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Was sagt Jürgen Roth zum vergangenen Jahr und den Plänen für die Zukunft? Ein etwas anderes Interview

Villingen-Schwenningen - Alle Jahre wieder kommt das Christkind. Während seines diesjährigen Zwischenstopps auf der Erde unterhielt es sich mit Oberbürgermeister Jürgen Roth.

Lieber Jürgen, warum sind denn die vier Kerzen an Deinem Adventskranz zu Hause fast unberührt? Bist Du dieses Jahr gar nicht in Weihnachtsstimmung?

Die vier Kerzen sind doch nicht unberührt – ich lasse sie brennen, jeden Abend!

Aber nur ganz kurz, oder?

Ja, nur ganz kurz – beziehungsweise für die Zeit, in der ich daheim bin und sie anschauen kann, bis ich dann schlafen gehe.

Aha! Vor lauter Hast also keine Zeit für die Besinnlichkeit? Du weißt aber schon, dass ich mir das anders vorgestellt habe....?

Ja, ich weiß, dass Du darüber sicherlich unglücklich bist. Aber in meinem ersten Amtsjahr muss ich da einfach ein bisschen mehr Invest bringen. Ich arbeite aber an mir, dass das noch viel besser wird und ich dann viiiiiel besinnlicher sein kann.

Okay, dann holen wir das mit der Besinnlichkeit und der Rückschau auf das Jahr eben jetzt nach. Erzähl’ mal, wie ist denn Dein Jahr so verlaufen? Was hast Du Gutes getan?

Das ist immer eine Frage der Betrachtung! Worüber ich mich aber sehr gefreut habe, sage ich jetzt einfach mal, ist die Aufnahme hier in Villingen-Schwenningen, ob in der Verwaltung oder auch bei der Bürgerschaft. Ich habe versucht, einige Dinge, die ich im Wahlkampf versprochen habe, auch auf die Straße zu bringen. Darüber waren manche auch wieder unglücklich. Im Endeffekt aber, glaube ich, sind alle zufrieden, dass wir jetzt einfach weniger Stolperfallen haben. Ich habe eine Sicht nach Innen als einen meiner Schwerpunkte gesetzt – also in die Verwaltung hinein, ein Kennenlernen. Auch da war mein Plan anspruchsvoller als das, was ich letztlich umsetzen konnte. Ich wollte eigentlich überall, in jedem Zimmer, einmal vorbeigekommen sein. Das habe ich sechs Wochen hingekriegt – aber ich habe nicht alle geschafft. Im nächsten Jahr muss ich noch daran arbeiten, dass ich die anderen Kollegen auch kennenlerne in ihren Büros.

Ich hoffe, die Mitarbeiter dürfen Dich nur von der Schokoladenseite kennenlernen?

(lacht) Ja. Naja..., nicht nur. Andererseits ist es doch auch die Aufgabe eines Behördenleiters und Chefs, nicht nur Schokolade zu verteilen, sondern auch manchmal Dinge zu regeln, die man regeln muss. Aber das kann man immer miteinander machen.

Da sind wir schon am richtigen Punkt: Die schlechten Dinge wollen wir nämlich nicht unter den Teppich kehren. Sei ehrlich: Wo hat’s gehapert?

In der Gesamtverwaltung, meinst Du? Oder bei mir?

Bei Dir natürlich!

Bei mir hapert es mit Sicherheit daran, dass ich sehr, sehr viele Termine habe und Kolleginnen und Kollegen gerne mehr Kontakt mit mir hätten. Wir treffen uns jede Woche in der Amtsleiterrunde, aber es sind viele Dinge, die wir einfach abstimmen müssen. Sie müssen sich noch an mich gewöhnen, herausfinden, wie tickt er und was er möchte. Das geschieht durch Gespräche. Nun haben wir da zwar schon ganz moderne Technik bekommen, aber man muss trotzdem mal Gespräche haben. Dafür muss ich noch mehr Zeit verwenden. Ich habe zwar auch nur 24 Stunden zur Verfügung – mehr hast Du mir ja nicht gegeben –, aber im ersten Jahr sind natürlich alle bemüht, mich kennenzulernen. Das wird vermutlich in den nächsten Jahren immer ein bisschen besser. Und mir ist wichtig, dass ich den Kontakt nach draußen nicht verliere, die Bodenhaftung, den Kontakt zu meinen Arbeitgebern, der Bevölkerung. Gleichzeitig muss ich das aber auch in die Verwaltung transferieren. Diese braucht Anleitung – Führung ist da, glaube ich, das falsche Wort. Ich will ja auch wissen, wie die das sehen – weil ich ja nicht alles weiß. Ich weiß ja das Wenigste...

