Wegen der DSGVO sind die Fasnetsstüble in VS 2019 vor allem eines: streng geheim. Foto: exclusive-design – stock.adobe.com

Gäste sind willkommen, aber Stadt verrät Adressen der Besenwirtschaften nicht. Mit Kommentar

Villingen-Schwenningen - Die Fasnetsstüble in VS dürften unfreiwillig zum Fasnetsscherz werden: Die Stadtverwaltung erstellt eine Liste für eine Übersicht über die Besenwirtschaften – aber diese darf am Ende niemand sehen. Wegen der DSGVO sind die Fasnetsstüble 2019 nämlich vor allem eines: streng geheim.

"Wir möchten Sie informieren, dass die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) – abweichend von der Praxis in den Vorjahren – der Erstellung und Weitergabe einer Liste der Besenstüble leider entgegensteht", schrieb die Pressesprecherin der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen, Oxana Brunner, dieser Tage an die Redaktion des Schwarzwälder Boten.

Doch dem voran ging nach Informationen unserer Zeitung bereits eine Erhebung der Fasnetsstüble in der Doppelstadt. Die Betreiber der Besenwirtschaften haben demnach entsprechende Formulare ausgefüllt – doch weil auf diesen eine Einwilligungserklärung in Sachen Datenschutz fehlte, steckt man jetzt mitten drin im närrischen Datenschutzdilemma: Welchen wert hat ein Fasnetsstüble, wenn keiner wissen darf, wo es ist? Oder anders herum gefragt: Ist es nicht Sinn und Zweck eines Fasnetsstüble, dass deren Betreiber auch wollen, dass Gäste kommen, und demnach natürlich ein ureigenes Interesse daran haben, dass diese Info seitens der Stadtverwaltung – wie im übrigen seit Jahren üblich – auch weitergegeben wird?

Dabei ist die Datenpanne in Sachen Fasnetsstüble längst nicht die einzige seltsame Blüte, welche die DSGVO bei der Fasent in VS 2019 treibt. Ein Liedchen davon singen kann man beim Fotostudio Singer. Thomas Herzog-Singer. Jahrein, jahraus ging das Team von Foto-Singer an den hohen närrischen Tagen jeweils auf Fotosafari. Ihre Trophäen: Unzählige Bilder, auch Nahaufnahmen einzelner Teilnehmer ohne Scheme. Doch damit muss jetzt Schluss sein, denn: Diese Bilder einfach per Aushang im Geschäft oder im Internet zum Verkauf anzubieten, das lässt bei Bildern einzelner Umzugsteilnehmer ohne Maske der Datenschutz nicht mehr zu.

Um diese beliebten und in Villingen doch längst traditionellen Bilder auch künftig möglich zu machen, hat sich Thomas Herzog-Singer etwas Besonderes ausgedacht: Es gibt einen Foto-Stopp am Fasnetsmontag bis 11 Uhr und am Fasnetsdienstag bis 17 Uhr, gleich links hinter dem Riettor an der Stadtmauer. Jeder, der sich einzeln ablichten lassen möchte, kann nach dem Umzug dorthin kommen und wird von Luitgard Singer und Thomas Herzog-Singer nach Unterzeichnen einer Einverständnisverklärung fotografiert. Das Fotografieren beim Kinderumzug am Schmotzigen allerdings fällt für das Team von Foto Singer dann doch noch dem Datenschutz zum Opfer: Zu sensibel sei hier der Umgang mit den Bilddaten.

Kommentar: Paragrafenreiter

Von Cornelia Spitz

Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß? Was für den giftigen Zwerg im Märchen die richtige Strategie sein mochte, wäre für die Narren fatal. Man stelle sich vor: Die Fasnetsstüble öffnen, aber keiner geht hin! Fazit: Die Gruppen werden froh sein, wenn die Stadtverwaltung wie bislang den Doppelstädtern mitteilt, wo welche Besenwirtschaften geöffnet sind. Schade, dass sich die Verwaltung stattdessen hinter den DSGVO-Paragrafen versteckt und den schwarzen Peter weiterreicht. Es wäre ein Leichtes gewesen, mit den Betreibern der Stüble in Kontakt zu treten und um ihr Einverständnis zu bitten. Oder besser noch: Fünf grade sein lassen, anstatt den ganzen Datenschutzwahnsinn auf die Spitze zu treiben. Oder dürfen wir bald nur noch mit unterzeichneter DSGVO-Erklärung erfahren, in welchem Rathaus nun Herrn Roths Chefsessel steht?