Viel Applaus für Aufführung der Komödie "Der Vorname" im Theater am Ring / Jeder verbirgt seine Geheimnisse

VS-Villingen (tri). Die Frage, ob Vornamen Zeichen sind, die einem neugeborenen Kind mit auf den Weg gegeben werden, steht im Mittelpunkt der Komödie "Der Vorname", die nun im Villinger Theater am Ring zu sehen war.

Bei einem Abendessen in seiner Wohnung diskutieren der Literatur-Professor Pierre (Christian Kaiser), sein Freund, der Orchester-Posaunist Claude (Benjamin Kernen), und sein Schwager, der Immobilienmakler Vincent (Martin Lindow) über dieses Thema. Als der verkündet, er wolle seinen Sohn, den seine Frau Anna erwartet, Adolphe nennen, empört sich Pierre: Der Name sei durch Hitler belastet. Niemand weiß mehr, dass Adolphe der Name eines französischen Romanhelden aus der Romantik war. Hitzig wird die Diskussion, ob mit Josef nicht auch Stalin und Goebbels zu assoziierens seien und ob der private Akt der Namensgebung zum politischen Bekenntnis wird.

Es zeigt sich, wie klein dann der Schritt ist, den anderen auf einen Wesenszug festzunageln wie "Du Egoist" oder "Du bist besessen von Dir". Vergebens versuchen die Ehefrauen, die Lehrerin Elisabeth, genannt Babu (Anne Weinknecht), und die schwangere Designerin Anna (Julia Hansen) zu vermitteln – im Tennis gibt es kein unentschieden, Vincent will der Sieger sein, Pierre soll sich zu seinem Geiz bekennen. Babu seziert ihren Mann: Hat der nicht schamlos die von ihr begonnene Dissertation zu seinem eigenen Ruhm zu Ende geführt. Ihr blieb die Arbeit mit Schule, Haushalt und Kindern, ihm die Karriere.

Und wenn man schon dabei ist, sich zu sezieren, geht es um die Frage, ob Claude, genannt die Pflaume, wirklich schwul ist. Nein, er hat ein Verhältnis. Die Spekulationen nehmen ihren Lauf, mit wem, vielleicht Anna. Es ist aber Francoise, die Mutter von Babu und Vincent. Die beiden sind fassungslos: ihre Mutter, welche Katastrophe. Im Streit gehen alle auseinander. Vier Monate später verkündet Vincent: Er ist Vater eines Mädchens geworden; dem Kind wird man den Namen seiner Großmutter Francoise geben.

Die Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre De La Patellière wurde bei der Uraufführung in Paris 2010 ein durchschlagender Erfolg. Auch als Film wurde sie höchst erfolgreich. Die Inszenierung der Konzertdirektorin Landgraf unter der Regie von Ulrich Stark ist aus dem Leben gegriffen, die Schauspieler agieren lebhaft, das Feuerwerk der witzigen und geistreichen Dialoge wird oft von Lachstürmen der Zuschauer unterbrochen – denn sie erkennen sich selbst. Unter dem leichten Konversationston verbirgt jeder Geheimnisse. Die aufzudecken, kann gefährlich sein, aber vielleicht gelingt es, die Schwächen der Mitmenschen zu ertragen und doch wieder versöhnlich zusammenzuleben.

Die hervorragende Aufführung erntete beim Villinger Publikum reichen Applaus.