Kommunikationstrainer Michael Hoyer zeigt Bedeutung von Mimik und Gestik an Karl Heims Beispiel auf
Von Cornelia Spitz
Villingen-Schwenningen. Bilder sagen mehr als tausend Worte – auch die, die der Körper selber malt. Einer, der sich in Sachen Körpersprache bestens auskennt und das schon deshalb wissen muss, ist der Medienprofessor Michael Hoyer aus Pfaffenweiler. Als Mediencoach und Kommunikationstrainer kennt er die Signale, die Menschen – bewusst oder unbewusst – senden und weiß sie zu deuten. Vor allem Manager, Führungspersönlichkeiten oder Vertriebsmitarbeiter lassen sich von dem Experten schulen.
Noch bevor man den Mund aufmacht, kommt man in der Regel an – oder auch nicht. So ist es leicht erklärt, dass Zuschauer bei Talkshows reihenweise beim bloßen Anblick eines Bildes wegzappen, noch bevor sie den Inhalt oder die Tendenz der Sendung überhaupt erfassen konnten. Den ersten Eindruck über sein Gegenüber gewinnt man bereits in zehn Sekunden, besagen diverse Studien. Und: "55 Prozent der Wirkung eines Menschen werden verursacht von der Körpersprache", zitiert Hoyer aus einer weiteren Studie.
55 Prozent? "Das hätten Sie mir mal früher sagen müssen", sagte im Redaktionsgespräch zum Thema Körpersprache dann auch ein sichtlich überraschter Landrat a. D., Karl Heim. Dabei muss ihm eigentlich, auch rückwirkend, gar nicht bange sein. Karl Heim nämlich sei einer, der geradezu als Paradebeispiel aus der Region für eine gelungene Körpersprache diene, meint Hoyer. Offene Handbewegungen, "nie verkrampft am Rednerpult festgehalten", sondern im Gegenteil: den Raum nutzend, und mit dem häufig gezeigten "verschmitzt-positiven Lächeln" – Heims Körpersprache komme an und signalisiere: "Herr Heim ist ein von Grund auf positiv denkender Mensch", meint Hoyer. Positive Signale senden, das sei für jeden, vor allem aber für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, extrem wichtig. Sie geben den Ausschlag, ob der Zuhörer, Wähler oder auch einfach nur Gesprächspartner überhaupt "geneigt ist, ihm zu glauben".
"Mir war natürlich klar, dass die Art des Auftretens wichtig ist", erzählte Heim. Schulen lassen habe er sich diesbezüglich aber trotzdem nie, und er habe auch nie bewusst taktiert, "an der Stelle musst Du die Hand heben" oder ähnliches. Aber: "Ich habe durchaus festgestellt, dass der optische Eindruck oftmals schwerer wiegt als der Inhalt."
Sein Aha-Erlebnis in der Hinsicht hatte Heim als junger Assessor, als ein Bekannter seine Begegnung mit einem Dritten schilderte: "...wie der schon daher kam, wie von der Autobahn aufgelesen." Ja, man mache sich das Leben offenbar leichter, wenn man einen positiven Eindruck macht.
Weil dem ehemaligen Landrat das intuitiv gelungen sei, sei seine Körpersprache umso erfolgreicher, meint Hoyer. Natürlich könne sich jeder Mensch verstellen. Werde die Situation aber schwierig, emotional aufgeladen oder stressig, mische sich unter einstudierte, künstliche Gestiken schnell Intuitives, das diesen widerspricht und den Sprecher dann als unglaubwürdig entlarve. Ihre Mimik hätten viele meist noch gut im Griff, aber "je weiter eine Extremität vom Gehirn entfernt ist, desto ehrlicher ist sie".
Ein Glück also, wer körpersprachlich nicht intro-, sondern eher extrovertiert ist und sich den Coach damit sparen kann. "Wenn es nur solche Menschen gäbe, wären wir Trainer und Coaches arbeitslos", sagt Hoyer mit Blick auf Karl Heim.
Weitere Informationen: www.hoyer-consult.de