Wollen mit einer Aufklärungskampagne die lebensbedrohliche Ketoazidose von diabeteskranken Kindern und Jugendlichen verhindern: Marianne Brunner, Kai Lichte, Elke Bettecken, Matthias Henschen, Joachim Spitz und Rainer Müldner (von links). Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Aufklärungskampagne soll erstaunliche Erfolge liefern / Nichtstun kann das Leben bedrohen

Von Birgit Heinig

Immer häufiger erkranken Kinder an Diabetes mellitus Typ 1. Zu spät erkannt, kann die Stoffwechselerkrankung innerhalb von Tagen und Wochen zu einer lebensbedrohlichen Ketoazidose eskalieren.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das soll mit einer Aufklärungskampagne des Schwarzwald-Baar-Klinikums verhindert werden. Elke Bettecken, die Diabetes-Beraterin an der Kinderklinik, setzte mit Zustimmung von Klinikdirektor Matthias Henschen und der pflegerischen Klinikleiterin Marianne Brunner die Kampagne um, holte den Oberarzt Kai Lichte ins Boot und gewann Rainer Müldner von der Wohnungsbaugesellschaft VS und Joachim Spitz von der prokids-Stiftung als Geldgeber.

Auf Plakaten und in Flyern, verteilt an Schulen, Kindertagesstätten und in Arztpraxen, soll auf die vier Symptome aufmerksam gemacht werden, die den Typ-1-Diabetes zuverlässig anzeigen: übermäßig großer Durst, daher auffällig häufiger Toilettengang, Gewichtsabnahme und andauernde Müdigkeit. Ein schnell beim Haus- oder Kinderarzt erledigter "Zuckertest" gibt Klarheit und die Behandlung mit Insulingaben kann sofort beginnen.

"Diese Autoimmunerkrankung ist nicht heil- aber gut behandelbar", sagt Kai Lichte. Die Kinder können – gut eingestellt – ein nahezu normales Leben führen, die Schule besuchen, Sport treiben und brauchen auch keine Diät einzuhalten – selbst Süßigkeiten sind erlaubt. Wichtig ist es Klinikdirektor Matthias Henschen, deutlich zu machen, dass beim Typ 1 im Gegensatz zum Typ 2, der sogenannten Altersdiabetes, weder Übergewicht noch ungesunde Ernährung als Ursache in Frage kommen.

Obwohl noch nicht ausreichend erforscht, werden genetische Veranlagungen, aber auch Umwelteinflüsse und vorangegangene Viruserkrankungen als Verursacher angenommen. Von der Wirksamkeit der Kampagne erfuhr Bettecken im Februar beim Hecker-Symposium des Stuttgarter Gesundheitsamtes: In der Landeshauptstadt sank die Zahl der mit Ketoazidose auf die Intensivstationen eingelieferten diabeteskranken Kinder von 28 auf 16 Prozent. Vom "überwältigenden Erfolg" überzeugt, setzte sie alle Hebel in Bewegung, um Kindern und Familien die vor allem psychologisch einschneidende Erfahrung einer Ketoazidose, die bis zum Koma führen kann, zu ersparen.

Die Kosten übernehmen die prokids-Stiftung und die wbg, das Gesundheitsamt unterstützt über das Gesundheitsnetzwerk Schwarzwald-Baar und wird die Kampagne auch beim Diabetestag am 3. November vorstellen.

Der Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen im Alter von Null bis 19 Jahren. In Deutschland sind aktuell 32 500 von ihnen von der Autoimmunerkrankung, bei der die Insulin produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden, betroffen. Am Schwarzwald-Baar-Klinikum werden derzeit 150 behandelt, das Jüngste ist 14 Monate alt. Die Zahl steigt stetig.

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Der Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen im Alter von Null bis 19 Jahren. In Deutschland sind aktuell 32 500 von ihnen von der Autoimmunerkrankung, bei der die Insulin produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden, betroffen. Am Schwarzwald-Baar-Klinikum werden derzeit 150 behandelt, das Jüngste ist 14 Monate alt. Die Zahl steigt stetig.