Das Münster ULF war zum Festgottesdienst anlässlich des Patroziniums festlich geschmückt, und viele Gläubige nahmen am Gottesdienst teil. Viele hatten Kräuterbüschel bei der Frauengemeinschaft erstanden, die geweiht wurden. Foto: Disch Foto: Schwarzwälder Bote

Patrozinium: Zahlreiche Gläubige feiern Festgottesdienst zu Maria Himmelfahrt / Weihe der Sträuße

Festlich erklang das Geläut der Münsterglocken am Mittwochmorgen über der Stadt. Die Glocken luden an diesem Tag, dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, wie seit Jahrhunderten die Gläubigen zum Gottesdienst ins Villinger Münster.

VS-Villingen. Wie im Freiburger Münster, dessen Glocken am selben Tag festlich läuten, so feierten die Gläubigen auch in Villingen an diesem Marienfesttag das Patrozinium. Das Patronat war im zwölften Jahrhundert, als man die Kirche rechts der Brigach baute, Johannes dem Täufer gewidmet, an den auch ein Portal an der Nordseite erinnert. Mit dem aufkeimenden Marienkult im Mittelalter wechselte das Patronat. Seit dem siebten Jahrhundert gibt es den Festtag Maria Himmelfahrt, an dem man der Aufnahme Mariens in den Himmel gedenkt.

Auf dem Münsterplatz hatten die Markthändler ihre Waren ausgebreitet, und durch das Gewusel der Marktbesucher, die Gemüse und Obst kauften, suchten ganze Scharen von Gläubigen, zum Teil schon mit Kräuterbüschel aus dem eigenen Garten versehen, den Weg ins Münster. Mit dem Fest Maria Himmelfahrt steht zusätzlich die Weihe von Kräuterbüscheln im Mittelpunkt der Liturgie. Die Frauengemeinschaft der Münsterpfarrei hatte wie jedes Jahr vor dem Gottesdienst auf dem Münsterplatz die Büschel zum Verkauf angeboten, die reißenden Absatz fanden. Über 300 Sträuße hatten die Frauen zusammengebunden, die gegen eine Spende von vier Euro erhältlich waren. Der Erlös, so Margaretha Säger, kommt in diesem Jahr der großen Münsterglocke zugute, die einen Riss hat und an diesem Tag stumm blieb. Sie wird in den nächsten Wochen von Glockensachverständigen bis auf den Kern untersucht, um festzustellen, wie weit der Riss schon ist und wie man die Reparatur vorzunehmen hat.

Zum Gottesdienst zogen die Ministranten mit dem Scheibenkreuz ins vollbesetzte Münster ein. Dekan Josef Fischer zelebrierte den Festgottesdienst mit Pfarrer im Ruhestand Kurt Müller, Pfarrer Ewald Beha und Pfarrer Dominik Feigenbutz sowie Diakon Horst Dyma. Schon bald vermischte sich der Duft der Blumen und Kräuter mit dem des Weihrauchs. Und der eigens zu diesem Fest zusammengestellte Projektchor unter Leitung von Bezirkskantor Roman Laub sang im Chorraum die "Kleine Orgelsolomesse" von Joseph Haydn in der Fassung von Ferdinand Habel, der Haydns Original für den liturgischen Gebrauch in Bezug auf Verständlichkeit und Vollständigkeit des Textes bearbeitet hat. Die Begleitung übernahmen ein kleines Orchester und Andreas Rütschlin an der Truhenorgel. Die Sopranistin Lea-Sophie sang das Benedictus.

"Durch den Brauch der Kräuterweihe wird die heilende Wirkung der Kräuter auf Gott und die Fürsprache der Gottesmutter zurückgeführt", erklärte Dekan Fischer in seiner Predigt. Des Weiteren ging er auf die Gottesmutter Maria ein, die, so Fischer, gar sicher kein braves Mädchen war, sondern eine außergewöhnliche Frau, die sich manchen Dingen in ihrem Leben stellen musste. Sie kann auch heute noch Vorbild sein. Zur Kommunion sang der Chor mit knapp 40 Stimmen "Gegrüßet Maria", "Der englische Gruß", von Johannes Brahms.

Die geweihten Kräuter nahmen die Gottesdienstbesucher mit nach Hause. Sie sollen den Menschen helfen, gesund zu bleiben oder zu werden. Einer alten ländlichen Tradition folgend, bestehen die Gebinde aus 49 verschiedenen Blumen und Kräutern und werden in der Wohnung oder im Speicher aufbewahrt zum Schutz vor Unwettern und Blitzeinschlägen. Die Segnung der Kräuterbüschel am so genannten "großen Frauentag" ist ein Brauch, der schon 1000 Jahre alt ist.