Die Hotels sind während der Corona-Krise verwaist. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

Düstere Zeiten für Hotels und kaum Alternativen. Für einige wird es ein Desaster.

Villingen-Schwenningen - Die Kleine quengelt die ganze Zeit, dann ist das Internet wieder weg: Da käme das Angebot eines Hotels doch gerade recht, in einem ruhigen Zimmer zu arbeiten. Home-Office statt Touristen und Geschäftsreisende: Ist das eine ernste Alternative für verwaiste Hotel-Betriebe?

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Eher nicht, denn der Kreativität sind Grenzen gesetzt. Die gesamte Branche hofft auf ein Ende des Lockdowns, denn die Prognosen werden mit jeder Woche düsterer.

Während in den Geschäften die Kunden und mit ihnen das Leben und vor allem der Umsatz zurückkehren, starren Hoteliers noch immer gebannt nach Berlin und hoffen auf das nächste Gespräch, das ihnen vor allem eines bringen soll: Perspektiven für ihre durch die Corona-Krise schwer gebeutelte Branche.

Statt sich um Bestellungen und Reservierungen und das Gästewohl zu kümmern, spielen nun andere Überlegungen die Hauptrolle: Soll ich weitere Kredite beantragen, kommt mir mein Vermieter mit der Pacht entgegen, wie sieht es mit alternativen Nutzungen meiner Hotelzimmer aus?

Was tun, wenn plötzlich die Gäste ausbleiben? Ein Balinger Hoteliers-Ehepaar hatte eine Idee und setzte diese auch um. Die ungenutzten Zimmer im Hotel Thum wollten Thomas und Marina Meyer als Home-Office-Arbeitsplätze auf Zeit vermieten, so der Plan. Doch seit der Bekanntmachung des Angebots sind bereits einige Tage vergangen und die Reaktionen seien "leider zurückhaltend", war auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten zu erfahren. Und dies, so Marina Meyer, obwohl es anfangs sehr viel positive Resonanz auf das Angebot gegeben habe.

Wichtiger Rettungsschirm

Home-Office im Hotel? "Schön, wenn Zimmer überhaupt für eine solche Nutzung geeignet sind. Und wenn es eine Klientel dazu gibt..." Michael Steiger, selbst Gastronom aus dem Oberzentrum und Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, sieht jedoch die Forderung nach kreativen Lösungen eher skeptisch. "Wir sind Dienstleister und dies bedeutet eben Kundenkontakt. Das ist das große Problem."

Und Probleme gebe es für Gastronome und Hotels noch und nöcher, kommt er auf die massiven Umsatzeinbrüche zu sprechen. Die Soforthilfe für Betriebe in einer bestimmten Größe sei wichtig und gut gewesen, doch "ohne einen weiteren großzügigen Rettungsschirm geht es nicht".

Trifft es nur einen Teil der Branche so hart? "Große Häuser", so Steigers Bilanz, "sind genauso betroffen wie die kleinen Kneipen. Viele stehen vor Null und Nix". Seine Prognosen für die Branche verdüstern sich weiter: Sprach der erfahrene Gastronom und Verbands-Vorsitzende vor Ostern davon, dass wohl 20 Prozent die Umsatzeinbrüche nicht verkrafteten, korrigiert er jetzt die Zahl auf über 30 Prozent. "Für einige wird es ein finanzielles Desaster. Ein Drittel wird wohl nicht mehr aufschließen", je nachdem, ob Geschäftsinhaber in der Lage waren Rücklagen zu bilden, gerade hohe Summen investiert wurden oder Kredite am Laufen sind.

Was die Branche genauso belaste, sei die fortdauernde Unsicherheit, das Hoffen und Bangen, "das ist immens schwierig für alle".

Alternative Nutzungen wie Home-Office im Hotelzimmer? Da winkt auch Sabine Zeisberg (Parkhotel in Villingen) ab. "Das dürfte nur für eine handverlesene Klientel in Frage kommen." Nach wie vor kann auch sie die Gäste in ihrem Haus an einer Hand abzählen und denkt über Möglichkeiten einer Wiedereröffnung unter veränderten Hygiene-Vorzeichen nach. Die "Frühstückerei" in ihrer Buffetform, schätzt sie, ließe sich zunächst wohl nicht mehr weiter betreiben, eventuell würde sie ein "ganz normales Frühstück am Tisch servieren."

Es gibt Hoteliers in der Region, die möchten ihren Namen in der Zeitung nicht lesen, auch sie hatten vor der Krise eine außerordentlich gute Belegung. "Uns geht es nicht gut, wir haben die meiste Zeit geschlossen und öffnen nur für kleinere Gruppen." Die Hoffnung ist da, dass bis Juli der Betrieb wieder langsam starten könne, die Resignation aber auch: "Einige werden das nicht überleben."

Häuser werden renoviert

Andere, wie etwa die Inhaber des Hotel/Restaurants Rindenmühle in Villingen nutzen die betriebsarme Zeit, um das "Haus auf Vordermann zu bringen", erzählt Martina Weißer. Der Rest sei warten, warten darauf, was die Politiker sagen. Und sich in der Zwischenzeit doch Gedanken über die Zukunft und andere Lösungen zu machen, ergänzt sie.

Für Ronan Doran, Inhaber des Central Hotels in Schwenningen, sind trotz Gästeflaute unruhige Zeiten angebrochen: Sein Hotel gleicht einer Baustelle, Fassade und Dach werden saniert und Innenräume auf den neuesten Stand gebracht. Er hofft auf baldige Lockerungen und darauf, dass dann vor allem die deutschen Gäste nach VS kommen.

Die Zuversicht lässt sich der gebürtige Ire nicht nehmen: Nicht an einem trüben Regentag ("Ich fühle mich wie zuhause"), nicht durch die schwere Krise: "Wir müssen zuversichtlich bleiben, was anderes bleibt uns nicht übrig." Doch trotz einer positiven Grundstimmung konstatiert auch Doran: "Einige werden nicht überleben." Wie Michael Steiger bekräftigt auch er: "Ohne weitere Unterstützung geht es nicht."

Krise nach der Krise?

Wie sieht die Branche die Option einer möglichen Wiederaufnahme des Betriebs unter strengen Hygiene-Konditionen, Abstandsregelungen, Einsatz von Schutzmasken, Beschränkung der Gästezahlen? Nicht alle erkennen hier eine wirkliche Option. Wer vorher im Restaurant "Nase an Nase" sitzen hatte und jetzt mit deutlich weniger Gästen kalkulieren muss, dem "wird dies das Genick brechen", heißt es.

Hinzu komme der voraussichtliche Einbruch bei den einst so zahlreichen Gästen aus dem Ausland. Und die Skepsis: "Vielen Deutschen wird selbst für eine Inlands-Reise das Geld fehlen." Einige aus der Hotelbranche sprechen jetzt schon von der Krise nach der Krise. Doch es gibt auch andere Stimmen: "Wer demnächst Insolvenz anmelden muss, der war schon vorher klinisch tot."