Muss er weg oder bleibt er stehen: Naturschützer fürchten um den alten Baumbestand in der Sperberstraße. Foto: Huber

Markierungen an Stämmen versetzen Naturschützer in Alarmmodus. NABU kämpft um alten Bestand.

Villingen-Schwenningen - War es das dann für die alten Baumriesen aus der Sperberstraße? Die roten Striche auf allen Bäumen bringen Naturschützer in den Alarmmodus. Doch die Wohnungsbaugesellschaft VS (Wbg) beschwichtigt: Noch sei nicht klar, welche und wie viele der etwa 30 Bäume fallen.

Fassungslos und mehr als irritiert starrt Thomas Schalk, Mitglied im Vorstand des Landesnaturschutzverbandes und NABU-Kreisvorsitzender, auf die vielen roten Striche, die sich auf allen Bäumen an der Baustelle in der Sperberstraße auf der teils mehr als 50 Jahre alten Rinde abzeichnen. "Das ist nicht nachvollziehbar", ärgert sich der Verbands-Naturschützer. Für ihn ist der Fall klar. Die roten Streifen markieren Bäume, die reif für die Säge sind.

Radikalrasur oder nicht?

Wenn einzelne Bäume gefällt werden müssen, so Schalk, dann sei dies kein Thema, aber alle? "Selbst die Bäume am Rande des Grundstücks sind markiert." Neben Schalk sind auch einige nun indirekte Anwohner der Sperberstraße in Alarmbereitschaft. So wie Ralf Claaßen, der zusammen mit seiner Frau Ellen die Vogelstation in Villingen führt. Auch Claaßen ist davon ausgegangen, dass die roten Striche nur eines bedeuten können: weg damit. Dies habe ihm sogar ein Förster bestätigt.

Der ganze Baumbestand auf dem Baugrundstück soll abrasiert werden? Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Wbg, reagiert prompt auf die Befürchtungen von Anwohnern und Naturschützern und versucht, erst einmal die aufgeregten Gemüter zu beruhigen. "Es steht noch überhaupt nicht fest, welche Bäume gefällt werden", erläutert er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die roten Striche seien nur zur Markierung gezogen worden, ergänzt er. Das weitere Vorgehen kläre sich spätestens bei einer Begehung mit den Fachbehörden. Sicher sei aber, dass nicht alle Bäume erhalten werden können, signalisiert der Geschäftsführer. "Sobald wir wissen, welche Bäume zu retten sind", so Müldner, sei auch ein Vor-Ort-Termin an der Baustelle mit NABU-Mann Thomas Schalk denkbar. "Ich denke, eine solche Begehung wäre sicherlich gut", bestärkt er seine Dialog-Bereitschaft.

Mini-Bäumchen kein Ersatz

Thomas Schalk ist nicht irgendein Naturschützer aus VS, der sich generell über weitere Baumfällungen im Stadtgebiet im Zuge von Bauverfahren aufregt.

Für den NABU-Schwarzwald-Baar verfasst er regelmäßig Stellungnahmen zu Bebauungsplänen, so auch zum Bebauungsplan "Mittlerer Steppach im Teilbereich Sperberstraße". Und damit dürfte Schalk beim Gespräch mit Rainer Müldner auch auf weitere sensible Punkte des Planverfahrens kommen.

Sicherlich wird er für den Erhalt möglichst vieler alter Baumriesen kämpfen.Und auch auf den ökologischen Reichtum gerade alter Stadtbäume hinweisen, die durch Bäumchen, und damit "ökologisch minderwertige Bäume" ersetzt werden sollen. Und dies in Zeiten, gibt er zu bedenken, in denen Themen wie Insektensterben die Medien dominieren. "Da vermisse ich mitunter doch eine gewisse Sensibilität."

Auch Ralf Claaßen verweist auf die Diskussion in sozialen Netzwerken, wenn es um das Abholzen alter mächtiger Bäume geht. Nicht zuletzt gehe mit jedem Fällen eines Baumes eine wichtige Nahrungsquelle für Tiere verloren.