In aller Ruhe knackt ein Grizzly eine Muschel. David Bittner erzählt von seinen Erlebnissen. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

story VS: Abenteurer erzählt von Romeo, Julia und Balou aus der Wildnis Alaskas

David Bittner, Biologe, Fotograf und Abenteurer, hielt das Publikum in der Neuen Tonhalle in seinem Bann. Im Rahmen des "Xtreme-Tags" der Eventreihe "story VS" erzählte er, begleitet von einzigartigen Bildern, wie er seit Jahren immer wieder Auge in Auge mit Grizzlys in der Wildnis Alaskas lebt.

VS-Villingen. Vor 15 Jahren sei er das erste Mal nach Alaska in einen Nationalpark gereist, in dem rund 3000 Grizzlys lebten, erzählt er. Er habe eine riesige Angst vor den Bären gehabt, und seine Intention sei ursprünglich gewesen, die beeindruckende Natur während aller Jahreszeiten zu fotografieren.

Das tat er auch mit eindrucksvollen Aufnahmen, viele davon aus der Luft. Aber er fand auch die Grizzlys, vielmehr fanden sie ihn. Er wurde nicht gefressen, aber wochenlang beobachtet, fuhr er fort. Gut sichtbar auf den riesigen Grasflächen des Naturparks, harrte er auf seinem Platz und wartete. Jeden Tag kamen die Grizzlys ein Stück näher, bis sie buchstäblich vor ihm standen in ihrer ganzen Größe.

Der erste Bär, ein riesiges Tier, das ihn begutachtete, drehte dann ab und trollte sich. Wahrscheinlich erzählte er seinen Kollegen, dieser kleine Mensch sei harmlos. Bittner wusste, dass er sich immer zeigen musste und vor allem auch, dass Weglaufen sinnlos war. Bewaffnet mit einem Pfefferspray, den er lieber in der Hosentasche ließ, baute sich nach und nach Vertrauen zwischen ihm und den Grizzlys auf. Es gelangen ihm unglaubliche Aufnahmen von den Grizzlys, die ihn irgendwie eingemeindet hatten und die ihn an tollen oft berührende Aktionen teilhaben ließen.

Hautnahe Einblicke

Witzig war der neugierige Blick einer Bärin, die dem Machtkampf zweier Bären zuschaute. Natürlich war ihr nur der Sieger gut genug, und Bittner bekam hautnahe Einblicke in die Paarung.

Vor der Wanderung der Lachse begnügten sich die Bären unter anderem mit Muscheln. In das flache Wasser eintauchen, mit einer Muschel auftauchen und Bittner eine Leerstunde erteilen, wie die Muschel geknackt wird, war schon beeindruckend.

Bittner, der längst seine große Angst überwunden hatte, aber trotzdem wusste, dass er keine Unruhe verbreiten durfte und darauf warten musste, dass sich die Bären ihm näherten, hatte sich in die erhabenen Grizzlys verliebt und kam Jahr für Jahr wieder in die Wildnis Alaskas, und freute sich wenn er einige Grizzlys vom Vorjahr wiedererkannte. Dann könne er ihnen auch Namen geben, erzählte er mit seinem trockenen Humor. Ein Paar nannte er Romeo und Julia, dann gab es Bala, Berta und den riesigen Balu.

Bei allem Vertrauen, mit Kuscheln war das nichts zu machen. Er machte nie den Fehler, ein Tier berühren zu wollen, selbst wenn sich der dicke Balu neben ihn legte und ein Nickerchen hielt. Eine Bärin habe ihn besonders sympathisch gefunden und wollte geradewegs in sein Zelt marschieren, was ihn dann doch etwas schlottern ließ.

Einmal hatte er seine Kamera unweit seines Standorts aufgebaut und die Kamera auf Vollautomatik gestellt. Das Gesurre interessierte einen Grizzly, der sich die Kamera vorknöpfte, hin und herschlenkerte, wobei sie beeindruckende Aufnahmen vom blauen Himmel schoss. Sprachlos mit Tränen in den Augen musste Bittner zuschauen, wie die Kamera dann im Wasser landete.

Als die Wanderung der Lachse begann, erlebte er den Kampf der Bären um die Lachse. Eine Bärenmutter hatte es schwer, auch noch ihren Nachwuchs zu ernähren. Laut bettelnd wollten sie von ihrer Mutter Lachse und nochmal Lachse haben. Mutter Bär wälzte sich im Gras neben ihm, säugte ihren Nachwuchs und Bittner konnte nur demütig das Vertrauen der riesigen Tiere in ihn bestaunen. Bittner wollte jedoch auch das Bewusstsein dieser letzten unberührten Regionen bei den Zuschauern wecken und erklärte am Ende seines Vortrags dem begeisterten Publikum: "Die Bären gab es vor uns, wir müssen sie respektieren."