Foto: © tonefotografia – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Klimanotstands-Regelung / IHK zeigt Unternehmen Wege zu mehr Nachhaltigkeit

Ein deutliches Pfff ertönt und damit ist für Simon Scholl eigentlich schon alles gesagt. Da entweicht etwas, was eigentlich drin bleiben sollte. Lecks und andere Energieschleudern, das ist das Spezialfeld von Simon Scholl, von der IHK. Er zeigt, zumindest in punkto Nachhaltigkeit, Unternehmen aus der Region, wo es langgehen könnte.

Villingen-Schwenningen. VS hat den Klimanotstand ausgerufen. Und jetzt? Bleibt es bei wohlfeilen Worten oder könnte in Sachen Nachhaltigkeit noch einiges mehr laufen.

Der Schwarzwälder Bote stellt nicht nur einige Beispiele vor, was in Sachen Klimaschutz bereits läuft, sondern lässt auch die Kristallkugel kreisen und widmet sich Alternativen. Simon Scholl ist der Mann vom regionalen Netzwerk Kompetenzstelle Energieeffizienz, kurz KEFF, für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, die an der Industrie- und Handelskammer angesiedelt ist. Unterstützt wird das Netzwerk hauptsächlich vom Umweltministerium des Landes und der EU, etwa zehn Prozent kommen von der Industrie- und Handelskammer.

Was seine Aufgabe ist? Scholl rattert los: Infoveranstaltungen, Beratungen, rund 200 Besuchstermine pro Jahr bei den der IHK angeschlossenen Unternehmen und Betrieben: Mit dem erklärten Ziel, Geschäftsführung und Belegschaft darzustellen, was mit einfachen Mitteln umsetzbar ist.

Ein Beispiel: Irgendein Betrieb im Oberzentrum, Schwerpunkt Zerspanung. Der Kompressor leistet ganze Arbeit, auch in punkto Abwärme. "Hier geht wertvolle Energie verloren", erläutert Scholl. Der Experte deutet auf einen Druckluft-Anschluss, so wie ihn etwa 50 Prozent aller Betriebe in der Region haben, auch die Global Players wie Kendrion oder Wieland. Wer genauer hinschaut oder vor allem hinhört, erkennt die Leckagen, ob bei Kuppelanschlüssen oder in Rohrleitungen und in porös gewordenen Schläuchen.

Chefs ganz Ohr

Eigentlich rennt er mit seinen Vorschlägen zum Thema Energieeinsparung und Klimaschutz meist offene Türen ein: "Es geht ja auch ums Geld sparen", meint der Schwabe mit einem Augenzwinkern. Werden Leckagen gleich entdeckt, ließen sich unnötige Ausgaben bis in den niedrigen vierstelligen Bereich jährlich umgehen, pro Leckage, fügt er hinzu. "Und je nachdem, wie groß das Leck ist."

Wer von Klimaschutz redet, der komme an modernster Lichttechnik ebenso nicht vorbei. Nachhaltige Lichtsysteme werden beispielsweise bei Waldmann Lichttechnik produziert: "Modernste Lösungen aus der Region für die Region", erklärt Scholl nicht ohne Stolz.

Doch, kommt er erneut auf Einfachst-Tipps zu sprechen: Was helfen die besten Systeme, wenn die Lampen über Nacht brennen: LED hin oder her. Es gelte nach wie vor der Grundsatz: "Der letzte macht das Licht aus."

Natürlich geht es in seinen Beratungen auch um energiesparende Heizpumpen, Investitionen, die "sich allemal auszahlen". Und schon gerät Scholl ins Schwärmen, wenn er von Drehzahl geregelten Systemen spricht, die Energie nur bei Gebrauch anzapfen und die Motoren nicht kontinuierlich weiterlaufen lassen. "Viele Unternehmen haben das schon."

Und schon wieder widmet sich Scholl der Abwärme, dem Vermeiden, was eine ordentliche Ersparnis bringe (rund 40 Prozent) oder dem sinnvollen Nutzen, indem dieses "Nebenprodukt" von Waschanlagen abgesaugt werde.

Offene Türen rennt er bei Betrieben und Unternehmen nicht nur ein, weil sich auch auf der Kostenseite Erfreuliches tut. Wer in moderne Technik und damit Klimaschutz investiere, erläutert Scholl, der könne auch Fördermittel abrufen. Freilich gehört es auch zu seinem Job, den Chefs und Geschäftsführern ein Wirtschaftlichkeitsgutachten zu präsentieren, das den positiven Effekt diverser Investitionen und Maßnahmen darstellt. Offenbar mit Erfolg. Seit KEFF-Beginn im Jahr 2016 sind die Antragszahlen auf Förderung in die Höhe geschossen.

Stagnierend dagegen der Anteil von Unternehmen, die mit einer Photovoltaikanlage auf ihrem Dach liebäugeln. Das Erneuerbare Energien Gesetz läuft aus, für viele ist gerade auch die Unsicherheit zu groß, wie die Kosten-Nutzen-Relation "danach" aussehe und ob sie in punkto Steuern noch ordentlich zur Kasse gebeten werden, stellt Scholl die Planungssicherheit dar: "Die Haltung im Bezug auf eine Installation ist deshalb eher abweisend."