Die Ehrenzunftmeister der Schwenninger Narrenzunft, Ralf Prätzas (Zweiter von links) und Jürgen Wangler (Zweiter von rechts), küren die Sieger des diesjährigen Muckefucks im Café Häring (von links): Sigfried Zölle, Hilmar Fleischer und Ully Hugger. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Mit Frack, Zylinder und selbstgereimten Narrenversen: Herren treffen sich zum traditionellen "Muckefuck" im Café Häring

Das Café Häring war am "Schmotzige Zieschdig" zum neunten Mal Treffpunkt für viele Männer im edlen Frack, Zylinder und mindestens zwei selbstgedichteten Narrenversen im Gepäck.

VS-Schwenningen. Mit dem Schellenbaum begrüßten die Ehrenzunftmeister der Schwenninger Narrenzunft, Ralf Prätzas und Jürgen Wangler, jeden Gast und überreichten diesem das Ansteckbändel für die silberne Kaffeekanne an seinem Revers.

Sebastian Schnitzer hingegen begrüßte die Gästeschar mit lustigen Melodien, aber auch mit vielen selbst geschriebenen Texten, die die fröhliche Stimmung weiter aufheizten. Der Muckefuck ist unverändert eine reine Männerangelegenheit, "drum lassed mir die Türe zu, kei Frau dabei, dann hast deine Ruh", so Ralf Prätzas bei der Begrüßung.

Karlheinz Häring erläuterte insbesondere den neuen Gästen die Historie des eigentlichen Muckefucks, der gerösteten Gerste und dem Zigore, die in den Kriegs- und Nachkriegszeiten zum köstlichen Getränk gebraut wurden.

Doch dann wurde es ernst, die ersten Sprüche kamen, und immer wieder gab es Seitenhiebe für die Mulle. Aber auch die Villinger bekamen ihr Fett ab. "Uffe de Welt isch Despora – überall Idioten, Donald, Putin, Erdogan – aus jedem G’sicht springt purer Wahn, im direkte Vergleich und jetzt macht’s Sinn – sind d’Villinger nur halb so schlimm."

Natürlich durfte die Sonnenuhr auf Schwenningens Marktplatz nicht fehlen, so war diese unter anderem das Fieberzäpfle gegen die chronische Verwaltungskrankheit. Die "Neckarlatsche" sorgten mit ihren musikalischen Beiträgen für viel Gelächter. Für das Muckefuckquartett, krankheitsbedingt dieses Jahr nur als Trio dabei, ist der Schwenninger Hansel eine Waffe, für die man alles tut. Johannes Hellstern im klassischen Comedian-Harmonist-Stil durfte mit dem kleinen grünen Kaktus natürlich nicht fehlen. Ein weiteres Reimquartett überraschte durch Edgar und Nicola Schurr zusammen mit Landrat Sven Hinterseh und Oberbürgermeister Jürgen Roth. Das Sonnenpendel auf dem Marktplatz erklärte man zum Dönerspieß ohne Fleisch – "die Schwenninger sind halt humaner – und die Moosmulle sind jo Veganer", so Hinterseh.

Roth konterte mit dem verlegten W-LAN. "Dort haben die Frauen einen super Handyempfang und könned schwätze stundenlang. Die Manne und derweil ihre Ruhe und könned einen heben und wichtigeres due". Und so kamen die Sprüche im Minutentakt sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Runde und sorgten für viele Lacher.

Die traditionelle silberblaue Deko im altehrwürdigen Café Häring wurde von Jürgen Wangler zum Weltkulturerbe erklärt. Diese stamme auch aus der Zeit des Muckefuck, bestätigte Karlheinz Häring. Die Stadträte kamen auch nicht ungeschoren davon: "Der Herr sprach zum Gemeinderat, ich gebe euch jetzt Hirn – doch hat des net viel Sinn gehabt, die hatten einen Schirm."

Als jüngster Teilnehmer hatte Matti Schlenker den Spruch über die Lehrer: "I de Schul giet’s dumme Liet, jesses Gott die Kinder – aber wenn ich an die Lehrer denk, die sind ja no viel minder."

Und dann, nach rund drei Stunden Versen, Liedern und Geschichten, hatten die Zunftmeister die Qual der Wahl. Aus den acht vermeintlich besten Muckensprüchen wurden die drei Sieger ausgelost. Ully Hugger und Siegfried Zölle bekamen die Siegerorden 2020 angesteckt, und als Muckenstar 2020 darf Hilmar Fleischer nun die silberne Kanne für ein Jahr zu Hause aufstellen.

Im nächsten Jahr wird der zehnte Muckefuck gefeiert, und da will man etwas Besonderes machen, so die beiden Ehrenzunftmeister. Und bis dahin hat jeder wieder Zeit entsprechende Verse zu dichten. Doch jetzt kommt für alle erst einmal die Fasnet, die man ausgiebig feiern kann.