Die Gäste folgen im Salinen-Café am Donnerstagabend dem Vortrag über Digitalisierung, der der Lesung vorausgeht. Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Salinen-Café: Emmanuel Beule liest aus "Irgendwo ist oben – Das Tagebuch" / Impulsvortrag geht voraus

Ein Koma nach einem Lungenversagen stellte einen Schnitt in Emmanuel Beules Leben dar. Darüber und wie auch die Digitalisierung ein solcher Schnitt in den heutigen Gesellschaftsstrukturen darstellt, sprach er am Donnerstag im Salinen-Café.

VS-Schwenningen. Komapatienten werden nach ihrem Erwachen oft gefragt, an was sie sich erinnern. Emmanuel Beule sagt, er könne sich an nichts erinnern. Doch er berichtet in seinem Buch "Irgendwo ist oben – Das Tagebuch" lebendig und bildhaft, was im Kopf eines langsam aus dem Koma erwachenden Menschen vor sich geht – von sprunghaften Gedanken und wie sich sein Geist aus dem Nebel von Beruhigungsmitteln Stück für Stück zu dem zurück kämpft, was man als klaren Verstand bezeichnet.

Aus dem schwarzen Nichts der Sedierung heraus begann alles mit einem sich ständig wiederholenden Albtraum, der Emmanuel Beule zuerst an einen Schusswaffen-Angriff seiner Ex-Partnerin als Grund für seinen Zustand glauben lässt. So schilderte der 43-Jährige den Beginn seiner Odyssee im Jahr 2014, der ein zweiwöchiges Koma nach einem Lungenversagen vorausgegangen war. Beule erzeugte in der Folge eine Mischung aus Gefühlen – mal mussten die Zuhörer über eine Anekdote lachen, laut der er eine Pflegerin mit einer der aufputschenden Wirkung wegen zu sich genommenen Cola bespuckte, mal teilten sie seine Frustration darüber, seine Sinne und seinen Körper noch nicht wie gewollt einsetzen zu können. Und mal teilten sie seine Angst in der ersten Nacht bei Bewusstsein auf der Intensivstation.

Ein Höhepunkt waren von Beules Frau verfasste – und auch im Buch abgedruckte – E-Mails an ihren im Koma liegenden Mann. Er spielte sie als von ihr selbst eingesprochene Tondatei ab. Die Zuhörer lauschten mit geschlossenen Augen, wie sie davon erzählte, den Alltag mit einem schwerkranken Mann zu meistern, wie es den Kindern gehe oder wie sich sein Gesundheitszustand verändere. Schmunzeln, aber auch schlucken mussten die Gäste immer wieder, wenn es etwa hieß: "Hallo mein tapferer Krieger. Heute ist der Tag, an dem dir alles bewusst wurde."

Der Lesung voraus ging ein Impulsvortrag über Digitalisierung, in der der ehemalige Vertriebsleiter eines Software-Unternehmens in einfachen Worten Begriffe wie "4.0" oder "Dematerialisierung" erörterte. "Das ist unsere Zukunft, und die rauscht bei uns rein – ob wir wollen, oder nicht", sagte der Autor und nannte Computertomografen als Beispiel erfolgreicher Digitalisierung in Medizin und Pflege. Drei Stunden bräuchten Pflegekräfte täglich im Schnitt für die Patientendokumentation. Die Möglichkeiten der Digitalisierung, erklärte er, könnten diese Zeit deutlich verringern und Pflegern mehr Zeit bei Patienten ermöglichen. Der 43-Jährige zeigte sich überzeugt: "Wir müssen die Digitalisierung mit allen Problemen, die mit ihr aufkommen, annehmen und begleiten." Dann werde auch sie sich wie die vorherigen industriellen Revolutionen positiv auf Wohlstand und Gesellschaftsstrukturen auswirken.

Wie die Krankheit in Emmanuel Beules Leben und die Digitalisierung in der modernen Gesellschaft, stellte auch der Wechsel zwischen sachlichem Vortrag und emotionaler Lesung einen Schnitt im Programm dar. Ein Schnitt, der aufgrund des zeitlich deutlich länger als angesetzt dauernden Impulses einigen der etwa 20 Gästen zu spät kam. "Ich hatte mich mehr auf die Lesung gefreut. Man merkt, dass ihm das Thema Digitalisierung wichtig ist. Aber dieser Teil des Abends sollte kürzer ausfallen", sagte später eine Zuhörerin. Dennoch fällt ihr Fazit positiv aus: "Er hat sehr schön vorgetragen. Und die eingespielten E-Mails seiner Frau waren großartig."

Der Eintritt der Lesung war frei, den Gewinn aus Speisen und Getränken möchte Café-Inhaber Frank Singer an das Hospiz Via Luce spenden.

Die nächste Veranstaltung im Salinen-Café ist bereits geplant. Am Donnerstag, 7. Juni, 19.30 Uhr, wird Florian Funfack zu Gast sein. Er beschäftigt sich mit dem Vertrieb und Verkauf für Unternehmen und bietet Seminare an. Nach einem Erlebnis in Kanada, das nach eigenen Angaben sein Leben veränderte, begann er, seine Trainings und Seminare nach den Eigenschaften der Wale auszurichten: Präsenz, Klarheit, Einfachheit, Vertrauen und die Bildung von Teams, die einander unterstützen.