Die alte Eiche am Villinger Magdalenenberg ist die Heimat der Eich-­Wiber und ihres Wächters. Foto: Poignant Foto: Schwarzwälder-Bote

Verein: Neue Hästräger an der Fasnet unterwegs / Initiatoren erfinden Geschichte rund um Magdalenberg

Ihre Leidenschaft gilt der Fasnet, sie wollen mitmischen und sich ins närrische Treiben stürzen. So richtig heimisch fühlten sie sich bei anderen Vereinen jedoch nicht. So haben sie kurzerhand eine eigene Figur kreiert: Sandrine Poignant und Jennifer Rosenfelder und ihre Mitstreiter treiben als Eich-Wiber vom Villinger Magdalenenberg ihr Unwesen.

VS-Villingen. Gerade einmal ein halbes Jahr ist es her, dass Sandrine Poignant mit ihrem Mann auf die Idee kam, eine eigene Gruppe zu gründen und erste Konzepte erarbeiteten. Über eine Anzeige im Internet trafen sie auf einige Gleichgesinnte, seither haben alle gemeinsam das Häs weiterentwickelt, den EichWibern samt ihrem Wächter ein Gesicht und ihre eigene Geschichte gegeben. Den Magdalenenberg mit seiner keltischen Vergangenheit und die alte Eiche haben sie sich als Grundlage für ihre Fasnetgruppe auserkoren, zur fünften Jahreszeit dürfen die eigentlich mit dem alten Baum verschmolzenen Eich-Wiber unter Aufsicht ihers Wächters losziehen.

Wichtig sei es ihnen gewesen, die unzähligen Hexenzünfte in der Region nicht um eine weitere Figur zu ergänzen, sondern eher ein freundliches Wesen zu schaffen, eben ein "Wieble", erinnern sich die beiden an die Anfänge. Herausgekommen ist ein Häs mit Rock, Schürze, Kopftuch und geringelten Socken in den Grundfarben schwarz, orange und grün. "Aber jeder sieht anders aus, da er sich die Kleidung aus diesen Farben selbst zusammenstellen kann", erzählt Sandrine Poignant, die jedes Häs selbst schneidert. Denn sie hätten sich zum Ziel gesetzt, alles kostengünstig anzubieten und gerade auch Familien mit Kindern die Teilnahme an der Fasnet zu ermöglichen, betont Jennifer Rosenfelder. "Wir möchten ein Verein von Familien für Familien sein." Um das zu erreichen, sei die Unterstüzung von Sponsoren natürlich jederzeit willkommen.

Gefragt sei aber auch die Bereitschaft der Mitglieder, sich einzubringen und anzupacken, und das nicht nur während der Fasnet, sondern auch unterm Jahr. So seien alle seit Monaten jedes Wochenende im Einsatz, um mit der Schnitzerin eine Scheme zu entwerfen, T-Shirts für den einheitlichen Auftritt unterm Jahr zu gestalten, einen eigenen Wagen zu bauen oder Laub zu sammeln. Die Zuschauer erwarte bei den Umzügen ein besonderer Blickfang, verraten Jennifer Rosenfelder und Sandrine Poignant: Die Eich-Wiber tanzen zu mittelalterlicher Musik, verteilen getrocknete Blätter und wollen mit ihrem selbst gezimmerten Wagen samt Holzschindeln überraschen.

Zum ersten Mal zeigen sich die bisher 15 Hästräger beim Nachtumzug in Pfaffenweiler am 13. Januar, machen dann gleich in Dauchingen, Donaueschingen und St. Georgen weiter, bevor es zum Ausklang der fünften Jahreszeit nach Sélestat und Colmar in Frankreich geht.

Da die Eich-Wiber keiner Narrenvereinigung angehören und somit keine Einladung für Treffen und Umzüge bekommen, habe sie sich selbst auf die Suche nach Terminen gemacht, blickt Sandrine Poignant nicht ohne Stolz auf den gelungenen Start zurück. Auch die offizielle Vereinsgründung habe sie gemeistert, seit Juli führt sie als Vorsitzende die Eich-Wiber an, Jennifer Rosenfelder steht ihr als zweite Vorsitzende zur Seite. "Wir haben uns gesucht und gefunden", stellen die beiden mit einem Lachen fest. Zwar kennen sie sich bereits aus der Kindheit, verloren sich aber aus den Augen, bis Jennifer Rosenfelder auf die Anzeige stieß und bei dem Informationsabend auftauchte.

Seither treibt der Fasnetvirus das Familienleben um, längst sind Kinder und Männer angesteckt. "Wir wollen einfach alle zusammen Spaß haben, nicht nur an der Fasnet", unterstreicht Jennifer Rosenfelder. Bei Festen hätten andere Villinger Fasnetvereine sie schon herzlich aufgenommen, nun sind sie gespannt, wie die Eich-Wiber bei den Zuschauern ankommen. Sie freuen sich jedenfalls auf die närrische Zeit, wenn sie nicht mehr am Straßenrand stehen, sondern mittendrin im Geschehen sind.

Weitere Informationen: www.eich-wiber-villingen.de