Wirtschaft: Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und Arbeitsagentur ziehen Bilanz / Noch immer offene Stellen

Schwarzwald-Baar-Heuberg. Nach wie vor gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben Schulabgänger in der Region (Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis). Dies wurde bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der IHK, Handwerkskammer und der Arbeitsagentur deutlich.

"Ich kann allen jungen Menschen nur Mut machen, sich auch jetzt noch zu bewerben. Ein Ausbildungsstart ist noch immer möglich". Dies macht Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg klar. Trotz allem habe die Corona-Krise deutliche Spuren auf dem regionalen Arbeitsmarkt hinterlassen, landesweit vermeldete die IHK einen Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um etwa 14 Prozent. "Viele unserer regionalen Ausbildungsbetriebe befinden sich wegen der Corona-Pandemie in einer überaus schwierigen Lage", so Hakenjos.

Besonders Hotels und Gastronomie, Tourismus und große Teile von Einzelhandel und Industrie seien von Kurzarbeit und Umsatzausfällen betroffen. Dennoch würden die Betriebe alles tun, um die Ausbildung der jungen Menschen sicherzustellen. Denn nach der Krise seien nicht nur die Betriebe mehr denn je auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen, auch Schulabgänger und Azubis bräuchten verlässliche Perspektiven, so die IHK-Präsidentin. Trotz allem bleibe die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg eine "echte Vorzeigeregion". Die leicht rückläufigen Zahlen seien aufgrund der, entgegen dem Bundestrend sehr starken Zahlen der letzten Jahren, erwartbar gewesen – auch ohne Corona.

Bei der Handwerkskammer seien die Einbrüche in Sachen Ausbildungszahlen geringer als befürchtet, verkündete Präsident Werner Rottler. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg beträgt der Rückgang 7,7 Prozent. In den Zahlen seien branchenabhängige Unterschiede zu erkennen: In der Bau- und Ausbaubranche sowie in den kaufmännischen Berufen hätte sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gesteigert, während sich in den Berufsgruppen Nahrungsmittel, Gesundheit und Chemie ein Minus zeigte, so Rottler. Bei Letzterem sieht Rottler einen Zusammenhang mit der Pandemie, denn in diese Branchen fallen unter anderem Friseure und Bäcker, also Berufe die vom Lockdown im Frühjahr betroffen waren. Eine Ausbildung koste gerade für kleinere Betriebe viel Zeit und Geld, ist sich Rottler bewusst. Deswegen fordere die Handwerkskammer mehr Unterstützung vonseiten des Bundes, um zu verhindern, dass sich Betriebe womöglich aus der Ausbildung zurückziehen.

Auch Sylvia Scholz ist der Meinung, in diesem Ausbildungsjahr mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Was die Chancen für junge Menschen auf eine Ausbildungsstelle betrifft, befinde man sich aktuell auf dem Niveau der Vorjahre, so die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil und Villingen-Schwenningen. Im vergangenen Ausbildungsjahr 2019/2020 boten sich deutlich mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerber. Rein rechnerisch gebe es trotz Corona 1,47 Ausbildungsstellen pro Bewerber. Doch die Herausforderungen würden im nächsten Jahr weitergehen. Von Unternehmerseite bleibe abzuwarten, ob die Betriebe aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten auch im kommenden Jahr im bisherigen Umfang ausbilden werden.

Sowohl die IHK, als auch die Handwerkskammer und die Agentur für Arbeit weisen auf ihre digitalen Angebote hin, die im Corona-Jahr als Alternativen zu Messeauftritten und persönlichen Gesprächen entstanden sind und erfolgreich eingesetzt wurden. Im Zuge der Pandemie wurden bei der Agentur für Arbeit viele alternative Angebote zur Berufsberatung entwickelt, so Scholz.

Auch Birgit Hakenjos berichtet von Ausbildungen und Berufsschulen, die Auszubildende während den "Krisenmonaten" digital betreut haben sowie virtuelle Bewerbungsgespräche geführt haben. Und auch bei der Handwerkskammer wurde vieles in die virtuelle Welt verlagert.