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Betrug: Personen im Kreis erhalten Mails mit Zahlungsaufforderung / Sie sollen angeblich auf Schmuddelseiten gewesen sein

Eine neue dreiste Betrugsmasche im Internet zielt direkt unter die Gürtellinie. So ging es zum Beispiel einer Dame aus Königsfeld, die von Unbekannten eine E-Mail erhielt.

Schwarzwald-Baar-Kreis (fsk). Sie sei beim Konsumieren pornogafischer Seiten im Netz zusagen "erwischt" und darüber hinaus bei sexuellen Handlungen gefilmt worden, so der Inhalt der Mail. Wenn sie vermeiden wolle, dass das Video ihren Verwandten. Freunden oder Kontakten in sozialen Medien zugespielt werde, dann solle sie unverzüglich 500 Euro an eine Bitcoin-Adresse überweisen.

Die Königsfelderin überwies das Geld nicht. Stattdessen ging sie zur Polizei. Doch Michael Aschenbrenner, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, der von einer "neuen Abzockmasche" spricht, schätzt, dass es eine Dunkelziffer von Personen gibt, die so erpresst werden sollten und dann zahlten. Sie sollten jetzt noch unbedingt zur Polizei gehen, rät der Polizeisprecher.

Seit 22. April sind laut Mitteilung des Präsidiums im Dienstbezirk des Polizeipräsidiums Tuttlingen, aber auch im gesamten Land E-Mails mit dieser neuen Erpressermasche bekannt geworden. Die unbekannten Täter teilen den Empfängern darin mit, dass sie deren Computer gehackt und einen Trojaner installiert haben. Die Absender behaupten, die Angeschriebenen beim Besuch von Webseiten mit pornografischen Inhalten "und damit verbundenen autosexuellen Handlungen" gefilmt zu haben. Sie fordern die Adressaten auf, 500 Euro an eine angegebene Bitcoin-Adresse zu transferieren, ansonsten drohen sie, die angeblich gedrehten Videos zu veröffentlichen. Derartige Erpresser-E-Mails gingen auch bei Empfängern ein, deren Computer gar nicht über eine eingebaute Kamera verfügen.

Bisher liegen weder dem Polizeipräsidium Tuttlingen noch dem Landeskriminalamt Baden- Württemberg Hinweise vor, dass die Computer der Empfänger dieser E -Mails tatsächlich gehackt wurden, oder dass die Videos tatsächlich existieren. Bislang wurden dem Polizeipräsidium Tuttlingen 15 derartige Fälle seit Ende April angezeigt. Betroffen waren auch Männer im Schwarzwald-Baar-Kreis, unter anderem in Brigachtal, Niedereschach und Schönwald. Personen, die entsprechend angeschrieben wurden, aber noch keine Anzeige erstattet haben, werden gebeten dies bei ihrer örtlich zuständigen Polizeidienststelle nachzuholen.

Den Empfängern solcher erpresserischer Mails rät die Polizei: "Lassen Sie sich nicht verunsichern oder unter Druck setzen. Antworten Sie nicht auf derartige E -Mails." Grundsätzlich rät Aschenbrenner allen, ihre Computer mit einem funktionierenden Virenschutz auszustatten. Es sei nicht verboten, Seiten mit pornografischem Inhalt im Internet aufzurufen.

Die Masche ist klar", sagt der Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Tuttlingen: "Wenn nur zwei oder drei Leute das zahlen, dann lohnt sich das für die Täter schon." Dabei gebe es keine Beweise dafür, dass solche Aufnahmen tatsächlich existieren, dass die ins Visier genommenen Personen also vorher "ausbaldowert" worden seien. "Es ist nicht gesagt, dass die Personen, die erpresst werden sollten, tatsächlich auf Schmuddelseiten waren."

Im Nachbarland Bayern seien schon viele Fälle dieser Art bekannt geworden, die Täter seien aber nicht gefasst worden. Es könne sich durchaus auch um Personen aus dem Ausland handeln, sagt Aschenbrenner. "Die Polizei ist aber international, wir arbeiten zusammen." Woher die E-Mails kämen, das müsse noch ermittelt werden.