Hans-Peter Menger (von links), Gotthard Reiner, Erika Faust und Dieter Teufel erneuern den Ausbildungspakt. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausbildungspakt: Erneut mehr Verträge abgeschlossen / Teufel fordert wohnortnahe Beschulung

Auf mehr Qualität in der Ausbildung wollen Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und Agentur für Arbeit setzen. Sie erneuerten jetzt den gemeinsamen Ausbildungspakt. Etwas mehr Ausbildungsverträge mit Migranten als in den Vorjahren wurden abgeschlossen.

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Wir sind das Dream-Team" erklärte IHK-Präsident Dieter Teufel am Mittwoch bei der Pressekonferenz in der Agentur für Arbeit. Mit 2868 neuen Ausbildungsverträgen, 123 mehr als im Vorjahr, habe die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg erneut eine Steigerung erzielt. Und dies trotz rückläufiger Bewerberzahlen. "Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bleibt weiterhin eine echte Vorzeigeregion, mit den besten Aussichten für angehende Fachkräfte", erklärte der IHK-Präsident. Die Grundlagen für die Ausbildung würden allerdings in den Schulen gelegt.

Hier sieht der IHK-Präsident, ebenso wie Gotthard Reiner, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, erhebliche Defizite: "Die Leseschwäche muss man ansprechen", erklärte er. "Die Ausbildungsqualifikation ist nicht da, die wir uns wünschen würden", so der IHK-Präsident, Er betonte den hohen Stellenwert der Dualen Ausbildung. Die Industrie- und Handelskammer biete "hochinteressante" Ausbildungsplätze in den Bereichen Industrie, Dienstleistung und Gastronomie. Teufel forderte, die Schulabgänger wieder "fit für die berufliche Ausbildung" zu machen. Mit dem IHK-Projekt Pro Beruf Gymnasium solle Schülern geholfen werden, eine für sie geeignete Fachrichtung zu finden. Unternehmenspraktika und Elternarbeit in den Gymnasien seien elementarer Bestandteil der Berufsorientierung. Bei der Schulentwicklung müsse auch über die Situation der Kleinklassen nachgedacht werden, forderte Teufel in Richtung Landesregierung: "Wir brauchen eine wohnortnahe Beschulung."

"Wir haben Ausbildungsverträge, die über das Angebot der beiden Kammern hinausgehen", erklärte Erika Faust, Chefin der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen. Vernetzung und Austausch mit Schulämtern und Gymnasien stehen auf der Agenda, aber auch Engagement für die Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Seit Beginn des Berufsjahres wurden 3053 Bewerber im Bereich der Agentur für Arbeit gemeldet, 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr, 2981 sind schon versorgt. Im Kreis waren es sogar 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr, insgesamt 1232.

44 Flüchtlinge haben bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg in diesem Jahr eine Ausbildung begonnen, sagte Teufel. Das Problem bestehe nach wie vor in mangelnden Deutschkenntnissen. Für ältere, nicht qualifizierte Flüchtlinge, aber auch für ältere Deutsche, die mit einer anspruchsvollen Ausbildung überfordert seien, biete sich eine so genannte "Teilqualifizierung" an.

Derzeit seien, so Teufel, 220 Jugendliche in dieser Dualen Ausbildungsvorbereitung. In den Bereichen Maschinen- und Anlagenführer, in Hotel- und Gastronomie sowie im KfZ-Bereich seien die Flüchtlinge in Ausbildung. IHK-Präsident Dieter Teufel betonte, dass aus Sicht der Wirtschaft oftmals die Falschen abgeschoben würden, nämlich diejenigen, die eine Ausbildung abgeschlossen, die Sprache gelernt und sich integriert hätten. Das sei eine politische Frage, bei der die Arbeitgeber ein Mitspracherecht haben wollten.

Ungefähr 200 Lehrverträge mit Geflüchteten wurden im Bereich der Handwerkskammer Konstanz abgeschlossen, 44 mit Afghanen, 40 mit Jugendlichen aus Gambia und mit Asylbewerbern aus Syrien In der Praxis hätten diese Jugendlichen wenig Probleme, mit der Sprache allerdings schon, erklärte Präsident Gotthard Reiner. "Die Fachkräfteproblematik können sie allerdings nicht lösen."

1800 Lehrverträge in über 100 Handwerksberufen waren es insgesamt im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz, die in diesem Ausbildungsjahr abgeschlossen wurden. Die Qualität stehe im Vordergrund. "Noch besser werden ist unser Leitthema", so der Präsident.

Die Handwerkskammer habe, so Präsident Gotthard Reiner, mit dem neuen Zertifikat "Voraus" für vorbildliche Ausbildung eine Möglichkeit der Bewertung der Ausbildungsbetriebe geschaffen. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Auszubildenden die Betriebe teilweise wesentlich besser bewerteten als die Betriebe sich selbst. "Wir sind hocherfreut über die positiven Zahlen", erklärte Hans-Peter Menger vom DGB und betonte die gute Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit.