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Stadtwerke werden Wasser weiterhin chloren / 2018 keine Preiserhöhung / Geschäftsführer Köngeter wehrt sich gegen Kritik

Nachdem am vergangenen Dienstag das Abkochgebot des mit coliformen Keimen belasteten Trinkwassers aufgehoben wurde, können die Bürger ein weiteres Mal aufatmen: Trotz weiterer Chlorung wird das Wasser zumindest 2018 nicht teurer.

Villingen-Schwenningen. Es kehrt allmählich wieder Ruhe ein in das Thema, das rund zwei Wochen die Bürger von Villingen-Schwenningen beschäftigte: die coliformen Keime, die das Trinkwassernetz seit Dienstagnachmittag nicht mehr belasten. Wie berichtet, konnten drei negative Proben hintereinander entnommen werden, die zur Aufhebung des Abkochgebots für 26 000 Haushalte der Doppelstadt geführt hatten.

Auch wenn die Gemeinde Dauchingen – ein ans betroffene Netz hinten anhängender Teil – nicht verunreinigt gewesen sei, sei sie als reine Vorsichtsmaßnahme auch vom Abkochgebot betroffen gewesen, erläutert Ulrich Köngeter, Geschäftsführer der Stadtwerke VS (SVS), bei der abschließenden Pressekonferenz.

Chorung wird beibehalten

Doch wie geht es jetzt weiter? Nachdem in den vergangenen zwei Wochen das Netz kräftig durchgespült und zur Desinfektion gechlort worden war, soll die regelmäßige Chlorung gemäß der Trinkwasserverordnung künftig beihalten werden. "Sie ist die maßgebliche Hilfe, um die Wasserqualität sicherzustellen", erklärt der Leiter des Gesundheitsamts VS, Jochen Früh. Eine Begleitchlorung von 0,1 Milligramm pro Liter sei nicht gesundheitsgefährdend.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werde eine Zugabe von bis zu 0,7 Milligramm empfohlen, die europäischen Behörden hätten den Grenzwert bei 0,3 Milligramm angesetzt. Da sich auch der sogenannte Biofilm ändern werde, werden die Bürger anfänglich einen leichten Chlorgeschmack im Wasser wahrnehmen, sagt Tatjana Ritter, Sachgebietsleiterin Trink- und Badegewässer des Gesundheitsamts. "Der Chlorgeruch wird aber im Laufe der Zeit abnehmen."

Neu ist die Begleitchlorung allerdings nicht: In Teilen Villinges und in den Umlandgemeinden, die mit dem Quellwasser aus dem Wieselsbach versorgt werden, werde die Zugabe von 0,1 Milligramm Chlor bereits seit mehreren Jahren angewendet, berichtet Klaus Gaßmann, Leiter der SVS-Netze.

Weiterhin 18 Messstellen

Ebenso sollen die Messstellen, die durch den ersten Bakterienfall im Juni im AWO-Seniorenzentrum in Schwenningen von vier auf 18 aufgestockt worden waren, beihalten werden, erklärt Gesundheitsamtsleiter Früh. Die Frage, wann die Verunreinigung bei Nicht-Aufstockung der Messstellen entdeckt worden wäre, bleibt aber letztendlich ungeklärt. "Wir hätten es mit Sicherheit in diesem Sommer auch mit den vier Probestellen festgestellt", kommentiert Früh.

Institut als neuer Partner

"Neben der engen Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt werden wir künftig das Technologiezentrum Wasser als unabhängiges Institut das Netz überprüfen lassen", leitet SVS-Chef Köngeter als weitere Folge ab. Mit dem Institut soll es jetzt an eine intensive Ursachenforschung gehen. Noch immer gehen die Verantwortlichen davon aus, dass sich die Keime durch die Erwärmung des Bodens ausgeweitet hätten, so Köngeter weiter. Normalerweise liege die Temperatur zwischen acht und zehn Grad, derzeit betrage sie das doppelte, ergänzt Jochen Früh. "Das ist ganz natürlich und für uns ein Leitsymptom." Ebenso führt er die Stagnation des Wassers im Leitungssystem zur Urlaubszeit als Ursache an.

Überprüft werden, um welchen Stamm es sich beim Keim gehandelt hat, kann übrigens nicht mehr: Durch die sofortige Chlorung des belasteten Wassers gebe es keine taugliche Probe mehr, sagt der Gesundheitsamtsleiter. "In Zukunft werden wir noch schneller Material bereitstellen, um eine Differenzierung zu ermöglichen."

"2018 abwarten"

Bevor die Ursache also nicht abschließend geklärt und keine weiteren Maßnahmen abgeleitet sind, werde es auch keine Wasserpreiserhöhung geben. "Es geht uns um eine gründliche Überprüfung, wir möchten das Jahr 2018 auf jeden Fall abwarten", macht Ulrich Köngeter deutlich. Längerfristig sei aber mit einer Erhöhung zu rechnen: Denn dass Chloranlagen grundsätzlich vonnöten sein werden, sei der SVS noch vor den jüngsten Ereignissen bewusst geworden. Schließlich sei VS nicht als einzige Stadt betroffen, das Problem habe sich in den vergangene Jahren angedeutet "Es ist letztlich schneller passiert, als ursprünglich gedacht."

Apropos Kosten: Nicht in jegliche Kostenkalkulationen miteinspielen werde, wie von manch einem Bürger provokant behauptet, die Bereitstellung des Bad Dürrheimer-Mineralwassers, betont der Geschäftsführer. "Die Aktion geht ausschließlich auf unsere Kappe. Damit wollten wir den Kunden das Abkochgebot ersparen."

Missbrauch beim Pfand

Gleichzeitig lässt er es sich auch nicht nehmen, der zahlreichen Kritik, die von Bürgerseite nicht nur beim Wasserabholen laut geworden war, entgegenzuwirken: Die SVS-Mitarbeiter seien Tag und Nacht im Einsatz gewesen, um zu spülen oder das Wasser auszugeben. "Was das Pfand angeht, wurden wir missbraucht", fügt er hinzu.

Denn nachdem die Bürger bei der ersten Abholstelle in Villingen das Pfand als Aufwandsentschädigung behalten durften, wurden sie bei der folgenden Wasserstelle in Schwenningen gebeten, es zurückzugeben – vergeblich, wie auch die Zahlen besagen: Von den 34 432 Kästen, die verteilt wurden (538 Paletten, 206 592 Flaschen), seien nur 407 Kästen zurückgebracht worden.