeit bis zum Studium sinnvoll überbrücken, Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln, sich darüber klar werden, was man möchte im Leben, welche Ziele man erreichen will. All das sind Gründe, weshalb sich jedes Jahr viele Tausend Jugendliche dazu entschließen, nach dem Schulabschluss oder auch des Studiums ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu machen oder am Bundesfreiwilligendienst (BFD) teilzunehmen.

Dorothea Schwarz, 20 Jahre, ist eine von ihnen. Doch anstatt sich für ein FSJ in Deutschland zu entscheiden, fiel ihre Wahl auf den IJFD, den Internationalen Jugendfreiwilligendienst. Dieser führte Doro nach Israel. Genauer gesagt nach Nahariya, eine am Mittelmeer gelegene Stadt im Norden Israels.

Neben ihrem christlichen Glauben war es vor allem Doros Vater, der ihr seit ihrem zwölften Lebensjahr mit großer Begeisterung von seinen fast jährlichen Israelreisen berichtete. Damit weckte er in ihr den Wunsch, mehr über dieses Land, seine Leute, seine Kultur und die Sprache zu erfahren.

Ihr wachsendes Interesse an der Kultur des Landes motivierte die ehemalige Hoptbühlschülerin, die im vergangenen Jahr ihr Abitur machte, schließlich dazu, sich mit 16 Jahren selbst die Grundlagen für die hebräische Sprache beizubringen. Dieses Wissen kommt ihr jetzt natürlich zu Gute.

Zur Vorbereitung auf den bevorstehenden Freiwilligendienst nahm Doro im September an einem einwöchigen Seminar in der Nähe von Berlin teil. Und dann machte sie sich auch schon auf den Weg nach Israel.

Drei Wochen verbrachte die engagierte Jugendliche in Jerusalem, bevor sie im Oktober ihr eigentliches Ziel erreichte: Nahariya. Möglich wurde ihr Einsatz in der knapp 50 000 Einwohner-Stadt durch die Organisation "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" (ASF), die Freiwilligendienst-Plätze in 13 verschiedenen Ländern anbietet.

Das Ziel von ASF ist es, "die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in die Gesellschaft zu tragen und dabei international sichtbare Zeichen zu setzen".

Mit dem Nationalsozialismus setzt sich auch Doro auseinander. Die ASF vermittelte sie an zwei verschiedene israelische Organisationen. Eine davon trägt den Namen Amcha, was auf Deutsch "Dein Volk" bedeutet. Diese 1987 gegründete Organisation stellte den Kontakt zwischen Doro und drei älteren Frauen her, die den Holocaust überlebt haben.

Inzwischen sind es nur noch zwei Damen, die Doro einmal die Woche zu Hause besucht, um mit ihnen ein bisschen Zeit zu verbringen, sich mit ihnen zu unterhalten und ihnen bei kleinen Aufgaben zu helfen.

Die zweite Organisation, für die sie tätig ist, trägt den Namen Kivunim, was auf Deutsch "Richtungen" bedeutet. Diese hilft jungen Erwachsenen mit überwiegend körperlichen Behinderungen, ein selbstständiges Leben zu führen.

Doro betreut in dieser Einrichtung gemeinsam mit zwei Leitern eine Gruppe von elf Teilnehmern, die zwischen 20 und 24 Jahre alt sind. Hauptsächlich hilft sie morgens zwei Mädchen mit Zerebralparese, einer spastischen Behinderung, beim Duschen und Ankleiden.