Foto: alexanderuhrin – stock.adobe.com

Schutzmasken werden langsam knapp. Noch kein Anstieg von Aggressionen gegen Retter.

Villingen-Schwenningen - Sie arbeiten bis zum Umfallen und müssen dazu noch ein erhöhtes Infektionsrisiko auf sich nehmen. Doch wie sieht es mit dem Schutz für Klinik-Mitarbeiter oder auch Rettungskräften wie Polizisten in Coronazeiten aus?

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Und gerade in Zeiten der Verknappung von Schutzmasken kommt die Empfehlung: Bürger sollten sich generell mit (einfachen) Masken schützen. Solche Aussagen sorgen in Pflege-Kreisen eher für Kopfschütteln.

Die gute Nachricht zunächst: Die Zeiten, da externe Leute aus dem Klinikum Schutzmasken oder Desinfektionsmittel mitnahmen und selbst Toilettenpapier "Füße bekam", sind seit dem Inkrafttreten des Besuchsverbotes passé.

Es sind dem Vernehmen nach andere Entwicklungen, die mit Sorge beobachtet werden, von den alarmierenden Infektionszahlen einmal abgesehen. Zwar sei auch das Großkrankenhaus "super gerüstet" in Bezug auf Beatmungsgeräte und entsprechende Betten. "Doch es fehlt mittlerweile sehr an Schutz. Die Masken für uns werden allmählich knapp", wird an unsere Redaktion herangetragen. Vor allem die Spezialmasken. Nicht nur der sorgfältige Umgang mit Schutzkleidung sei oberstes Gebot: Die Masken befinden sich auch in einem abgeschlossenen Schrank.

"Was für ein Irrsinn"

Wie wird in dieser Situation der Verknappung das empfohlene Tragen von Schutzmasken für die Bevölkerung gesehen? "Jeder soll einen Mundschutz tragen? Was für ein Irrsinn", entfährt es einer Pflegekraft, die mit ihrer Meinung nicht alleine steht. "Erst müssen die, die am Patienten arbeiten, ausreichend ausgestattet sein."

Das strikte Einhalten von Sicherheitsabstand und Hygienevorschriften reiche völlig, soweit die Einschätzung einer zuverlässigen Quelle. Knapp die Stellungnahme von Klinik-Sprecherin Sandra Adams: "Wir haben noch Schutzmasken, aber es wird allmählich knapp." Bestellungen seien am Laufen.

Wie problematisch die Lage sich darstellt, zeigt nicht zuletzt eine bundesweit lancierte Petition, in der Pflegekräfte unter anderem eine sofortige Organisation der Beschaffung von wirksamen Schutzmaterialien fordern. Man wolle schließlich nicht "Kanonenfutter" sein.

Doch mit den Bestellungen von Schutzmasken ist das so eine Sache. "Aktuell haben wir noch genügend davon", berichtet Peter Metzger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Villingen-Schwenningen. Doch die "Situation ist angespannt". Das größte Problem, das auch Metzger sieht: Liefertermine würden verschoben oder aber nicht (mehr) bestätigt. Eines ist jedoch für ihn sicher: Ohne fehlenden Schutz gehe man nicht in die Einsätze.

Erleben die DRK-Mitarbeiter gerade in diesen schweren Zeiten einen Anstieg an aggressivem Verhalten? Immer wieder hatte auch der Schwarzwälder Bote darüber berichtet, mit welch unverschämtem Gebahren Rettungs- oder Polizeikräfte konfrontiert werden. "Noch ist alles geordnet und gesittet", erläutert der DRK-Verantwortliche. Immerhin: Die meisten Menschen scheinen die Lage ernst zu nehmen "und bleiben zuhause".

Äußerst positiv wertet es der DRK-Geschäftsführer auch, dass "hier alle bestens zusammen arbeiten", trotz der extrem angespannten Lage. Metzger möchte das Telefonat nicht beschließen, ohne ein "Riesenlob" an jene Menschen auszusprechen, die "bis zum Umfallen arbeiten und ein erhöhtes Infektionsrisiko auf sich nehmen müssen". Und genau für diesen Personenkreis seien auch Schutzmasken gedacht.

Entsprechend sieht er Empfehlungen kritisch, dass alle Bürger sich auf diese Art und Weise schützen sollten. Solche Aussagen brächten noch mehr Unruhe in die Bevölkerung als ohnehin bereits vorhanden sei.

Schutz nur im Ausnahmefall

Klinik-Sprecherin Sandra Adams ergänzt dies und räumt mit falschen Vorstellungen auf: Die normalen Masken schützen "nicht den Maskenträger, sondern eher das Gegenüber" und weist erneut auf den zentralen Aspekt hin: Das Wichtigste sei der gebührende Abstand.

"Auf der letzten Maske" sitzt das Polizeipräsidium Konstanz zwar noch nicht, der Bestand sei noch ausreichend, erläuterte Uwe Vincon von der Pressestelle. Von anderen Präsidien dagegen wisse er, dass Masken wie Desinfektionsmittel bereits knapp würden. Wie schützen sich die Kollegen, die auf Streife gehen oder in die Häuser, um Streitigkeiten zu schlichten?

"Mit Mundschutz laufen die natürlich nicht die ganze Zeit herum", erläutert Vincon, nur bei Verdacht auf eine infizierte Person oder wenn Bürger aus welchen Gründen auch immer den gegebenen Sicherheitsabstand nicht einhalten wollen. Bei Bedarf können Beamte auf Notfallset oder Notfallkoffer zurückgreifen, der stets "mitfährt".

Sehen sich Polizisten in Corona-Zeiten noch häufiger als sonst mit rabiaten Zeitgenossen konfrontiert, die ihnen zu nahe kommen oder gar ins Gesicht spucken? Das Thema Aggressionen, so Vincon, habe ihn durchaus über das Wochenende beschäftigt. Sicher seien nicht alle "lammfromm", oder halten den Sicherheitsabstand ein, letzteres liege manchmal auch am Migrationshintergrund und teils mangelnder Sprachkenntnis. Aber: "Noch erleben wir kein erhöhtes Aggressionspotential." Die Frage sei eben derzeit eher: "Wie sieht das wohl in 14 Tagen aus?"

Ob Schwarzwald-Baar-Klinikum oder auch Rettungsdienst: Neben Pflegeheimen oder anderen Einrichtungen erfahren auch sie, wie skrupellose Anbieter aus der Krisenzeit Kapital schlagen wollen und auch Masken zu überhöhten Preisen anbieten. "Wir bekommen schon reichlich seltsame Angebote", so Sandra Adams; das Klinikum habe "zum Glück" mehrere seriöse Anbieter an der Hand. "Täglich sehen wir uns konfrontiert mit Leuten, die uns Produkte zu unverschämten Preisen anbieten", bestätigt auch DRK-Geschäftsführer Peter Metzger und baut weiterhin auf bestehende Liefer-Kontakte.