Pinocchio erwacht zum Leben, während der alte Geppetto im Hintergrund selig schläft. Die Blaue Fee und die Grille begleiten den Holzjungen fortan fürsorglich durch die Schule des Lebens. Mit viel Liebe zum Detail und vor kreativen Kulissen zauberte das Theater Liberi aus dem italienischen Klassiker von Carlo Collodi ein tolles Musical. Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Theater Liberi macht aus dem italienischen Klassiker ein wunderschönes Musical für Familien

Die Geschichte um den kleinen Holzjungen Pinocchio fasziniert seit den 80er Jahren ungebrochen. Das Theater Liberi aber verpasste dem Märchen von Carlo Collodi in seiner Musical-Bearbeitung ganz neue Farben und wunderschöne Melodien. Das Publikum in der Neuen Tonhalle wurde verzaubert.

VS-Villingen. Einst war er ein Stück Pinienholz, dann eine Holzpuppe und schließlich der unangefochtene Publikumsliebling in der Neuen Tonhalle: Pinocchio, gespielt von René Britzkow. Der Schauspieler verkörperte die Holzpuppe in der Musical-Inszenierung des Theater Liberis mit so viel Charme und Leichtigkeit, dass sich die Kinder im Saal schnell mit dem Holzjungen des alten Geppetto (Rick Middelkoop) verbündeten und gemeinsam mit ihm zwar nicht in die richtige Schule gingen, aber doch die Schule des Lebens durchliefen.

"Ich will ein richtiger Junge werden", nahm sich Pinocchio vor. Geppetto, der seinen "Sohn" abgöttisch liebte, versetzte seine letzte Jacke, kaufte dem Jungen davon eine Schulfibel und schickte ihn los. Doch Pinocchio konnte all den Reizen und Verlockungen unterwegs einfach nicht widerstehen. Er gab ihnen eins ums andere Mal nach. So kam es, dass Pinocchio zum Star eines Puppentheaters wurde – fünf Goldmünzen hat er sich damit verdient. Die Holzpuppe, die weder Argwohn noch Intrigen kannte, traf jedoch auf das hinterlistige Räuberduo Fuchs und Kater, die den arglosen Jungen um sein Geld bringen wollten. Pinocchio ist enttäuscht – "das hätte ich nie von ihnen gedacht". Er hadert mit seinem Schicksal und wird von der Grille Grillyda (Sarah Honnen) aufgeklärt: "Manchmal fällt man auf die Nase, das gehört dazu..."

Er lernt aus Fehlern

Doch zu Pinocchios Geschichte gehört auch dazu, dass er aus seinen Fehlern lernt. Der alte Geppetto muss erkennen, als er dem Walfisch in dessen Bauch sitzend sein Leid mit seinem ungezogenen Sohn schildert: "Er ist mein Junge und ich bin sein Vater, ich liebe ihn trotzdem über alles!" Außerdem steht Pinocchio in der Blauen Fee (Lisa Siegel) eine sanftmütige Mentorin zur Seite, die seine Nase zwar wegen all seiner Lügen immer wieder ein Stückchen wachsen lässt, am Ende aber seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: Pinocchio wird ein richtiger Junge und stellt verblüfft fest: "Ich bin echt echt!"

Das gefiel auch dem vornehmlich jungen Publikum mindestens so gut wie die lockere, kindgerechte Musical-Inszenierung des italienischen Klassikers – da wurde mitgesungen, mitgeklatscht und -gewippt und auch die Erwachsenen honorierten die geschulten Stimmen, allen voran der Musicaldarstellerin Lisa Siegel, mit anerkennendem Applaus. Ausgelassener tosender Beifall der Familien war am Ende der Dank für die Crew des Theaters Liberi aus Bochum.

Und dessen Schauspieler indes waren selbst schuld: Sie mussten nachsitzen und ihren neugewonnenen Fans im Foyer noch viele Autogramme geben. Das Geheimnis, wie um alles in der Welt Pinocchios Nase es schaffte, wie von Zauberhand vor den Augen aller zu wachsen und zu schrumpfen, das allerdings wurde nicht gelüftet.