In traditioneller Tracht zeigt sich der Schwenninger Heimatverein in der Bürkstraße. Fotos: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

Auf den Straßen: Fest bietet unterschiedlichste Events an 35 Orten/ Von Blasmusik bis Heavy Metal

Nicht nur das große Feuerwerk um 24 Uhr war bunt. Die Lange Schwenninger Kulturnacht zeichnet etwas ganz Besonders aus: ihre Vielfalt.

VS-Schwenningen. Das Spektrum der 35 Aufführungsorte reichte von den großen aufgebauten Bühnen auf dem Muslenplatz, Mauthepark oder Marktplatz bis zu sehr kleinen, dafür nicht weniger unterhaltsamen Ecken. Und selbst zwischen den eng nebeneinander liegenden kulturellen Hotspots herrschte farbenfrohes Treiben. Und: Sehen war nicht unbedingt der zwingend wichtigste Sinn für die vielen Gäste. Wer die Augen schloss, konnte sich mit den Besuchermassen beinahe automatisch von Event zu Event treiben lassen, Blasmusik von der einen, Rockiges von der anderen Seite, hinter sich vielleicht ungewohnte Trommelklänge und vor sich erahnend einen Chor. Das diesjährige Motto "heimatKultur" versuchte zusammenzufassen, was in der Stadt verteilt zu hören, zu sehen, zu riechen und nicht zuletzt zu schmecken war: Vielfalt der Kulturen mit gegenseitigem Interesse und Respekt als Basis eines verbindenden Heimatgefühls.

Wie dies aussehen kann, war bereits im Kleinen in der Bürkstraße zu sehen: Den aktuell politisch stark aufgeladenen Begriff "Heimat" trägt der Schwenninger Heimatverein völlig unaufgeregt im Namen. In traditioneller Schwenninger Tracht zeigten seine Mitglieder den vielen interessierten Zuschauern die Musik und Tänze der hiesigen Vorfahren. Wer wollte, durfte auch gerne selbst ausprobieren, wie viel Spaß im jahrhundertealten tänzerischen Brauchtum liegen kann. Schon wenige Meter weiter fand sich das Fest der türkisch-griechischen Freundschaft. Oft eher auf nationaler Ebene politisch verfeindet, wurde hier das Verbindende betont.

Vielfalt, dies gilt auch für verschiedene Generationen: Auf der Kinderbühne im Mauthepark zeigte Zauberer Pfiffikus die neuesten Zaubertricks und Hund Bello musste sich als Räuberschreck beweisen. Mal die Perspektive in der Betrachtung der Kulturen zu wechseln, boten die "Interkulturellen Elternmentoren" im Heimat- und Uhrenmuseum an und gleich nebenan gab es auf Lasses Kinderbühne Geschichten in der Stadtbibliothek um den "Schaurigen Schusch"; später las dort Johannes Kaiser, Direktor der St. Ursula-Schule, Asterix auf Alemannisch.

Bereits um 17 Uhr brachte dafür die Musikakademie VS die Kulturnacht zu Senioren ins Haus der Betreuung. Bei vielen Musikevents war die einst schärfere Trennung zwischen Jung und Alt jedoch kaum mehr spürbar. So rockten Senioren kräftig mit, beispielsweise bei Auftritten von "The Mantics" im Siesta, der Gruppe "Upside Down" im Café Vau, der Band "Lucille" in der Metzgergasse oder "Roccaine" auf dem Vorplatz der evangelischen Stadtkirche.

Umgekehrt fanden sich nicht wenige Jugendliche und junge Erwachsene beim lautstarken Mitsingen in "Schorsch’s Schlagerchor", dem Wiedererwachen allerlei Oldies aus den 60er- und 70er-Jahren mit dem "Duo Chips" im Restaurant daVinci oder der musikalischen Zeitreise des Chors "Via Voce" in der Janusz-Korczak Schule. Folkmusik verschiedener Bands war im Bosporus zu hören, Indie-Pop mit "Wind.Still.Wach" im Jugend- und Kulturzentrum Spektrum, dort ebenso auch Heavy-Metal von "Nebulus". Der Posaunenchor des CVJM Schwenningen spielte in der evangelischen Stadtkirche auf, in der auch der Männergesangverein Frohsinn Obereschach wie auch der Sängerkreis Villingen, der Männerchor "Voices Boys" oder der Frauenchor "Just for Femmes" allerlei zum Besten gab. Dudelsackmusik strömte aus dem Irish Pub und aus der Gartenschule Klänge von Georg Philipp Telemann, interpretiert vom Zupforchester VS. Ein gelungenes Fest für Groß und Klein, Jung und Alt, hier oder anderswo Geborene.