Trauer um einen Freund: Hier an der Brigach wurde Daniel B. am 20. November leblos gefunden. Er erfror. Der 25-jährige Villinger starb offenbar völlig hilflos: Er hatte K.O.-Tropfen im Blut. Foto: Kienzler

Toxikologisches Gutachten weist bei verstorbenem 25-Jährigem Betäubungsmittel nach.

Villingen-Schwenningen - Es ist Gewissheit, traurige Gewissheit: Er konnte sich nicht wehren, er war völlig hilflos, bevor der Tod kam. Daniel B., der am Sonntag vor einer Woche leblos am Brigachufer aufgefunden wurde, hatte K.O.-Tropfen im Blut.

Zehn Tage nach dem Erfrierungs-Tod des 25-jährigen Villingers haben Polizei und Staatsanwaltschaft gestern die Ergebnisse des toxikologischen Gutachtens bekannt gegeben. Nach den bisherigen Erkenntnissen hat Daniel B. demnach das Betäubungsmittel GHB (Gamma-Hydroxy-Butyrat) im Körper; allem Anschein nach hat er es ohne sein Wissen konsumiert.

GHB ist flüssig, farb und geruchlos. In geringer Dosis kann es entspannend wirken, in stärkerer Dosis führt es zu Bewusstlosigkeit, setzt das Erinnerungsvermögen außer Kraft. Die auch als Liquid Extasy bekannte Droge wird deshalb als K.O.-Tropfen bezeichnet – Opfer sind oft Frauen, die nach der Verabreichung sexuelle Gewalt erfahren müssen.

Schachmatt gesetzt und ausgeraubt

Möglicherweise im Fall von Daniel B., starken Indizien zufolge bei weiteren Opfern hat es der mutmaßliche Täter, ein 30-jähriger Mann aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, dagegen ganz offenbar darauf abgesehen, seine Opfer zu betäuben, um sie auszurauben. In der Nacht, als Daniel B. starb, hat der Tatverdächtige nach Erkenntnissen der Polizei auf diese Weise einen 48-Jährigen im Inselparkhaus schachmatt gesetzt und ausgeraubt. Auch bei dem 48-Jährigen wurde GHB im Blut nachgewiesen.

Ende vergangener Woche hatte sich zudem ein 33-Jähriger bei den Beamten gemeldet, der ebenfalls am Samstagabend, 19. November, mit dem Tatverdächtigen Kontakt hatte – und, nachdem die beiden etwas getrunken hatten, in einen schlaflosen, beinahe bewusstlosen Zustand verfiel. Auch er wurde ausgeraubt. Weil sich der 33-Jährige erst spät bei der Polizei meldete ist ungeklärt, ob auch er von dem Tatverdächtigen K.O.-Tropfen verabreicht bekam – die Substanz kann nur innerhalb von 48 Stunden nachgewiesen werden.

Die Ermittlungen haben, wie die Polizei gestern mitteilte, aktuell weitere Vorfälle zu Tage gebracht, bei denen der Festgenommene in den vergangenen Wochen auf ähnlicher Art und Weise vorging. Personen, die in zurückliegender Zeit in der Villinger Innenstadt unterwegs waren und später Beschwerden wie Schläfrigkeit oder Übelkeit verspürten und die befürchten, in diesem Zusammenhang Opfer einer Straftat geworden zu sein, ruft die Polizei auf, sich als Zeugen zu melden. Eindringlich warnte die Polizei gestern noch einmal davor, Getränke in der Öffentlichkeit unbeaufsichtigt stehen oder sich von fremden Personen zu einem Getränk einladen zu lassen.

Der Tatverdächtige indes hat, wie die Polizei gestern unserer Zeitung sagte, zwar erste Aussagen gemacht; diese seien allerdings nicht gerade "zielführend" gewesen. Die Beamten der Ermittlungsgruppe "Brigach" ermitteln weiter mit Hochdruck, um den Mann demnächst in einer weiteren Vernehmung mit möglichst umfangreichen Indizien konfrontieren zu können.