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Ehepaar kritisiert Maschinen-Einsatz im Laiblewald. Für Forstwirte sind Vorwürfe aus der Luft geholt.

Villingen-Schwenningen - Es raucht ganz schön im Wald.  Ein  Ehepaar wirft dem Forstamt  "mangelnde Liebe" zum Wald  vor und spricht schon fast von Wild-West-Manier. Für die Forstwirte sind die Vorwürfe aus der Luft geholt. Tobias Kühn und Roland Brauner steigen in ein Streitthema ein, das ihnen nur zu bekannt ist: die Rückegassen.

Das Ehepaar Sylke und Gerhard Holtz liebt die Spaziergänge durch die Wälder. Der ehemalige Arzt und seine Frau, eine gebürtige Villingerin, besitzen selbst einen Wald in der Toskana nebst Bauernhof. Doch das  Schwärmen  vom Leben und Arbeiten  auf dem Land nördlich von Florenz  nimmt ein abruptes Ende, als der Laiblewald zur Sprache kommt. "Sachverstand", so Holtz, sehe anders aus.  "Wie in großen schwedischen Wäldern", kritisieren er und seine Frau, lasse das Forstamt zu, dass mit schwerem Gerät in kleine Wälder wie dem am Laible hineingefahren werde. Zum Beweis zeigt Gerhard Holtz mehrere Fotos, die breite Wege zeigen. Zudem seien Jungbäume abgeknickt worden. Müsse man denn in einem Naherholungsgebiet so "hausen"? Die Atmosphäre, so das Ehepaar, sei in dem Wäldchen dahin. Wie ernst es ihnen mit der Kritik ist, zeigt nicht zuletzt auch ein Schriftwechsel mit Tobias Kühn, dem Leiter des städtischen Forstamtes.

Sturm macht Bäume platt

Werden durch den kleinen Laiblewald zu viele Schneisen getrieben? Was hat es mit den abgeknickten Bäumen auf sich, die das Ehepaar moniert? Was die am Boden liegenden Bäume angeht, kann Roland Brauner schnell aufklären. Dies sei nicht das Ergebnis von Maschinen, die im Wald gewütet hätten, sondern die Beseitigung des Sturmholzes aus dem Februar 2020. Alleine im kleinen Waldgebiet des Laible waren das rund 2500 Festmeter Holz. "Wie hätten wir das Holz ohne Maschineneinsatz heraus holen sollen", stellt Brauner klar, und damit auch einer sinnvollen Nutzung zuführen? Nochmals, wird der stellvertretende Forstamtsleiter konkret: Die abgeknickten kleinen Bäume haben nichts mit dem Maschineneinsatz zu tun. Dies sei das Ergebnis einer Pflegemaßnahme gewesen, erörtern die beiden Experten, dabei seien schräg stehende und verletzte Bäume entnommen worden, die durch die im Sturm umgefallenen Bäume entstanden seien. In einem regulären Holzeinschlag könne man die Fällrichtung bestimmen und Schäden gering halten.

Wenn es um Rückegassen und Walderschließung geht, hören Tobias Kühn und sein Stellvertreter Brauner seit Jahren immer mal wieder Kritik. Das Laible, erläutert Kühn, sei durch Rückegassen im Abstand von 40 Metern erschlossen. Dies entspreche den Vorgaben des Zertifizierungssystemes PEFC, zudem gebe es diesbezüglich einen Beschluss des Gemeinderates. Forstrechtlich wäre sogar ein Rückegassenabstand von 20 Metern möglich, "in Villingen-Schwenningen hat man sich bewußt für die bodenpfleglichere Variante, den größeren Rückegassenabstand, entschieden", betont Kühn. Die Alternative zu dauerhaften Rückegassen wäre eine flächige Befahrung mit Forstmaschinen, "so wie früher, aber das wird heute niemand mehr ernsthaft vorschlagen". Auch das Rückepferd sei keine Alternative, da mit Rückepferden kein starkes Langholz, wie es im Laible vorkomme, zu rücken sei.

Was den Dauerbrenner Rückegassen anbelangt, fällt Brauner noch vieles mehr ein, unter anderem, "dass diese die meiste Zeit gar nicht wahrgenommen werden". In etwa ein, zwei Jahren habe sich die Natur das Terrain ohnehin völlig zurückgeholt. Und dann kehre wieder für einige Zeit Ruhe ein. Im Schnitt fahren die Maschinen nur alle sieben bis acht Jahre über die gleiche Rückegasse. Diese sind digital erfasst, so dass man selbst nach einem Sturm und Bäumen "die wie ein Mikado übereinanderlegen", die Gassen wiederfinden könne. "Und nur dort fahren wir und nirgends anders", spielen Brauner und Kühn erneut auf die schonende Waldbewirtschaftung an. Eine unterschiedliche Sicht auch in Bezug auf die gerügten "Straßen" durch den Wald. Mit Blick auf ein Foto meint Roland Brauner: "Das sind doch ganz normale Waldwege.

Vorschlag zur Güte

Derweil die beiden Forstwirte erklären und die Vorwürfe entkräftigen wollen, hat das Ehepaar aus der Südstadt noch eine andere Idee. "Wir könnten ja ein Treffen am Laible vereinbaren", überlegen sie. Dann könnten Tobias Kühn oder Roland Brauner an Ort und Stelle Auskunft zu den kritischen Fragen geben. Kühn hat auch einen Vorschlag parat: Wie wäre es mit der Teilnahme an einer Waldführung, die das Forstamt in schöner Regelmäßigkeit anbiete?