Corina und Frank Eisele hören zum Jahresende auf. Die Metzgerei Eisele an der Harzerstraße ist dann Geschichte. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Traditionsmetzgerei Eisele schließt zum Jahresende / Bewusster Schritt aus der Selbstständigkeit

In diesem Jahr feiert die Metzgerei Eisele ihr 90-jähriges Bestehen. Es wird der letzte Geburtstag sein, denn Frank und Corina Eisele haben das Ende des Familienbetriebs eingeleitet. Zum Jahreswechsel schließen sie ihr Geschäft an der Harzerstraße.

VS-Schwenningen. Mehr als 70 Stunden Arbeit pro Woche, höchstens zehn Tage Urlaub im Jahr und kaum einen Sonntag, an dem nicht doch irgendwas Geschäftliches anfällt: Nach 22 Jahren wollen Frank und Corina Eisele diese Last nicht mehr tragen. "Wir haben uns dazu entschieden, die Selbstständigkeit aufzugeben", erklärt das Ehepaar sichtlich erleichtert.

Sie führen die Metzgerei noch bis Jahresende in dritter Generation. Eduard Eisele, Großvater des heutigen Inhabers, pachtete ab 1929 das Geschäft von Johannes Storz und kaufte es 1938. Der erste Generationswechsel erfolgte 1965 mit der Übergabe an Eiseles Sohn Karl, der wiederum die Metzgerei 1997 seinem Sohn und seiner Schwiegertochter überließ. Nachdem klar war, dass sich ihre Kinder beruflich anders orientieren würden, trafen Corina und Frank Eisele die Entscheidung. "Wir haben immer gesagt, wir warten ab, bis unsere Kinder ihre Ausbildungen abgeschlossen haben, und schauen dann weiter", berichtet Frank Eisele.

Und so stand der Entschluss, die Metzgerei aufzugeben, Ende vergangenen Jahres fest. "Wir wollen uns einfach jetzt beruflich verändern, solange es uns auch altersbedingt noch leichter fällt", erklärt der 51-Jährige. Während sich Frank Eisele sogar vorstellen kann, "etwas ganz anderes" zu machen, sieht auch Corina Eisele für sich zwei Optionen. Die gelernte Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) würde sowohl in ihren erlernten Beruf zurückkehren, als auch weiter in einer Metzgerei arbeiten. "Wenn es wieder als PTA klappt, dann ist das okay. Aber in den Metzgereien bekomme ich sicherlich überall was", macht sich die 50-Jährige keine Sorgen um die berufliche Zukunft.

In diese soll es allerdings nahtlos übergehen. Auch wenn sie die letzten Jahre kaum Freizeit und viel Arbeit hatten, sei eine Verschnaufpause nicht vorgesehen. "Es ist schon besser, wenn wir gleich weitermachen", betont Corina Eisele und lacht. Auch wenn sich ihre berufliche Perspektive erst in den kommenden Monaten klären wird, haben die beiden zumindest von ihrer privaten Zukunft eine klar Vorstellung: "Wir werden viel mehr Zeit für Freunde und Familie haben", freuen sich Eiseles.

Verständnis der Kunden

Doch bei aller Vorfreude lassen sie natürlich auch das Hier und Jetzt nicht außer Acht. Denn damit verbunden ist immerhin das Ende einer Traditionsmetzgerei, das auch Angestellte und viele Stammkunden betrifft. "Wir haben zwei Angestellte, die sich eine neue Stelle suchen müssen. Unsere Aushilfen, die uns seit Jahren trotz ihres erreichten Rentenalters die Treue halten, werden nichts mehr Neues suchen", erklärt die Chefin.

Auch die Kunden zeigten bislang Verständnis. "Klar, viele von ihnen sind traurig. Aber wir haben noch niemanden erlebt, der unsere Entscheidung nicht nachvollziehen konnte."

Ein Verkauf der Metzgerei zogen die Inhaber nie wirklich in Betracht. Einerseits sei die Branche ohnehin vom Nachwuchs- und Fachkräftemangel massiv betroffen. Andererseits finde sich kaum jemand, der sich die Last der Selbstständigkeit auflädt. "Die wenigsten Leute kaufen sich heute von ihrem Geld Arbeit", sagt Frank Eisele schmunzelnd.

Wie es mit den Räumen der Metzgerei, die Eigentum der Familie sind, weitergeht, steht noch in den Sternen. Frank Eisele würde am liebsten an eine Metzgerei vermieten. "Das wäre sicherlich die einfachste Lösung von der Raumaufteilung her." Leider, so schätzt Eisele die Situation ein, sei dies aber nicht die wahrscheinlichste Perspektive. "Wenn das nicht klappt, müssen wir eben nach einer Alternative suchen." Diese, da sind sich beide einig, will aber gut überlegt sein. Schließlich grenzt die Metzgerei an ihr Wohnhaus.

Für Frank und Corina Eisele gilt es in den verbleibenden dreieinhalb Monaten, ihre Kunden noch zu verköstigen und das eine oder andere nette Schwätzchen zu halten, um sich dann zum Jahreswechsel zu verabschieden.