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Porträt / Benjamin Ruf gründet die Werkbox

In Deutschland werden momentan die Ressourcen von 2,6 Erden verbraucht. Das kann nicht gutgehen, weiß Benjamin Ruf und möchte dem mit der Gründung der "Werkbox" etwas entgegensetzen. Er sagt: "Ich will etwas ändern, sonst fahren wir gegen die Wand".

VS-Villingen. Schon länger treibt den 36-Jährigen der Drang um, nicht nur einen aktiven Beitrag zur Schonung der Umwelt zu leisten, sondern auch Menschen zum gemeinsamen Tun zu animieren. Die Idee zu einer komplett eingerichteten, für alle offenen und gemeinsam genutzten Werkstatt kam dem gelernten Werkzeugmechaniker bei seinem Engagement in einer "Solawi", der hiesigen solidarischen Landwirtschaft "Baarfood". Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lebensmittel im Kollektiv selbst und umweltverträglich zu erzeugen, auch hier ist Benjamin Ruf aktiv.

Für den Bau eines Insektenhotels und die Arbeitseinsätze generell brachte er seine eigenen Werkzeuge mit. "Es bestand damals noch Optimierungsbedarf", erinnert er sich. Dabei entstand die Idee zur gegenseitigen Anleitung mit gemeinschaftlich genutzten Maschinen und Werkzeugen, einer "offenen Werkstatt" eben, wuchs und hat inzwischen schon recht konkrete Formen angenommen.

Seine "soziale Ader" trat schon in jungen Jahren zutage, als er in seinem Heimatort Hofstetten im Kinzigtal drei Jahre lang als Fußball-Jugendtrainer tätig war. Nach der Mittleren Reife lernte er den Beruf des Werkzeugmechanikers, erledigte seinen – damals noch obligatorischen – Wehrdienst und arbeitete hernach bei einem renommierten Formenbauer in Haslach. 2012 entschloss er sich dazu, in Vollzeit den Meister zu machen. Nach acht Monaten hatte er den Brief in der Tasche. Bei einem Formenbauer in Bahlingen am Kaiserstuhl leitete er die Änderungs- und Reparaturabteilung, bevor er 2014 zu einem weiteren beruflichen Sprung ansetzte und sich in Villingen zum Betriebswirt weiterbilden ließ. Hier ließ er sich mit seiner Partnerin nieder, mit der er inzwischen einen dreijährigen Sohn hat.

Seither liegt Benjamin Rufs Lebensmittelpunkt in der Doppelstadt. Hier schätze er vor allem das kulturelle Angebot, sagt er, auch wenn er manchmal die menschliche Nähe seines Heimatdorfes vermisse. Seine Brötchen verdient er als Projektleiter bei einem Spritzgussunternehmen mit eigenem Formenbau in Aasen und plant, demnächst nebenberuflich auch noch BWL zu studieren.

Die Idee einer "offenen Werkstatt" entwickelte er, seit er hier lebt, stetig weiter. Er suchte das Gespräch mit der Stadtentwicklung und der Wirtschaftsförderung, sah sich das "Haus der Eigenarbeiten" in München, den "Hobbyhimmel" in Stuttgart und das "Honighaus" in Hamburg an und stellte dabei zufrieden fest, dass sein Wunschprojekt "kein Hirngespinst" bleiben muss.

Das "Ob" ist geklärt, jetzt geht es nur noch um das "Wie"

Er teilte sich der Öffentlichkeit mit, ließ auf eigene Kosten Flyer drucken, erschuf eine Homepage (www.werkbox-vs.de), stellte sich in Villingen und Schwenningen auf die Straße und fand mittlerweile 16 Menschen, die von dem Projekt ebenso begeistert sind und ihm bei der Umsetzung helfen wollen. Eine Vereinsgründung steht unmittelbar bevor.

Gleichzeitig sucht Benjamin Ruf nach Geldgebern und natürlich nach geeigneten und für einen gemeinnützigen Verein bezahlbaren Räumlichkeiten – am liebsten im Zentralbereich. 300 Quadratmeter sollten es schon sein, schließlich sollen darauf verschiedene Werkstattabteilungen Platz finden, in denen mit Holz, Metall und Textilien gearbeitet, in denen gebastelt, getöpfert oder 3D-gedruckt werden kann. Der schon existierende Verein "vspace.one" könnte mit einziehen und die Software- und Elektronikabteilung betreuen.

Maschinen, Werkzeuge und Materialien gemeinsam zu nutzen, verbinde Menschen, schone die Umwelt und den Geldbeutel, sagt Ruf. Sein Wunsch ist es, die "Werkbox" im Frühjahr 2020 zu eröffnen. "Das wird klappen", ist er überzeugt, weiß aber auch, dass noch viel Arbeit vor ihm und seinen zukünftigen Vereinskameraden liegt. Am Ende soll die "Werkbox" zu einem Ort werden, an dem viele soziale und integrative Projekte entstehen, "pfiffige Ideen" geboren werden, ein jeder praktische Tipps und Hilfe erhält, Kindergärten und Schulen aus- und eingehen oder sich Freunde treffen.

Und Ruf geht von vielen positiven Nebenwirkungen aus: Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden an handwerkliche Arbeit herangeführt, entwickeln dabei Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und Gemeinschaftssinn. Benjamin Ruf brennt für seine Idee und sagt: "das "Ob" steht jetzt nicht mehr in Frage, jetzt geht es noch um das "Wie".