Hoffen wir mal, Du hast während der Weihnachtstage noch ein bisschen Zeit in Dich zu gehen.... Dann dürfte es ja auch bei einem Hansdampf-in-allen-Ecken ein bisschen ruhiger werden, oder?

Ja, ich habe es mir fest vorgenommen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wobei....ohne Termine bin ich erst nach dem 26. Vorher habe ich ja noch zwei schöne Termine, einmal in Villingen, einmal in Schwenningen. Ich hoffe aber, dass ich dann bis zum 30. ein bisschen Ruhe finde. Ich habe mir daheim schon viele, viele Sachen hingelegt, die ich endlich mal machen kann – zum Beispiel den Steuerausgleich.

Hey, Du sprachst von schönen Sachen!

Jaaaaa. Okay: Ich freue mich darauf, mit meinen Freunden das Silvestermenü zusammenzustellen, einkaufen zu gehen und am 31. zu kochen.

Auch zu Weihnachten soll man bekanntlich schon geben. Was gibt’s denn bei Dir? Leckeres Essen, selbst gekocht? Geschenke für die Liebsten?

Ja und ja! Geschenke mache ich aber nicht nur an Weihnachten, die habe ich meistens schon vorher verteilt. Und gekocht wird an Weihnachten eine Gans, wie immer, jedes Jahr – eine Gans ohne Beilagen.

Gans ganz ohne Beilagen?

Ja. Ohne Beilagen. Nur Fleisch.... (überlegt) Naja, vielleicht noch einen kleinen leichten Salat.

Mmh. Was war für Dich eigentlich das schönste Geschenk im ganzen Jahr?

Ein immaterielles Geschenk ist es immer, wenn ich durch die Stadt laufe und mich die Leute anlächeln wenn sie "Hallo" sagen. Das ist für mich wirklich ein Geschenk, das ich auch sehr schätze. Oder so Kleinigkeiten, wenn etwa Frau Silbersdorf zu mir sagt, "gehen Sie bitte außen rum, denn Sie haben wenig Zeit. Wenn Sie durch die Stadt laufen, kommen Sie sicher zu spät...."

Ja, ja, Ihre Sekretärin die Frau Silbersdorf, die ist Gold wert...

Ja, absolut. Sie weiß, dass ich mich dann aufhalten lasse, wenn ich angesprochen werde – gerade weil ich das als Geschenk empfinde.

Stimmt, bei den Geschenken waren wir gerade...

Genau! Ich habe mir selbst auch schon ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Ich habe mir eine Nudelmaschine gekauft.

Und dann gibt’s Gans ganz ohne Beilage?!

(lacht) Vielleicht mache ich ja dann doch noch das eine oder andere Nüdelchen dazu.

Prima, das klingt schon besser! Nach so einem tollen Geschenk für Dich selbst darfst Du mir jetzt auch eins machen. Ich wünsche mir ein Lied von Dir. Welches stimmst Du denn am liebsten für mich an?

"Stille Nacht, Heilige Nacht", das gefällt mir sehr gut. Das hat für mich eine so tragende, tolle Bedeutung.

Dankeschön! Und zu Silvester und im neuen Jahr lässt Du’s krachen?

Ja, an Silvester koche ich schon seit Jahren mit Freunden. Und am 1.1. um 8 Uhr bin ich beim Neujahrsschießen, wie immer.

Dann wollen wir dafür sorgen, dass auch das Jahr 2020 ein Erfülltes wird. Was bist Du denn bereit, dafür zu tun? Was sind Deine Vorsätze?

Ich möchte einen Tag für mich haben pro Woche.

(Überrascht) Wie soll das funktionieren?

Das musst Du mir sagen, liebes Christkind! (lacht) Nein, im Ernst, ich habe mir das tatsächlich vorgenommen – wohl wissend, dass die meisten Vorsätze in der zweiten Kalenderwoche im Januar schon wieder zu enden beginnen. Und ich möchte weiterhin bei den Leuten bleiben. Ich möchte, wie jedes Jahr, mehr Zeit für Sport haben – es kann nicht sein, dass ich mir jedes Jahr eine neue Anzugskollektion kaufen muss. Und ich möchte mit dem Gemeinderat und der Verwaltung die Projekte auf den Weg bringen, die wir uns vorgenommen haben. Auch wenn kühlere Zeiten auf uns zukommen werden.

Also warm anziehen?

Manchmal ja.

Nun lieber Jürgen, dann danke ich Dir für dieses angenehme Gespräch und ich hoffe, dass ich auch 2020 den Nikolaus ohne Knecht Ruprecht und seine Rute zu Dir schicken darf.

(lacht) Ja, das hoffe ich aber auch ganz stark!

 Die Fragen stellte, stellvertretend für das Christkind, Cornelia Spitz