Um als Glücksbringer zu gelten, muss Kevin Kunz einen sauberen Kamin oder wie hier, einen sauberen Ofen hinterlassen. Aber auch Büroarbeit gehört dazu. So heißt es vor allem abends: Rechnungen schreiben und Ergebnisse protokollieren. Fotos: Hanauer/Montage: Ulm Foto: Schwarzwälder-Bote

Kevin Kunz macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger / Traditionsberuf mit vielseitigem Aufgabenfeld

Von Julia Christiane Hanauer

u Er verkörpert in seiner Berufskleidung das Glück: Kevin Kunz. Der 19-Jährige ist Schornsteinfeger-Azubi im zweiten Lehrjahr und erlebt während der Arbeit tagtäglich, was es bedeutet, ein Glücksbringer zu sein.

"Schornsteinfeger ist ein Traditionsberuf. Mir ist wichtig, dass er weitergeführt wird", sagt der gebürtige Weigheimer. Tatsächlich gehe der Berufszweig bis ins Mittelalter zurück, als die ersten Rauchfänge über den Feuerstellen errichtet worden seien, erläutert Werner Rottler, der Ausbilder von Kunz. Durch die regelmäßige Reinigung des Schornsteins wird verhindert, dass sich die Rußablagerungen irgendwann entzünden. Daher entstand schon früh das Sprichwort, dass der Schornsteinfeger das Glück ins Haus bringt – und hält sich bis heute. Das erlebt auch Kunz in seinem Arbeitsalltag, wenn die Kunden ihm über die Knöpfe oder die Schulter streichen.

Werner Rottler kennt seinen Azubi bereits seit Kindesbeinen an. "Er ist immer mit mir ein Stück die Leiter hochgeklettert, wenn ich bei seiner Familie war", berichtet er. "Ich habe immer gesagt: ‘Du wirst mal Schornsteinfeger’. Das hat nur niemand geglaubt, bis es soweit war." Zu seiner Ausbildung kam Kevin Kunz dann quasi über Nacht. Im vergangenen Jahr machte er ein zweiwöchiges Praktikum in Rottlers Betrieb. Danach war klar, dass er nach seinem Realschulabschluss diesen glücksbringenden Beruf erlernen möchte.

Der Arbeitstag von Kevin Kunz beginnt bereits um 7 Uhr. Dann werden die letzten Vorbereitungen getroffen und sich mit den Kollegen besprochen, bevor es dann um 7.30 Uhr zu den Kunden geht.

Über mangelnde Abwechslung in seinem Berufsleben kann sich der Azubi nicht beklagen, denn das Aufgabenfeld eines Schornsteinfegers ist vielseitig. Über 2000 Liegenschaften betreut Rottlers Betrieb in Villingen-Schwenningen. Der Kundenkontakt ist somit sehr intensiv, macht Kevin Kunz aber auch großen Spaß. Vor Ort werden beispielsweise die Kamine gereinigt und Abgasmessungen vorgenommen. Der Schornsteinfeger berät zudem oder begleitet die Installation beim Ofenbau. "Wir sind Ansprechpartner rund um alle Öfen", bringt es Rottler auf den Punkt. Neu hinzu kommt künftig auch das Thema Rauchmelder, die seit diesem Jahr in Neubauten installiert werden müssen.

Natürlich geht es als Schornsteinfeger auch auf die Dächer der Kunden. Für den Auszubildenden jedoch kein Problem: "Höhenangst habe ich keine." Vielmehr glaubt er, dass gerade bei Angst etwas passiert.

Auch Büroarbeit gehört zum Beruf des Schornsteinfegers: Rechnungen schreiben, Messergebnisse eintragen oder ähnliches. Während der dreijährigen Ausbildungszeit ist er zwei Mal im Jahr für sechs Wochen auf der Berufsschule in Ulm. Hier lernt der 19-Jährige die Theorie, wie Baurecht und die Landesbauordnung, aber auch Naturwissenschaften stehen auf dem Stundenplan der künftigen Schornsteinfeger.

Werner Rottler, sein Ausbilder, legt viel Wert auf soziale Kompetenzen und verweist auf die zehn Gebote des Schornsteinfegers. Freundlichkeit sei bei dieser Arbeit Voraussetzung, sowie Sauberkeit, Pünktlichkeit und vor allem Vertrauenswürdigkeit. Denn oft würden die Leute sie in ihr Haus und arbeiten lassen, ohne sie ständig zu beobachten.

Als nächstes großes Ziel steht für Kevin Kunz seine Gesellenprüfung im übernächsten Jahr an. Danach möchte er erst einmal arbeiten. Ob er danach seinen Meister macht oder studiert, steht noch nicht fest. Nur so viel: Er wird auch künftig als Glücksbringer zu den Leuten kommen.