Foto: Foto: Schwarzwälder Bote

Denkmalamt stellt sich quer. Investor ärgert sich über Verzögerungen. Auch Richtergruppe hinkt hinterher.

Villingen-Schwenningen - Seit Monaten laufen die Planungen für die Umwandlung des Lyautey-Geländes in ein neues Wohngebiet. Doch bereits seit einiger Zeit kommt es zu Verzögerungen – aufgrund von Änderungswünschen des Landesdenkmalamtes.

Als "städtebauliche Bereiche rung" sieht Uwe Birk, Vorstand DBA Deutsche Bauwert AG aus Baden-Baden, die Umwandlung des ehemaligen Kaseren-Areals Lyautey entlang der Kirnacher Straße in Villingen in ein neues Gebiet für Wohnbebauung und Gewerbeflächen. Doch dem Investor, der den Großteil des Geländes inklusive der denkmalgeschützten Gebäude im September vergangenen Jahres gekauft hat, reißt allmählich der Geduldsfaden. Schuld daran sind Anforderungen an den Denkmalschutz.

Verzögerungen

"Seit einem dreiviertel Jahr sind wir mit dem Landesdenkmalamt in Kontakt", berichtet Birk, "und ständig gab es weitere Nachfrage, sodass wir verschiedenste Änderungen vorlegen mussten." Nun reicht es dem Vorstand der DBA jedoch. Im derzeitigen konkreten Fall geht es um den Dachgeschossausbau der Mannschaftsgebäude (Baujahr 1914), in denen knapp 120 Wohnungen untergebracht werden sollen. Laut Birk störe sich das Landesdenkmalamt daran, dass die DBA hier Balkone und Dachöffnungen plant, um auch in den Dachgeschosswohnungen für gute Lichtverhältnisse zu sorgen. "Man wünsche sich einen ›minimalinvasiven Eingriff‹", zitiert Birk die Vorgaben der Denkmalschutzbehörde, also: quasi keine Veränderung, nur Erhaltung.

Abgesehen davon, dass diese Vorgabe kaum für Wohnqualität sorge, halte er es hinsichtlich der Landesbauordnung für nicht konform, um dort Wohnungen unterzubringen. Leerlassen möchte er die Dachgeschosse aber gewiss nicht. "Dafür sind sie zu beliebt." Bisher sei noch unklar, ob es eine Lösung geben würde. Birk: "Wir haben aber noch Hoffnung und weitere Überlegungen, wir wir zu einem Konsens kommen." Dennoch sei er über das Verhalten der Behörde überrascht. Mit anderen habe es bislang immer geklappt, "und wir haben bisher um die 1000 denkmalgeschützte Wohnungen saniert", so der DBA-Vorstand. In diesem Zusammenhang betone er ebenfalls, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt gut laufe.

Weitere Planungen

Abstimmungsbedarf gibt es jedoch auch hinsichtlich der weiteren Planungen auf dem Gelände. Bei solch großen Projekten sei dies jedoch nicht ungewöhnlich, betont Birk. Demnach stand bereits im Frühjahr fest, dass der Bebauungsplan für einen Teil der Fläche und Gebäude geändert werden muss. Das Verfahren wurde bereits gestartet und die Änderungen sowie Ergänzungen werden derzeit seitens der DBA bearbeitet. Nach Angaben von Birk sollen die Bebauungsplanänderungen im Sommer in den Gemeinderat kommen.

Im vierten Quartal möchte man mit dem Bau von vier Mehrfamilienhäusern im nördlichen Bereich des Grundstücks beginnen. Dort sollen 80 Wohnungen entstehen. Geklärt sei mittlerweile zudem, dass in diesem Bereich ebenfalls die insgesamt etwa 20 geförderten Wohnungen realisiert werden. Probleme gebe es noch mit der Erschließung des Geländes. Diese erfolgt, wie bereits berichtet, über den Innovationspark, dem ehemaligen Saba-Gelände und damit über Flächen, die der Richtergruppe aus Mainz gehören. Hinsichtlich der Arbeiten gibt es allerdings Verzögerungen, die die DBA nun zwingen, einen Plan B zu verfolgen. Denn: Ohne Erschließung könne kein Baubeginn erfolgen. Geplant sei deshalb im Bereich des Eingangstores zum Gebiet an der Kirnacher Straße eine Auffahrt zu realisieren und die Erschließung zunächst darüber und damit unabhängig von der Richtergruppe erfolgen zu lassen.

Diese lässt über ihren Projektentwickler Patrick Rößler verlauten, dass man zunächst die Vertriebsbemühungen für das Wohnungsbauprojekt abwarten möchte und sich die Erschließung deshalb verzögert. "Die Exposés sind raus, wir warten auf den Rücklauf", so Rößler. Geplant seien elf Mehrfamilienhäuser verschiedener Größe mit rund 250 Wohneinheiten. Realisiert werden sie voraussichtlich in Zusammenarbeit mit dem Immobilienunternehmen Ten Brinke. "Eigentlich hätte die Erschließung schon längst beginnen sollen, aber jetzt läuft’s", berichtet Rößler über den aktuellen Stand. Voraussichtlich im Sommer soll deshalb der Straßenbau beginnen.

Gesamtkonzept

Auf dem gesamten Kasernen-Areal sollen insgesamt 630 Wohnungen realisiert werden. Der größte Teil des Fläche (37 000 Quadratmeter) gehört der DBA Deutsche Bauwert, die unter Einbezug von sieben denkmalgeschützten ehemaligen Kasernengebäuden rund 380 Wohnungen erstellen möchte – sowohl in Neubauten, als auch in den bereits bestehenden Objekten. Geplant ist hierbei eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe. Das Gesamtvolumen der Investitionen seitens der DBA beträgt rund 75 Millionen Euro. Die weiteren 13 700 Quadratmeter Fläche im Norden des Areals gehören der Richtergruppe, die hier mit Ten Brinke Mehrfamilienhäuser bauen möchte.