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Gemeinderäte äußern kurz vor Grundstücksverkauf Bedenken: Was passiert, wenn die Boulderhalle zum Flop wird?

Noch diese Woche soll der Verkauf für das Gelände der Boulderhalle am ehemaligen Familienfreizeitpark über die Bühne gehen. Im Gemeinderat gibt es jedoch Stimmen, die sich um das "Filetstück" zwischen Villingen und Schwenningen sorgen.

Villingen-Schwenningen. Der Klaremer Grund – hier soll, wenn alles gut läuft, ein Zetrum für Jugend, Kultur, Sport und Freizeit entstehen. Der Grundstein dafür wurde mit dem Baubeginn für das Jugendkulturzentrum bereits im September gelegt (siehe Bild).

Auf dem Gelände des ehemaligen Familienfreizeitparks sind neben der Jugendverkehrsschule und einem Zentrum der Sektion Schwarzwald des Deutschen Alpenvereins (DAV) mit Veranstaltungs- und Seminarräumen sowie der Geschäftsstelle auch eine Kletter- und Boulderhalle von Investor Thomas Kohler geplant. Auf einem 3500 Quadratmeter großen Grundstück soll ein 1300 Quadratmeter großes Gebäude realisiert werden. 100 Quadratmeter stehen für einen rund 15 Meter hohen Kletterturm zur Verfügung, der größte Teil – etwa 900 Quadratmeter – gehört der Boulderanlage

Seit Mitte des Jahres ist klar, dass die Halle auf dem Gelände gegenüber des neuen Gewerbegebietes Salzgrube entstehen soll – und zwar in direkter Nachbarschaft zum Jugendkulturzentrum. Alle Hürden, auch hinsichtlich Bebauungsplan und Altlasten, konnten genommen werden – nun biegt das Projekt, über ein Jahr nach der Ankündigung von Kohler, die Halle in VS realisieren zu wolle, auf die Zielgeraden ein. Vorausgesetzt, der Gemeinderat stimmt am Mittwoch in nicht öffentlicher Sitzung dem Verkauf des Grundstückes zu.

Die Zustimmung gilt als Formsache, trotzdem wurden am Rande der vergangenen Ausschusssitzung Stimmen laut, die sich um das "Filetstück" zwischen Villingen und Schwenningen sorgen. Warum? "Wir haben grundsätzlich Sorge, dass wenn die wirtschaftliche Grundlage der Boulderhalle nicht mehr gegeben ist, das Objekt umfunktioniert wird", berichtet Berthold Ummenhofer (FW) auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Ummenhofer begründet die Sorge damit, dass es sich beim Bouldern – also dem Klettern ohne Seil – um eine Trendsportart handle. Ummenhofer: "Das kann natürlich mal gut gehen, was aber wenn nicht?"

Die Freien Wähler sehen deshalb die Gefahr, dass statt der Sporteinrichtung dort irgendwann Gewerbeflächen entstehen – und das in einem Gebiet, in dem Sport und Freizeit eigentlich im Vordergrund stehen sollte. "Wir wollen nicht, dass sich dort irgendwann ein Autohaus oder sonst was ansiedelt", erklärt der Gemeinderat die Sorge hinsichtlich des "Filetstücks" zwischen den beiden Stadtteilen. Grundsätzlich hätte es die Fraktion deshalb gerne gesehen, wenn sich die Boulder- und Kletterhalle in einem Gewerbegebiet ansiedeln würde. Seine Forderung: "Die Stadt muss entsprechende Vorgaben machen, für was die Halle genutzt werden kann."

Diese Vorgaben, so entgegnet Investor Thomas Kohler, der Geschäftsführer eines Familienunternehmens in Zimmern ist und zudem eine Boulderhalle in Aschaffenburg führt, seien bereits festgehalten worden. "Es gibt ein sehr sehr enges Korsett, das dort nur Sport- und Freizeitzwecke zulässt", berichtet Kohler auf Anfrage.

Was den Flop eines solches Angebots betrifft, so hat der Investor keine Bedenken. Alle Prognosen, die er zu den Sportart erstellt hatte, sagen aus, dass "der Trend noch ein Weilchen anhält." Kohler: "Selbst wenn es wieder weniger wird, haben wir noch einige Jahre vor uns." Er reche fest damit, dass er mit dem Angebot langfristig Publikum anlocken wird. Er zieht dabei Vergleiche mit dem Tennistrend, der in den 80er und 90er Jahren Einzug hielt. "Obwohl das abgeflacht ist, gibt es noch Tennishallen." Kohler hofft deshalb darauf, dass ihm mit der Zustimmung durch den Gemeinderat bereits am kommenden Mittwoch ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk gemacht wird – und die Planung ab dem Frühjahr nach einigen Verzögerungen umgesetzt werden kann.

Übrigens: Ummenhofer hätte stattdessen lieber den Festplatz im Klaremer Grund gesehen. "Das ist für mich der bessere Standort als das Messegelände." Allerdings kann er die Begründung nachvollziehen, dass der Festplatz auf dem Messegelände aus finanzieller Sicht deutlich mehr Sinn mache. Diese Option wäre für ihn und die Freien Wähler zwar "schön gewesen, aber wir akzeptieren auch die zweitbeste Lösung." Es zeichne sich in seiner Fraktion deshalb der Trend ab, dass man der Lösung für den Festplatz auf dem Messegelände zustimmen wird.