Ab Freitag nun werden die Machenschaften der Bande, der insbesondere Italiener oder Italienischstämmige angehören, vom Landgericht Konstanz aufgearbeitet. Foto: Seeger

Prozess gegen Rauschgifthändlerring vor dem Landgericht beginnt. Gastronom aus Tuningen als Kopf.

Schwarzwald-Baar-Kreis/Kreis Rottweil - Am Freitag beginnt der Prozess gegen den internationalen Drogenhändlerring, der im Kreisgebiet einen florierenden Handel mit Betäubungsmitteln betrieben hatte. Die gerichtliche Aufarbeitung der Ereignisse dürfte auch an das Tageslicht bringen, wie tief die Region im Mafia-Sumpf steckt.

Das Video der italienischen "Guardia Di Finanza" zeigt Szene, die man kaum mit einer Gemeinde in der Region zwischen Schwäbischer Alb, Schwarzwald und Baar in Verbindung bringen würde: Schwer bewaffnete Polizisten stürmen das Haus, brechen Verstecke auf und bringen neben Drogen auch zahlreiche Waffen, Bargeld und teuren Schmuck zum Vorschein – und beenden damit die mafiösen Machenschaften eines Drogenhändlerrings. Es handelte sich um das Tuninger Haus von Placido A., der in Schwenningen und Rottweil Gaststätten betrieben hat.

Codewörter benutzt

Dass er gleichzeitig mit einem anderen Italiener jedoch Anführer einer Mafia-Bande gewesen sein soll, das konnte man sich weder in Rottweil, noch in Tuningen oder Villingen-Schwenningen vorstellen. Doch genau dieses Bild zeichnen die Ermittler von dem glatzköpfigen Mann, der nicht nur Pizza und Pasta sondern auch Marihuana und Kokain unters Volk gebracht haben soll – und zwar kiloweise.

Dies haben auch zwei Kronzeugen in abgesplitterten Verhandlungen ausgesagt, die im Raum Villingen-Schwenningen als Händler fungiert haben. Die "Pizza Rucola" und die "weiße Flasche" sollen dabei als Codenamen für einen Kilo Marihuana und Kokain gegolten haben. A. selber soll dabei teilweise mit seinem auffälligen Audi R8 vorgefahren sein sollen, um die Rauschmittel – manchmal auf Supermarktparkpl ätzen oder in Industriegebieten in Villingen-Schwenningen – an den Händler zu übergeben.

Aber auch sein Kompagnon, von dem die Ermittler die Kürzel N.M. bekannt gegeben haben, soll von Donaueschingen aus einen Teil der Fäden gezogen haben, um den Handel von Drogen – und teilweise von Waffen – zu organisieren.

Ab Freitag nun werden die Machenschaften der Bande, der insbesondere Italiener oder Italienischstämmige angehören, vom Landgericht Konstanz aufgearbeitet. Dann sollte auch klar werden, wie weit die Verbindungen zur Mafia gehen – insbesondere die sizilianische Cosa Nostra und die kalabrische 'Ndrangheta sollen eng mit den beiden Anführern zusammengearbeitet haben. Davon zeugen unter anderem zahlreiche Fahrten der Bandenköpfe nach Palermo. Von Italien aus sollen daher auch die Drogen nach Deutschland gekommen sein.

Einschüchterungsversuch

Ihnen wird aber auch ein Mordversuch in Hüfingen zur Last gelegt – so wurden im Mai 2017 fünf Schüsse auf eine Gaststätte abgegeben. Verletzt wurde hierbei niemand, es habe sich offenbar um einen Einschüchterungsversuch im Zusammenhang mit den Drogengeschäften gehandelt. Für diese Tat müssen sich drei Männer verantworten, die in Leonforte und Palermo geboren sind.