61-Jähriger aus Schwenningen greift nach Demütigungen zum Beil. Leiche im Keller liegen gelassen.
Villingen-Schwenningen - Sieben Jahre Haft verhängte das Landgericht Konstanz am Donnerstag über einen 61-jährigen Mann aus Schwenningen. Er hatte eingeräumt, seine 58-jährige Ehefrau im Mai vorigen Jahres mit 16 Beilhieben auf den Kopf getötet zu haben.
Warum er seine Frau, die er angeblich über alles liebte, so brutal zu Tode brachte, erklärte er in der Öffentlichkeit nicht. Aber er warb indirekt um ein gewisses Verständnis für die grausame Tat, indem er behauptete, die drei Jahre jüngere Frau, mit der er mehr als 30 Jahre verheiratet war, habe ihn "von Anfang an" betrogen. Tatsächlich musste er im Frühjahr vorigen Jahres erfahren, dass er nicht der leibliche Vater der beiden Söhne ist, die er zusammen mit seiner Frau großgezogen hat. Die Familie und die Frau zu halten, sei ihm wichtiger gewesen, als Rache für diesen Betrug zu üben, versuchte er vor Gericht deutlich zu machen.
Tat ging lautstarker Streit im Keller voraus
Dass er sich nicht nur hier, sondern auch in etlichen anderen Dingen selbst etwas vorgemacht hat, musste er am Donnerstag durch die Worte des Vorsitzenden Richters der Vierten Strafkammer zur Kenntnis nehmen. So hat er nach Aussage eines Kripo-Beamten beachtliche Spielschulden angehäuft. Und mit seinen Söhnen soll er auch nicht so verständnisvoll umgegangen sein, wie er das Gericht glauben machen wollte. Dass er, besonders an den Wochenenden, häufig viel zu viel Alkohol trank, räumte er ein, wobei er aber seinen Alkoholkonsum eher verharmloste: "Ja, in letzter Zeit habe ich ein bissle zu viel getrunken."
Was der tatsächliche Auslöser des tödlichen Streits war, gab er vor Gericht nicht preis. Einem Psychiater, der ein Gutachten über ihn angefertigt hat, öffnete er sich mehr. Ihm berichtete er, seine Frau habe ihn an jenem Morgen verhöhnt und gedemütigt. Sie habe behauptet, er sei "kein Mann", ein "Weichei" oder "Penner", und sie habe ihn ausgelacht. Der lautstarke Streit im Keller des Mehrfamilienhauses muss fast eine Stunde gedauert haben, bis der Mann im Affekt 16 Mal mit dem Handbeil auf den Kopf seiner Frau einschlug.
Dass er sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern konnte, war für den Psychiater Folge einer kurzzeitigen Amnesie. Der Täter deckte die blutüberströmte Leiche seiner Frau ab, setzte sich in sein Auto und fuhr ziellos umher. Schließlich betrank er sich und legte sich ins Bett. Erst viele Stunden später fand einer der Söhne die Leiche der Mutter im Keller. Doch als er die Polizei rief, hatte auch der Angeklagte sie inzwischen informiert.
Das Gericht berücksichtigte die Vorgeschichte der Affekttat, die im Zustand einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung begangen worden sei, und ging von einem minder schweren Fall des Totschlags aus. Dies führte zu einer Strafrahmenverschiebung nach unten. Zugute kamen dem nicht vorbestraften Täter auch sein Geständnis und seine Reue und die Tatsache, dass er bereits neun Monaten Untersuchungshaft abgesessen hat.