Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Eishockey: Derzeit bereiten Hermann Vikoler und sein Team das Eis in der Helios-Arena auf.

Arbeiten in einer riesigen Kühlkammer – in diesen "Genuss" kommen bei den derzeitigen Temperaturen Hermann Vikoler und sein Team. Sie bereiten das Eis in der Helios-Arena auf. Doch die Hitze bringt auch für die Eismeister ihre Herausforderungen mit sich.

VS-Schwenningen. Einen der vermeintlich beneidenswertesten Jobs in der Neckarstadt haben derzeit wohl Hermann Vikoler, der Technische Leiter der Kunsteisbahn GmbH (KEB), und seine vier Eismeister. Und in der Tat – beim Betreten der Helios-Arena am Donnerstagmittag ist die etwa 13 Grad Celsius kalte Stadionluft eine wahre Freude für den hitzegeplagten Journalistenkörper. Vikoler steht da gerade mitten in der Arena. Mit einem Schlauch läuft er die gesamte Spielfläche ab und verspritzt eine dünne Schicht Wasser-Kreidemehl-Gemisch. Ist dieses "angezogen", wird wiederholt. Etwa ein Dutzend Mal. Wenn sie etwa zwei Zentimeter stark ist, spricht man bei der weißen Schicht vom Grund-Eis.

"Am Freitag sind wir damit fertig. Dem folgt zwei Tage lang die Linierung, also das Auftragen der Spielfeldlinien und Werbeflächen." Erst dann komme übers Wochenende erstmals beim Auftragen des Spiel-Eises die Maschine zum Einsatz, die man von den Spieltagen her kennt, erklärt der 47-jährige Schwenninger, der seit Anfang 1993 bei der KEB angestellt ist. Das erste öffentliche Eistraining der Erstliga-Eishockeycracks findet am 9. August statt.

Beim Kühlen des Bodens muss mit Bedacht vorgegangen werden

Für Vikoler – wie auch für seine vier "Jungs" Ronny Augstein, Patrick Mauch, Adrian Wrona und Manuel Strohm – ist das eigentlich alles Routine. In Schichten sorgen sie während der "Eiszeit" sieben Tage die Woche dafür, dass Freizeit-Eisläufer, Wild Wings, Jugendmannschaften und Curler (wenn die Sanierung der Halle beendet ist) für den Trainings- und Spielbetrieb optimale Bedingungen vorfinden.

Doch die Hitze der vergangenen Tage mache schon zu schaffen, wenn auch nicht direkt auf dem Eis. "Bevor wir das Grund-Eis auftragen, muss den Boder darunter über etwa eineinhalb Tage vorsichtig heruntergekühlt werden, weil sich sonst darin Risse bilden. Bei dieser Hitze muss da schon behutsam vorgegangen werden", erklärt Vikoler. Auch die Kühlanlage, die den Boden dauerhaft auf etwa minus acht Grad halten muss, ist entsprechend laut am Rödeln.

Gleich ist die vorhin aufgebrachte Wasserschicht fest. Bevor es zur nächsten Runde geht, führt der Technische Leiter durch die Halle und erläutert die weiteren Tätigkeiten seines Arbeitsbereichs. "Natürlich gehört dazu vor allem die Sichtprüfung und im Falle eines Defekts die Wartung der Kälte- und Lüftungsanlagen", ruft er im Technikraum zwischen den gigantischen Verdichtern der Kälteanlage. "Und natürlich die Kommunikation mit Fachfirmen, falls wir selbst etwas nicht beheben können." Darüber hinaus kümmern sich Vikoler und sein Team um die Heizung, die Sprinkler- oder die Notstromanlage.

"Für mich kommt dabei noch einiges an Büroarbeit dazu, etwa regelmäßige Dokumentation." Diese sei auch beim Einlernen in die Technik der neuen Kühlanlage der Eisbahn 2 wichtig gewesen. "Durch die Modernisierung sollte die Arbeit mit der Technik ja theoretisch einfacher sein. Aber nur, weil die Daten schneller aufbereitet sind, muss man ja immer noch wissen, was mit ihnen anzufangen ist", sagt der 47-Jährige augenzwinkernd.

Auch während der "Nicht-Eiszeit" von Mitte April bis Mitte Juli gebe es genügend zu tun. "Das Eis muss langsam abschmelzen und das Kühlmittel Ammoniak muss abgepumpt und versorgt werden", erklärt Vikoler. Dazu werde die Spielfläche gründlich gereinigt, dass mit dem "neuen" Eis wie eben derzeit flott begonnen werden kann. Es vergeht eine kurze Pause, während Vikoler über die Eisfläche blickt. "Und Urlaub sollten wir ja auch irgendwann mal nehmen", sagt er und lacht.

Passanten zuweilen vom nicht-sommerlichen Kleidungsstil verwirrt

Der Temperatur- und Kleidungsschock folge dann immer nach Feierabend. "Wenn wir in dickem Pulli, langer Hose und Jacke aus der kühlen Halle kommen, laufen wir erst einmal gegen eine Hitzewand", sagt Hermann Vikoler schmunzelnd. Und tatsächlich, spätestens im Auto führen die etwa 20 Grad Unterschied recht schnell zu regelrechten Schweißströmen. "Dann kann es schon mal vorkommen, dass da Leute stehen und fragen, was mit uns los sei." Das können die Schwenninger Eismeister mit der Helios-Arena im Rücken sicher immer flott aufklären. Und bis zur Rückkehr in die Redaktion sind immerhin die Füße kalt geblieben.

"In der Maschine befindet sich ein verdammt scharfes Messer, das bei jeder Eisaufbereitung etwa einen Millimeter der Oberfläche abschabt und wöchentlich ausgetauscht werden muss", erklärt der Eismeister der Helios-Arena, Hermann Vikoler. Dabei wird das Eis in den Auffangbehälter im Bauch der Maschine befördert, gleichzeitig aber neues aufbereitet. In den Wassertank komme nach der Aufbereitung nicht nur das gewöhnliche Wasser, sondern auch eine spezielle chemische Zusammensetzung, die für die nötige Eisbildung sorgt. "In den Tank kommen 900 bis 1000 Liter Wasser. Je nach Aufbereitung und Abnutzung des Eises füge ich dann noch 50 Milliliter von der chemischen Flüssigkeit hinzu", meint Vikoler.