Kaum Auslauf für die Pferde während der derzeit herrschenden Corona-Krise? Das wäre aus Sicht der Besitzer, auch zum Schutz der Tiere, nicht machbar gewesen. Nun hat die Stadt die Unklarheiten aus der Welt geräumt.Foto: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Kurzzeitige Verunsicherung von Pferdebesitzern aufgrund der Verordnung / Klarheit am Montagabend

Kurzfristig anberaumte Kontrollen der Stadt bei Stallbesitzern und Unklarheiten bei der Auslegung der Verordnung zur Corona-Krise gegenüber Pferdebesitzern haben am Wochenende für Unsicherheiten gesorgt. Diese konnten am Montagabend nun ausgeräumt werden.

Villingen-Schwenningen. Gaby Griesshaber, Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Schwenningen, wusste am Samstag gar nicht, wo ihr der Kopf steht. "Man hat uns plötzlich gesagt, der Stall sei gesperrt", berichtet Griesshaber im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Was war passiert?

Wie die Stadt Villingen-Schwenningen in einer Mitteilung berichtet, erhielt die Verwaltung Informationen, dass Reitlehrer nach wie vor Reitunterricht in Reithallen und Reitsportanlagen geben. "Nachdem der Betrieb aller öffentlichen und privaten Sportanlagen und Sportstätten jedoch per Corona-Verordnung untersagt ist, mussten Vor-Ort-Besichtigung erfolgen", so die städtische Pressesprecherin Oxana Brunner.

"Während dieser Vor-Ort-Besichtigungen wurden den Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes zahlreiche Aussagen entgegengebracht, dass Pferde bewegt beziehungsweise sogar geritten werden müssen. Diese Aussagen konnten am Samstagnachmittag allerdings fachlich nicht geklärt werden. Ein Betrieb der Reitsportanlagen konnte aber auch nicht ohne Weiteres zugelassen werden. Zumal für einzelne Anlagen widersprüchliche Aussagen zur Anzahl der Personen vor Ort vorlagen", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Der Reitsportbetrieb habe deshalb bis zur weiteren Klärung eingestellt werden müssen, alleinig der Stallbetreiber habe sich vorerst um die Tiere kümmern dürfen.

Das hatte kurzzeitig harte Folgen für die Stallbesitzer und die Besitzer der dortigen Pferde. "Unsere Pächterin musste sich allein um die knapp 50 Pferde kümmern", macht Griesshaber deutlich. Diese seien deshalb erstmal lediglich auf die Koppel geschickt worden und anschließend am Nachmittag, nach einer kurzen Pause, ging es zum Schrittlaufen in die Führanlage. Ausreichend Bewegung, so unterstreicht die Vorsitzende, sehe definitiv anders aus.

Bislang habe es während der Corona-Krise einen Schichtplan gegeben, mit dem es möglich war, dass alle Pferde von verschiedenen Freiwilligen – die den Abstand untereinander einhalten konnten – versorgt wurden und ausreichend Bewegung erhielten.

Doch: Griesshaber, der Pächterin Stephanie Städter und den weiteren Vereinsmitgliedern sowie Pferdebesitzern blieb aber vorerst keine andere Wahl, als diesen Schichtplan außer Kraft zu setzen und die Arbeit auf die Pächterin abzuwälzen. So habe man beim zuständigen Amt keine einheitliche Auskunft erhalten, "uns wurde sogar mit Gefängnis gedroht", berichtet sie. Entsprechend lagen die Nerven zunächst blank. Denn für die Tiere, für die Bewegung notwendig sei, hätte ein Nutzungsverbot der Anlage und nicht ausreichend Bewegung zudem gesundheitliche Folgen haben können. "Die Pferde kann man nicht einfach abschalten", macht Griesshaber deutlich und betont: "Das sind auch unsere Familienmitglieder!"

Vielmehr müsse man, allein aus Tierschutzrechtlichen Gründen und nach Richtlinien der Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ein entsprechendes Bewegungsprogramm durchziehen, "sonst können Krankheiten entstehen", macht die Vorsitzende deutlich.

Am Abend jedoch das Aufatmen bei Griesshaber und den weiteren Pferdebesitzern. Denn in einem Rundschreiben stellt die Stadt klar, dass die Pferde auch weiterhin nach den FN-Richtlinien entsprechend versorgt werden dürfen und ausreichend Auslauf erhalten. Nicht zulässig seien hingegen die Durchführung von Reitunterricht, reit-und fahrsportliche Aktivitäten. Zudem dürfen Reitplätze und Reithallen ausschließlich zur notwendigen Bewegung genutzt werden, das Ausreiten von Pferden und Kutschfahrten in freier Natur sind laut Stadt erlaubt.

"Wir sind jetzt erleichtert, dass es geklärt ist", so Griesshaber am Abend. Und, natürlich werde man auch weiterhin genau darauf schauen, dass die Verordnung und die Abstände zwischen den Tierliebhabern eingehalten werden.