Zum 100-jährigen Bestehen des damals reinen Männerchors im Jahr 1937 posieren die Sänger im Beethovenhaus. Foto: Schwarzwälder Bote

Ende einer Ära: Konzert des Liederkranzes am Samstag letzte Veranstaltung in dem ehrwürdigen Gebäude / Studenten ziehen ein

Wenngleich die Freude auf das Jahreskonzert überwiegt, kommt beim Liederkranz Wehmut auf, denn am Samstag, 10. November, singt der Chor zum letzten Mal im Beethovenhaus.

VS-Schwenningen. "Der letzte Vorhang fällt dann tatsächlich", sinniert Vorsitzende Brigitte Jani-Lutz. Als sie jüngst zusammen mit Hallenmanagerin Katja Hall in dem altehrwürdigen Gebäude war, um die Vorbereitungen für das Konzert zu treffen, sei das schon ein komisches Gefühl gewesen. "Es fehlt mittlerweile alles, sogar die Podeste sind bereits ausgeräumt worden", so Jani-Lutz. "Es steht nur noch der nackte Saal da."

Bislang war es ein Abschied auf Raten für die Sänger des Liederkranzes von "ihrem Beethovenhaus". Eigentlich hätte bereits 2015 das letzte Konzert dort gegeben werden sollen, aber die Neckarhalle brauchte noch ein bisschen Zeit bis zu ihrer Fertigstelltung. Vollzogen wurde immerhin im Frühjahr 2014 der Umzug des Probelokals vom Keller des Beethovenhauses in das neue Vereinsheim bei der Feintechnikschule.

Zum Jahresende ist nun endgültig Schluss im Beethovenhaus. Die letzte Veranstaltung wird das Konzert des Liederkranzes sein. Vergangenes Wochenende fand noch einmal der Tauschtag der Briefmarken- und Münzensammler dort statt. Die Stadt übergibt das Beethovenhaus an das Land Baden-Württemberg, das es für Polizeistudenten herrichtet. Damit geht nicht nur für die Stadt, sondern vor allem für den Liederkranz eine Ära zu Ende, der das Beethovenhaus Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut hatte.

Der Liederkranz, heute ältester Verein Schwenningens, wurde 1837 von zwölf Männern gegründet. Das mehrstimmige Singen war angesagt und zur damaligen Zeit reine Männersache. Im Laufe der Jahre wurden Frauenstimmen mit eingebunden und 1876 fand das erste Liederkranz-Konzert mit einem gemischten Chor statt.

1922 wurde der Frauenchor gegründet und, obwohl der Erste Weltkrieg viele Opfer gefordert hatte, war die Sängerzahl auf 230 angewachsen. Der Platz für Proben und Auftritte war beengt und so entschloss sich der Chor, das Beethovenhaus zu bauen. Dank großer Opferleistungen von Mitgliedern und Gönnern – vor allem vom Vorsitzenden Jakob Kienzle – konnte es 1927 eingeweiht werden, der Verein hatte damals 220 Sänger, 120 Sängerinnen, 535 Passive und 195 Ehrenmitglieder.

Der Zweite Weltkrieg und spätere finanzielle Belastungen führten zu einem rapiden Einbruch der Sängerschar und Mitglieder. Als 1965 der neue Dirigent, Gerhard Flaadt, den Chor übernahm, waren nur noch 32 Sänger und sieben Sängerinnen aktiv.

Um dem Liederkranz finanziell wieder auf die Beine zu helfen, wurde das Beethovenhaus 1968 an die Stadt Schwenningen verkauft. 1970 begann die Renovierung, die 1973 nach Fertigstellung mit einem großen Festkonzert des Liederkranzes gefeiert wurde. Die Chöre wuchsen erfreulicherweise wieder deutlich an.

Bei jährlichen großen Konzerten wurden hohe Anforderungen an die Sänger gestellt und es gab zahlreiche Preise für gelungene Auftritte. Da die Anzahl der Männer trotz aller Bemühungen stetig abnahm, beschloss der Verein, 1992 den Männerchor mit den Sängern des Volkschores zusammen zu schließen. Aus demselben Grund schlossen sich 1997/98 die Sängerinnen des Volkschores dem Frauenchor des Liederkranz an.

Ein erfreuliches und zukunftsweisendes Ereignis war 1991 die Gründung einer Sing- und Spielgruppe.

Vizechorleiterin Brigitte Jani-Lutz und Pädagogin Ingrid Riebl legten den Grundstein für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit, die inzwischen mit drei Frühfördergruppen, einem Kinderchor und zwei Jugendchören bis heute erfolgreich ist. Ab 2019 wird der Liederkranz dann seine Erfolgsgeschichte mit Auftritten in der Neckarhalle fortsetzen.

Das Konzert des Liederkranzes in musikalischer Begleitung des Ensembles der Musikakademie Villingen-Schwenningen am Samstag, 10. November, 20 Uhr, im Beethovenhaus ist mit "Movie Night" überschrieben. Es werden bekannte Filmmelodien aus der UFA-Zeit und aus Hollywood zu hören sein. Es singen der gemischte Chor, der Frauen- und Männerchor sowie die Little und Young Voices. Am Klavier begleitet Huba-Jozsef Santha die Chöre. Die Gesamtleitung hat Daniel Sütö. Durch das Programm führt Erika Schmidt. Karten zu 15 Euro sind bei den Mitgliedern des Liederkranzes erhältlich.